Heiße Kuesse im Paradies
gekommen bist", begrüsste er sie.
"Komm rein. Roxanne, bring uns bitte Kaffee."
"Gern."
"Setz dich", forderte er Carrie auf und deutete auf ein Ledersofa an der gegenüberliegenden Wand. "Das ist großartig."
"Ach ja?"
"Sieh mal, wir waren ein tolles Team. Und für dieses Projekt brauche ich Teamwork. Es ist eine riesige Sache. Wir haben eine ganze Etage abgeteilt und arbeiten unter strengster Geheimhaltung. Ich fürchte, du wirst Hunderte von Papieren unterschreiben müssen, in denen du dich verpflichtest, nichts zu verraten." Er winkte ab. "Aber das ist nichts, verglichen mit dem Ansehen, das uns dieser Etat bringen wird, falls wir ihn bekommen. Also, machst du mit?"
Heute war sie klüger als damals. So leicht würde sie sich von ihm nicht mehr überrumpeln lassen. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr vorstellen, was sie an ihm jemals attraktiv gefunden hatte. Seinen scharfen Verstand? Seine Redegewandheit? Er könnte sogar Eis an Eskimos verkaufen.
Damals war sie auf ihn hereingefallen. Das würde ihr nicht noch einmal passieren.
"Reden wir über Geld. Wie sehr will Global den Etat? Was wollen sie ausgeben?"
"Sie wollen ihn, ich will dich, und wir sind beide darauf vorbereitet, das Geschäft zu machen." Er nannte ihr eine Summe.
Carrie zuckte nicht mit der Wimper. "Ganz hübsch.
Wirklich. Aber ich muss auch irgendwo wohnen, essen, mich fortbewegen."
"Die Agentur bezahlt für die ganzen drei Monate ein Zimmer im Hotel gegenüber. Sie haben drei Stockwerke im Casa Suites gemietet. Sie wollen so wenig Außenkontakt wie möglich. Du bekommst deine Mahlzeiten hier und wirst völlig abgeschottet arbeiten, bis das Konzept steht." Er sah sie durchdringend an.
"Okay. Ich bin dabei."
"Großartig. Und weißt du was? Du wirst gleich mit der Arbeit anfangen."
Es war tatsächlich ein absolut geheimes Projekt. Jeden Morgen um halb sieben weckte die Hotelrezeption Carrie wie gewünscht. Dann duschte sie, zog sich an und war um acht zum Frühstück im Büro auf der gegenüberliegenden
Straßenseite. Um diese Zeit war die Arbeit bereits im Gang, und Carrie kam gewöhnlich nicht vor zehn ins Hotel zurück.
Es war eine äußerst schwierige Kampagne für einen
Kunden, der für seine Nervosität und Angst, den falschen Schritt zu tun, berüchtigt war. Ein Kunde, der den Ruf hatte, nie den Rat der Agentur zu beherzigen, und den seine Entscheidungsunfähigkeit Marktanteile kostete.
Carrie fragte sich, worauf um alles in der Welt sie sich da eingelassen hatte. Es war ein Kampf gegen Windmühlen.
Außerdem kam es ihr überhaupt nicht so vor, als sei sie in New York. Ihr Arbeitsplatz hätte überall sein können. Alles, was sie von der Stadt mitbekam, war der Feierabendverkehr auf der 52nd Street auf dem Rückweg in ihr Hotel.
Carrie war seit einem Monat fort, doch Hugh kam es wie eine Ewigkeit vor. Sie hatte ihm jeden Tag kurze, frustrierte E-Mails geschrieben: "Kunde ist schwierig. Arbeite rund um die Uhr. Probiere ein neues Konzept. MUSS eine neue Kampagne ausarbeiten."
Hugh verstand nicht, wie man so arbeiten konnte. Das war zu nervenaufreibend. Was er aber noch weniger verstand, war Carries Verschwinden. Wieso war sie gegangen?
"Geh und hol sie zurück", riet Old Man ihm. "Vielleicht hättest du sie gar nicht erst gehen lassen dürfen."
Aber wie hielt man einen so unabhängigen Geist wie Carrie, wenn alles Verlangen dieser Welt nicht genug war? Und wenn er je das Wort Liebe erwähnt hätte, wäre sie gleich am ersten Tag nach ihrer Rückkehr wieder verschwunden.
Liebe ... in dem Moment, als er sie gesehen hatte, war es um ihn geschehen gewesen. Dummerweise gehörte das Wort Liebe nicht zum Vokabular der Karrierefrau, zu der Carrie geworden war.
Elliott hingegen, der bloß eine tiefe, raue Stimme auf einem Band war, besaß die Macht, Carrie vierhundert Meilen weit Richtung Süden zu locken, während er, Hugh, trotz der Intimität zwischen ihm und Carrie nicht einmal die magischen Worte kannte, um sie in Paradise zu halten.
Das sagte einiges über Liebe und Verlangen ... und wie töricht Träume waren. All die Jahre hatte er auf Carrie, auf die Liebe gewartet. Und es war völlig umsonst gewesen. Denn Carrie war fort, und mit ihr hatte er ein weiteres Stück seiner selbst verloren.
Carrie sandte Hugh eine ganze Reihe von E-Mails: "Die heiße Phase beginnt. Ich habe den Partner gewechselt, und jetzt kann ich freier arbeiten. Konzept fertig. Konkurrenz ist mörderisch. Projekt streng geheim. Kann nicht darüber
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