Heisse Liebe in eisiger Nacht
ganz darauf an.“
„Wie meinen Sie das?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Es hängt von vielen Dingen ab. Von Ihrem Zustand, meiner Stimmung und ob Sie darauf bestehen, noch mehr anstößige Bemerkungen persönlicher Natur zu machen.“
Er hob die schwarzen Augenbrauen. „Soll das eine Drohung sein?“
„Eher ein Versprechen“, erwiderte sie übertrieben freundlich.
„Und was soll ich tun, wenn ich auf die Toilette muss?“
„Das Badezimmer ist gleich dort drüben.“ Sie wies auf eine Tür, die nur etwa anderthalb Meter vom Bett entfernt war. „Die Kette reicht bis dahin.“
„Und was werden Sie tun?“
„Es gibt noch eine Toilette auf dem Dachboden.“
Er überlegte kurz. „Hören Sie, mein Angebot gilt noch. Hören Sie jetzt sofort mit diesem Unsinn auf, damit ich Sie zurückbringen kann, und ich werde dem Richter sagen, dass Sie kooperiert haben.“
„Wie großzügig von Ihnen. Aber ich glaube, ich verzichte lieber. Sie mögen es ja nicht verstehen, aber wie ich Ihnen schon vorhin zu erklären versuchte, ist es mir völlig egal, was der Richter denkt – von mir zumindest. Es geht hier um meinen Bruder.“
„Verdammt, Bowen …“
„Wissen Sie, ich würde nicht so frech sein, wenn ich Sie wäre. Sonst könnte ich vergessen, jemandem zu sagen, wo Sie sind, bevor ich fortgehe.“
Seine Miene wurde wieder verschlossen. „Tut mir leid, Süße, aber das kaufe ich Ihnen nicht ab. Wenn Sie vorgehabt hätten, mich hier verrotten zu lassen und zu verschwinden, hätten Sie das schon getan. Sie werden sich schon eine bessere Drohung ausdenken müssen.“
„Das glaube ich nicht.“ Sie kam zu einem plötzlichen Entschluss. Er dachte also, er könnte ihr Verhalten voraussagen? Na, so was. Vielleicht konnte er es tatsächlich, was diesen speziellen Punkt anging, aber das hieß nicht, dass sie es ihm auch noch leicht machen musste. Es würde ihm sicher guttun, wenn er sich zur Abwechslung mal Sorgen machen müsste.
Sie nahm ihren Parka vom Haken neben der Tür, schlüpfte hinein und sah in der Tasche nach, um sicherzugehen, dass die Schlüssel zu Taggarts Wagen noch darin waren. „Dann also bis später. Oder vielleicht auch nicht.“
„Was, zum Teufel, soll das heißen?“, fragte er streng.
Sie lächelte verschlagen und griff nach ihrer Tasche. „Sie denken doch, Sie wissen alles. Finden Sie’s raus!“ Die Hand auf der Türklinke, warf sie ihm noch einen Blick über die Schulter zu. „Oh, und um noch eins klarzustellen. Ich würde selbst dann nicht mit Ihnen schlafen, wenn man Sie vorher in Schokolade tunken würde.“
Und damit winkte sie ihm noch ein letztes Mal zu und knallte die Tür hinter sich zu.
4. KAPITEL
Taggart hielt sich am Türrahmen des Badezimmers fest und schaute nach draußen in die schnell schwindenden letzten Strahlen des Tageslichts.
Na, wunderbar! Es wurde dunkel, und noch immer kein Zeichen von Bowen.
Er ging mit unsicheren Schritten zum Bett und setzte sich vorsichtig auf den Rand. Ganz behutsam, um seinen Kopf möglichst ruhig zu halten, beugte er sich vor, schnürte seine Stiefel auf, zog sie aus, legte sich dann zurück und streckte sich aus. Jetzt blieb ihm nichts zu tun übrig, als hilflos an die Decke zu starren. Nicht dass er sich wirklich Sorgen machte. Zumindest nicht sehr große. Er glaubte zwar immer noch nicht, dass jemand so gutherzig sein konnte, wie man von ihr behauptete, aber er war trotzdem sicher, dass die kleine Miss Genevieve zurückkommen würde – und das bestimmt nicht aus Besorgnis um seine Gesundheit.
Sie hatte sich zum Beispiel sehr große Mühe gegeben, zusammenzustellen, was immer da auf dem Herd köchelte. Warum hätte sie das tun sollen, wenn sie nicht vorhatte, zurückzukommen und etwas davon zu essen? Er selbst konnte ja schließlich nicht rankommen. Schon beim Gedanken an Essen lief ihm das Wasser im Mund zusammen, wie er verärgert feststellte.
Außerdem wäre sie bestimmt nicht ohne die Reisetascheund den Bücherkarton gegangen, die beide neben der Tür standen und die sie vom Pick-up hereingeschleppt haben musste, während er, Taggart, sich noch im Land der Träume aufgehalten hatte. Es wäre auch ziemlich gefährlich und dumm von ihr gewesen, so spät am Tag ohne Plan fortzugehen – und nach allem, was er bisher über sie wusste, war sie alles andere als dumm.
Inzwischen musste sie sich ausgerechnet haben, dass man sie frühestens in ein, zwei Tagen in Silver erwarten würde. Selbst wenn sie dann nicht auftauchten,
Weitere Kostenlose Bücher