Heisse Liebe in eisiger Nacht
Guter-Kumpel-Tour abzuziehen, aber wichtige Dinge waren schließlich nie leicht.
Er würde ihr nicht seine Lebensgeschichte erzählen, sondern lediglich so höflich sein wie nötig, um sie zu beruhigen. Er wollte Miss Bowen den sprichwörtlichen Ölzweig reichen, bis sie jede Vorsicht aufgab oder er einen anderen Weg fand, sich zu befreien. Was seine Rache anging, würde er sich später etwas einfallen lassen.
Jetzt wollte er nur, dass seine quälenden Kopfschmerzenendlich aufhörten. Und dass Genevieve ein wenig berechenbarer wäre und wieder zur Tür hereinkam.
Die Nacht legte sich wie ein schwarzes Tuch über die Berge.
Genevieve war noch mitten auf dem Weg, der zur Hütte führte, und drosselte die Geschwindigkeit, bis ihre Augen sich an die plötzlich einsetzende Dunkelheit gewöhnt hatten. Trotz des Brummens des Motors hörte sie den Wind, der unaufhörlich durch die hohen schneebedeckten Bäume rauschte und die Zweige schaukeln ließ wie unruhige Gespenster. Hoch über ihr zogen immer mehr Wolken auf, die den Mond und nach und nach immer mehr Sterne verdeckten.
Ein Schauder überlief Genevieve. Sie redete sich ein, dass ihr nur kalt war. Die Heizung des Pickups funktionierte nicht, und ihre Finger, Zehen und Nase hatten schon vor zehn Minuten angefangen, taub zu werden. Leider war das nicht der einzige Grund für ihr Unbehagen. Sie hatte einfach Angst, so ganz allein im Dunkeln und umgeben von der ungezähmten Natur, während ein Unwetter aufzog.
Hinzu kam, dass sie hundemüde war von den aufregenden Ereignissen dieses Tages und auch von dem drei Meilen langen Marsch durch den Schnee, den sie gemacht hatte, um ihre Aufgabe zu erledigen. Da war es kein Wunder, dass sie allmählich wieder zur Hütte zurückwollte.
Selbst wenn das hieß, dass sie sie mit einem gewissen John Taggart Steele würde teilen müssen. Seinen vollständigen Namen kannte sie jetzt von den Zulassungspapieren in seinem Wagen, die eigentlich nur bestätigten, was sie schon von seinem Ausweis wusste, den sie ihm weggenommen hatte, als er noch bewusstlos gewesen war.
Es war ihr zwar egal, wie er hieß, aber es war interessant zu wissen, dass sein Name mit dem der Firma identischwar, die ihn hergeschickt hatte. Hundertprozentig konnte sie sich zwar nicht sicher sein, aber eigentlich konnte man wohl schon davon ausgehen, dass dieser Mann mit seiner unnachgiebigen, selbstsicheren Persönlichkeit eher ein Vorgesetzter als ein Angestellter war. Was sehr gut wäre, weil es bedeutete, dass er Macht besaß und niemandem Rechenschaft schuldete. Was es wiederum unwahrscheinlich machte, dass man bald nach ihm suchen würde.
Es wäre allerdings nicht klug, sich darauf zu verlassen, überlegte sie noch, als der Pick-up sich über den letzten Hügel rumpelte und die Hütte in Sicht kam. Zum Glück hatte sie das Licht auf der Veranda angemacht, bevor sie ging. Sie fuhr den niedrigen Hügel hinunter, hielt an, öffnete mühsam die ziemlich verbeulte Tür auf der Fahrerseite und ging ins Haus, Taggarts leichten Rucksack über der Schulter.
Genevieve hielt sehr viel davon, aufs Beste zu hoffen und selbst alles zu tun, was in ihrer Macht stand, wenn die Dinge nicht nach ihrem Wunsch liefen. Und deswegen, dachte sie zufrieden, während sie die Verteilerkappe aus ihrer Tasche holte und sie hinter einem Holzstapel versteckte, wird Taggart zuerst einmal ein Ersatzteillager ausfindig machen müssen, bevor er mit seinem großen schwarzen Jeep losfahren kann. Aber natürlich muss er ihn vorher erst in der verlassenen Scheune finden, in der ich ihn versteckt habe.
Sie klopfte sich den Schnee von den Stiefeln und bedankte sich innerlich herzlich bei Alan, der „Alans Grundwissen über den Automotor“ geschrieben hatte. Dann stieß sie die Tür auf und ging hinein, wobei sie unwillkürlich die Schultern straffte und sich für die nächste Konfrontation mit ihrem alles andere als charmanten Gefangenen wappnete.
Zu ihrer Überraschung begrüßte er sie nicht mit einer sarkastischen Bemerkung. Stattdessen lag der Raum, bis aufdas schwache Zischen des Feuers, in unheimlicher Stille.
Genevieves Herz setzte einen Schlag aus. In der kurzen Zeit, die sie brauchte, um den Rucksack fortzuwerfen und zum Bett herumzuwirbeln, gaukelte ihre Fantasie ihr das schlimmste Szenario vor: Taggart hatte es irgendwie geschafft, sich zu befreien. Jeden Moment würde er aus dem Schatten hervorspringen, seine muskulösen Arme um sie legen und sie an seine breite Brust ziehen.
Nein,
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