Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
weiten Ärmeln hervorstanden. Zögernd holte Shane eine zweite Paintball-Pistole hervor und lud sie. »Du hast zehn Schuss, also ballere nicht wild herum«, meinte er, als er sie ihm aushändigte. »Und benütze die Waffe nur, wenn dich jemand bedroht. Schieß auf keinen Fall vor mir.«
»Ich habe schon mit einem echten Gewehr geschossen«,
brummte Garth beleidigt, als er die Waffe entgegennahm und in den Sumpf zielte. »Poff, poff, poff.«
»Gehen wir.«
Sie schritten den schmalen Pfad hinunter, Shane voran. Dabei hielt er den Pistolengriff gegen seine Schulter gepresst. Die Augen folgten dem Lauf, der Finger blieb am Abzug.
»Ich muss Ihnen etwas sagen«, flüsterte Garth.
»Was ist das?« Shane setzte tastend seinen linken Fuß vor, als er etwas spürte. Er richtete den Blick nach unten und bemerkte eine dünne Angelschnur, die sich über den Weg spannte. »Fallen«, meinte Shane, ohne Garth anzusehen. »War es das, was du mir sagen wolltest?«
»Ja.«
»Und wieso rückst du erst jetzt damit raus?« Shane erwartete keine Antwort auf seine Frage. Er kniete nieder und folgte der Angelschnur mit den Augen. Sie verschwand rechter Hand in einem Busch am Fuß eines Baumes. »An was hängt das Ding denn?«
»Vermutlich an einem dornigen Ast.«
»Also kein Warnsystem? So was wie eine Dose an einer Schnur zum Beispiel?« Shane sah den Baum hinauf. Jemand hatte einen Zweig nach hinten gebunden und ihn so gespannt. An diesem Zweig waren mehrere spitze Stöckchen befestigt. Einfach und billig, aber wenn es einen traf, tat es weh wie die Hölle.
»Nein. Opa will nicht, dass jemand stirbt. Er kann es nur nicht leiden, dass Fremde hier herumschnüffeln. Die kriegen dann ihr Fett ab. Er denkt, dass das Gebrüll, das die Leute von sich geben, wenn sie in eine Falle tappen, Warnung genug ist. Jimmie hat’s eines Tages erwischt. Der hat vielleicht gebrüllt. Ich sagte Ihnen ja, dass es keine gute Idee ist, mit Opa zu reden.«
»Geh einen Schritt zurück.« Shane ziepte mit dem Lauf der Pistole an der Angelschnur. Der Zweig schnellte auf ihn zu und wippte noch ein wenig, bevor er innehielt und sie sich darunter hinwegducken konnten. »Noch mehr Fallen?«
»Mein Cousin Fred stellt sie auf«, antwortete Garth. »Zu was anderem taugt er nicht, aber im Fallenstellen ist er gut. Er hat sogar mal einen Alligator gefangen.«
»Soll das heißen, dass du nicht weißt, ob noch weitere Fallen auf uns warten und wo sie sind?«
»Sag ich doch. Fred weiß das. Aber Fred kann mich nicht ab. Einmal …«
»Still.« Lautlos glitt Shane vorwärts. Er ging auf den Fußballen, die Sohlen immer in Kontakt mit dem Boden. Dabei achtete er auch auf die kleinste Unregelmäßigkeit.
Auf den nächsten dreihundert Metern setzte er noch weitere zwei Fallen außer Betrieb. Nun waren sie auf dem Weg ins Herz – vielleicht auch eher in die Eingeweide – der Finsternis.
»Hier wohnt Fred«, meinte Garth, als sie die dritte Falle entschärft hatten.
Ein schäbiger Wohnwagen stand verloren unter einer riesigen Eiche. Kein Lebenszeichen.
»Tagsüber schläft Fred normalerweise«, erklärte Garth. »Der Rest der Familie lebt irgendwo zwischen hier und Opas Wohnwagen. Drum gibt’s hier wahrscheinlich auch keine Fallen mehr.«
»In Ordnung«, sagte Shane. »Geh voraus. Wir statten jetzt deinem Großvater einen Besuch ab.«
Garth hielt die Paintball-Pistole vor sich hin und ließ die Mündung theatralisch von rechts nach links wandern. Die Hälfte der Zeit zeigte der Lauf der Waffe dorthin, wo seine Augen nicht waren. Zu viele schlechte Krimis , dachte Shane. Immer mehr schäbige Wohnwagen wurden sichtbar. Sie nisteten im dichten Unterholz wie gestrandete Ufos. Eine unterprivilegierte Gattung von Marsmenschen lebte hier, die billigen Fusel liebte – zumindest nach den leeren Dosen und Flaschen zu urteilen, die hier herumlagen.
Shane bemerkte aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung
im Schatten und wandte sich geschmeidig um. Ein magerer junger Mann mit einem Gewehr war gerade dabei, seine Waffe an die Schulter zu heben, als Shane den Abzug betätigte und fünf Projektile abfeuerte. Sie trafen den Jungen an der Brust und setzten dabei eine Pfefferwolke frei.
Der Junge fluchte, ließ das Gewehr fallen und griff sich mit beiden Händen an die Brust, wo sich bald hässliche Quaddeln zeigen würden. Allerdings war die Pfefferwolke, die sich langsam ausbreitete, noch schlimmer. Er krümmte sich und begann zu husten.
»Gehen wir«, befahl Shane und
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