Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
Rhett gefragt?«
Joey sah aus dem Fenster. »Ich frage immer nach Rhett. Ich mache mir eben Sorgen, wenn die beiden da draußen allein sind.« Er wandte sich zu Shane um. »Ich kenne sie von Kindesbeinen an. Sie hat immer den Sommer bei Lisa Livia verbracht, als sie noch zusammen im Internat waren. Dann kamen sie regelmäßig ins Café und fragten mich aus. Lisa Livia wollte immer wissen, wie man ein Café führt und so weiter. Bei ihr ging es immer ums Geld.« Er lachte. »Lisa Livia! Die weiß, wo der Hammer hängt. Aber Agnes, die interessierte sich immer nur für eins: fürs Kochen. Dauernd wollte sie wissen, wie man dies macht oder jenes. Und warum ich welche Gewürze verwende.«
Shane sah konzentriert auf die Straße. Über die Thibaults kein Wort. Über Agnes ein ganzes Poesiealbum. Netter Versuch, Joey .
»Dann wurden sie groß und kamen nicht mehr«, fuhr Joey ein wenig wehmütig fort. »Agnes schrieb mir jedes Jahr eine Weihnachtskarte.
Manchmal schickte sie mir Sachen, von denen sie dachte, sie würden mir gefallen. Sachen fürs Café. Aber dann vor drei oder vier Jahren kam Agnes plötzlich zurück und begann wieder, Fragen zu stellen. Mittlerweile hatte sie eine Kolumne in der Zeitung, und sie sagte, sie würde etwas über mich schreiben.«
Shanes Blick wanderte kurz zu dem alten Mann auf dem Beifahrersitz hinüber. Der grinste, als habe er eben einen Witz gemacht, doch der Stolz in seiner Stimme war kaum zu überhören.
»Über mich«, wiederholte Joey kopfschüttelnd. »Und dann las diese Verlegerin in New York die Kolumnen, in denen es um mich ging, und meinte, daraus ließe sich ein Buch machen. Und Agnes schrieb es. Die Verlegerin gab ihm den Titel Der Pate bittet zu Tisch . Es kam letzten Monat heraus und verkauft sich wohl richtig gut. Daher hat Agnes das Geld für ihre Hälfte der Anzahlung auf das Haus.« Er sah aus dem Fenster. »Mein Foto ist auf dem Titelbild. Wie ich am Tresen lehne.« Er sah Shane an. »Ich sagte ihr, sie solle es lassen, aber Agnes meinte, es müsse sein. Und du hast sie ja kennengelernt.«
Shane nickte. »Zumindest ein bisschen.«
»Sie hat viele meiner Rezepte verwendet. Auch die anderer Leute, zum Beispiel von Brenda. Sie gehört zu den Leuten, die ihr das Kochen beigebracht haben …«
Jetzt reicht’s . »Und wieso hast du Agnes nach dem Hund gefragt, gerade bevor der Junge bei ihr einbrach?«
Joey drehte den Kopf weg. »Reiner Zufall.«
Shane lenkte den Wagen an den Straßenrand und stieg abrupt auf die Bremse, wobei er Rhett mit ausgestrecktem Arm vor dem Herunterrutschen bewahrte. Rhett sah zuerst Shane, dann Joey an. Dann seufzte er tief und rollte sich wieder auf dem Sitz zusammen.
Shane sah seinem Onkel fest in die Augen. »Der Revolver in Agnes’ Haus gehörte einem vom Fach. Und der Junge ist zufällig der Enkel eines ehemaligen Mafioso. Es gibt nicht so viele
alte Mafiosi, die sich hier unten zur Ruhe gesetzt haben, Joey. Eigentlich nur zwei: du und Frankie Fortunato. Und nun höre ich von diesem Herrn Thibault. Dazu möchte ich nur sagen, dass du dich ziemlich früh aufs Altenteil zurückgezogen hast. Du warst ja noch nicht mal vierzig. Und Fortunato auch nicht. Meiner Ansicht nach läuft hier einiges, worüber ich Bescheid wissen sollte. Wirst du nun mit der Geschichte herausrücken? Oder sollen wir den ganzen Tag hier herumsitzen?«
Die Sekunden vergingen. Joeys Blick traf den seinen. Dann drehte er sich um und starrte aus dem Fenster in die dunklen Sumpfwälder. Shane wartete. Aus den Sekunden wurden Minuten. Rhett seufzte noch einmal. Joey auch, tiefer sogar noch als der Hund. Dann wandte er sich wieder Shane zu. Ein schwaches Lächeln überflog sein altes Gesicht: »Du bist erwachsen geworden, nicht wahr?«
»Schon vor einiger Zeit, Joey. Dafür hast du schließlich gesorgt.«
Joey nickte. »Ja. So sollte es auch sein.« Dann sah er wieder aus dem Fenster. Shane wartete. Als er sich umdrehte, sah Shane sich wieder dem Mann gegenüber, den er kannte. Unerschütterlich. Mit dem Lächeln eines Hais. »Na gut. Frankie und ich fuhren eines Tages nach Miami, wo wir für den alten Don etwas zu erledigen hatten, für Frankies Vater. Doch als wir nach Keyes kamen, gab unser Wagen den Geist auf. Wir saßen ein paar Tage hier fest, und es gefiel uns. Also kamen wir jeden Sommer hierher zurück. Und als wir beschlossen, uns aus dem Geschäft zurückzuziehen, zogen wir hierher. Wir konnten ja immer noch das ein oder andere für den Don
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