Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis
hätte nicht herkommen sollen. Aber als Jenny ihm mit undurchdringlicher Miene die Nachricht auf den Tisch legte, konnte er das Wiedersehen mit Tess einfach nicht länger aufschieben.
Drei Wochen waren vergangen, in denen ihr Gesichtsausdruck Nate verfolgt hatte. Und dieser Augenblick, als sie sich bei ihm bedankte! Seine Gefühle hatten ihn ohne Vorwarnung überwältigt. Zum Teil war es Lust, weil Tess ihn in dieser Hinsicht immer reizte, aber dahinter steckte noch etwas anderes. Etwas sehr viel mehr Verstörendes … Ein starkes Verlangen danach, alles richtig zu machen. Nate verstand es nicht, und er wollte es auch nicht verstehen.
Diese Frau erwartete sein Kind, da empfand er natürlich für sie und das Baby einen gewissen Beschützerinstinkt. Dabei war sein Nachwuchs für ihn bisher eher ein abstraktes Konzept. Eine unsichtbare Verantwortung, der man sich noch nicht wirklich stellen musste. Wenn die Zeit reif war, konnte er immer noch eine Beziehung zu diesem winzigen Menschen aufbauen. Er hatte keine Ahnung, ob ihm die Rolle als Elternteil leichtfallen würde, aber er wollte sein Bestes geben. So viel schuldete er dem Kleinen. Weil er selbst wusste, wie schlimm es war, wenn man ignoriert wurde, beiseitegeschoben wie eine Unannehmlichkeit. Aber ihm blieben noch sechs Monate, um sich auf seine neue Aufgabe einzustellen.
Nein, es waren nicht die Gefühle dem Kind gegenüber, die ihn beschäftigten – es waren seine Gefühle für Tess.
Sie war nicht die Person, für die er sie anfangs gehalten hatte. Auf diesem kleinen Parkplatz hoch über dem Ozean hatte er herausgefunden, dass sie viel ehrlicher und direkter war, als er jemals sein könnte. Und das ließ seine Gefühle wesentlich tiefer gehen, als ihm lieb war. Mit Tess hatte er Dinge besprochen, die er nie jemand anderem anvertraut hätte. Dabei kannten sie sich keine zwei Monate, hatten exakt nur zweimal miteinander geschlafen, und ansonsten stritten sie meistens miteinander wie die Kesselflicker.
Mit gerunzelter Stirn wartete er in der Tür. Ihm war schleierhaft, wie er einen solchen Seelenstriptease hatte hinlegen können! Erstaunlicherweise hatte es sich gut angefühlt, so schmerzhaft das Thema auch war. Wie eine Erleichterung. Nate war eine Bürde losgeworden, die er viel zu lange aufgestaut und verdrängt hatte. Aber als Tess ihm dann ihr Herz öffnete, und er in ihr das verlorene Mädchen von früher sah … das hatte ihm schwer zugesetzt. Ihm war plötzlich, als würde er sie brauchen .
Sie verstand das Defizit in ihm, das nichts und niemand füllen konnte. Allerdings hätte Nate das gern rückgängig gemacht. Er wollte nicht, dass sie ihn als naiven und sozial bedürftigen Jungen betrachtete. Und er wollte nichts von ihren Defiziten wissen, weil sie ihn zu einem Verbündeten machten. Zu einem Leidensgenossen, der – wie sie – Unglück und Desillusion überlebt hatte. Denn das verschaffte eine weitaus tiefere Verbindung als bloßer Sex.
Mit Verantwortung konnte er gut umgehen, sogar mit einer festen Bindung, aber nicht damit, verwundbar zu sein. Sich anderen Menschen zu öffnen und sich auf ihr Verständnis zu verlassen, das hatte ihm in der Vergangenheit nur eines beschert: Enttäuschung.
Auf Zane konnte er mit Sicherheit zählen, trotzdem schwelte seit Kindertagen dieses düstere Geheimnis um die Wahrheit ihrer Familie zwischen ihnen. Die Tatsache, dass Nate liebend gern Zanes Bruder gewesen wäre, er umgekehrt aber nicht.
Nach wenigen Schritten stand er am Empfangstresen vor der Arzthelferin, die ihn fragend anlächelte. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“
„Ich bin Nate Graystone. Ich bin hier mit …“ Er kam ins Stocken. Wie sollte er Tess bezeichnen? Als seine Frau oder Partnerin sicher nicht. Als Geliebte oder Freundin? „Mit Tess Tremaine. Wir haben einen Termin bei Dr. Hillier.“
Die Frau strahlte und sah in ihren Computer. „Großartig, Mr Graystone. Frau Doktor verspätet sich leider etwas, aber sie wird in etwa zehn Minuten bei Ihnen sein. Miss Tremaine wartet schon.“
Er ging zu Tess hinüber, die ihn fassungslos ansah. Aber sie erholte sich schnell von ihrer Überraschung und strich ihren Rock glatt.
„Hast du meine Nachricht also bekommen?“, sagte sie anstelle einer Begrüßung.
Nate wusste selbst nicht, wieso ihn ihr neutraler Tonfall ärgerte. „Ja, danke für die Info.“ Als er sich neben sie setzte, atmete er tief ihren blumigen Duft ein und merkte, wie seine Sehnsucht nach ihr erwachte.
„Du
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