Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis
wirklich sauer bist, für dich unerreichbar bleibt.“ Er küsste sie zärtlich. „Das macht dich aber noch nicht zu einem schlechten Menschen.“
Den nächsten Kuss erwiderte sie, dabei hatte sie Nates Mitleid und Trost gar nicht verdient. Für sie war es nie so schlimm gewesen wie für ihn. Vor allem hatte sie zugelassen, dass ihr blödsinniges Verhalten bis in die Gegenwart reichte. Auch wenn sie sich eingebildet hatte, ein neues, erwachsenes Leben zu führen, waren ihr erst heute die Augen geöffnet worden.
Nie hatte sie für ihre Fehler Verantwortung übernommen, aber das sollte sich schleunigst ändern. Auch wenn sie ihren Vater leider nicht mehr um Verzeihung bitten konnte. Ab sofort würde sie die Menschen nicht mehr nur aus schwarz-weißer Sicht beurteilen. Und sie würde aufhören zu denken, man könne sich ausschließlich auf sich selbst verlassen.
Ganz langsam atmete sie aus und fühlte sich schon viel besser. Es hatte zwar siebenundzwanzig Jahren gedauert, aber letztendlich war der kleine Wildfang in ihr doch erwachsen geworden.
„Danke, Nate.“
Er lächelte sie strahlend an.
„Du bist selbst ein sehr guter Zuhörer“, gab sie zu.
Das Kompliment schien ihm zu gefallen. „Können wir dann los?“
„Ja, sicher.“ Irritiert verfolgte sie, wie sich seine Haltung veränderte. Er wirkte wieder unnahbarer und fast etwas verkrampft.
Was hatte sie Falsches gesagt? Wo war der Mann geblieben, der sie gerade eben noch zärtlich geküsst hatte? Der so verständnisvoll war?
8. KAPITEL
„Und er ist nicht erreichbar?“, fragte Tess so höflich, wie sie konnte. Die souveräne, vernünftige Privatsekretärin Jenny wurde ihr zunehmend unsympathisch. Dabei waren sie doch inzwischen schon alte Bekannte geworden. Wenn man einmal bedachte, wie oft sie in den vergangenen drei Wochen miteinander telefoniert hatten.
„Leider nein, Tess. Er ist in einem außerordentlich wichtigen Meeting.“
„Was? Schon wieder?“ Ihr Ton wurde schärfer. Der Mann musste sich dringend neue Entschuldigungen einfallen lassen, wenn er glaubwürdig sein wollte.
Jennys Seufzer klang dezent und einstudiert. Offenbar hatte auch sie diese demütigende Scharade allmählich satt. „Ich richte ihm aus, dass Sie angerufen haben. Haben Sie noch eine Nachricht für ihn?“
Betroffen sah Tess aus dem Fenster und beobachtete einen kleinen Vogel, der auf einem Ast vor dem Küchenfenster herumhüpfte. „Sagen Sie ihm bitte, der Ultraschalltermin ist morgen früh um zehn bei Frau Dr. Hillier in der Praxis. Die Adresse hat er schon.“
„Habe ich richtig verstanden? Ultraschall?“, hakte die andere Frau nach.
„Ja.“ Tess konnte Nate nicht erreichen, seit er sie vor drei Wochen bei Eva und Nick abgesetzt hatte. Es musste etwas mit dem Gespräch im Jeep zu tun haben. Er hatte nicht mal bei ihrem Umzug ins Cottage geholfen, was wirklich ärgerlich war, weil Tess sich an diesem Tag mindestens dreimal umgezogen hatte – um so hübsch wie möglich auszusehen.
Stattdessen waren ein paar Möbelpacker aufgetaucht, zusammen mit einem gigantischen Umzugslaster und einem Einzugsgeschenk von Nate, das mit Sicherheit Jenny für ihn ausgesucht hatte. Duftkerzen, Magnolien und weiche Handtücher waren wohl eher die Handschrift einer Frau!
„Verstanden“, flötete Jenny durch den Hörer. „Ich gebe ihm Bescheid, sobald er aus der Konferenz kommt. Bestimmt möchte er bei der Untersuchung gern dabei sein.“ Das klang mehr nach Hoffnung, weniger nach echter Überzeugung.
Ganz ruhig legte Tess auf und widerstand dem Impuls, das Telefon vor Wut an die Wand zu schmettern. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie sich innerlich so weit beruhigt hatte, dass sie den grandiosen Meerblick vor sich wieder wahrnahm. Sie stand in einem der beiden Schlafzimmer, die zu ihrem neuen Heim gehörten. Am ersten Tag nach ihrem Einzug hatte sie es zu einem Arbeitsraum umfunktioniert.
Schon seit Wochen zerbrach sie sich den Kopf darüber, was zwischen ihnen vorgefallen war. Für ihr Empfinden hatte sie durch das intensive Gespräch mit Nate eine tiefere Bindung zu ihm aufgebaut. Und sie hatte sich darauf gefreut, ihn wiederzusehen. In ihrer Fantasie nahmen sie gemeinsam die Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt wahr, tranken danach Kaffee in ihrer neuen, hellen Küche, unterhielten sich über Gott und die Welt, fielen vielleicht voller Leidenschaft übereinander her …
Ihre Wangen wurden ganz rot, als sie sich ins Gedächtnis rief, was Dr. Hillier über Sex in
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