Heiße Naechte im Strandhaus
Fall. „Unsere Ehe wird nur auf dem Papier existieren. Eine bloße Behauptung, die allein dazu dient, dass unser Sohn nicht auf einen Elternteil verzichten muss.“ Zwischen seinen Brauen bildete sich eine steile Falte, die wie gemeißelt wirkenden Gesichtszüge verhärteten sich. „Sofort nach der Trauung – wir heiraten natürlich nur standesamtlich – siedeln wir in die Toskana über, wo mein Sohn in einer gesunden Umgebung frei und glücklich aufwachsen wird. Ich möchte ihm die glückliche Kindheit geben, die ich selbst leider entbehren musste. Du als seine Mutter wirst mein Vermögen und meinen gesellschaftlichen Status teilen, dich der Privilegien erfreuen, die das mit sich bringt, und dich im Gegenzug dazu mit keiner Silbe beklagen. Solltest du allerdings versuchen, mir meinen Sohn wegzunehmen oder dich mit irgendeinem anderen Mann einzulassen, wirst du es bitter bereuen.“
Anna konnte ihre Wut kaum mehr im Zaum halten. Für solche diskriminierenden Regeln brauchte es schon ein gerütteltes Maß an herzloser Arroganz. Mit brennenden Wangen sagte sie: „Dann soll ich also züchtig wie eine Nonne in einem goldenen Käfig leben, weit weg von meiner Familie und meinen Freunden? Oh nein, vielen Dank, aber so wichtig ist mir ein Luxusleben nicht.“
„Du liebst Geld, und du liebst Sex. Beides zusammen kannst du nicht haben. An diesen Gedanken solltest du dich so rasch wie möglich gewöhnen.“ Sein eisiger Befehlston forderte ihren Widerstand noch mehr heraus. Für wen hielt er sich eigentlich?
Sie sprang auf, unfähig, auch nur noch eine einzige Sekunde länger still zu sitzen. „Auf Ischia warst du für mich der wundervollste, aufregendste, zärtlichste Mann der Welt, aber inzwischen weiß ich, dass du alles andere bist als das“, schleuderte sie ihm entgegen. „Ich denke überhaupt nicht daran, dich zu heiraten, außerdem ziehe ich mein Angebot, dass du meinen Sohn jederzeit sehen kannst, zurück. Weil ich befürchte, du könntest ihn verderben.“
„Setz dich.“ Lange, schlanke Finger umschlossen ihr Handgelenk, zogen sie wieder auf die Couch. Anna hatte Mühe zu atmen, ihr Herz pochte wie verrückt. Aber sie hielt seinem Blick stand, wild entschlossen, sich ihre Schwäche nicht anmerken zu lassen.
„Offenbar neigst du zur Hysterie“, sagte er schneidend. „Du kannst nicht abstreiten, dass du es damals auf mein Geld abgesehen hattest. Schön, und jetzt gehört es dir bald, dafür erwarte ich allerdings, dass du die von mir aufgestellten Regeln befolgst. Ich schlage also vor, du hörst endlich auf mit diesem scheinheiligen Getue und findest dich damit ab, dass ich mir nicht noch einmal Sand in die Augen streuen lasse. Nimm es einfach hin. Oder sag mir, was du dir – außer Geld – von unserer Ehe sonst noch erhoffst, dann werde ich darüber nachdenken.“
Anna presste den Mund zusammen. Was sie sich von ihm erhoffte – sich von ihm erhofft hatte, als er für sie noch alles gewesen war –, würde sie nie bekommen. Doch diese Erkenntnis behielt sie lieber für sich. Und warum sollte sie immer wieder betonen, dass sie sich niemals für sein Geld interessiert hatte? Sollte er doch denken, was er wollte. Sie hatte nicht vor, ihm ihr blutendes Herz zu Füßen zu legen und zu gestehen, dass sie sich immer nur seine Liebe gewünscht hatte, sonst gar nichts.
„Hast du nichts dazu zu sagen? Das erstaunt mich.“ Francesco streifte sie mit einem nachdenklichen Blick. „Aber bitte, ganz wie du willst. Dann sage ich dir eben, was für Möglichkeiten ich für uns sehe, und du entscheidest, welchen Weg du einschlagen willst.“
Anna erwiderte seinen Blick. Vor Aufregung war ihr Mund wie ausgetrocknet, und mit der Zunge befeuchtete sie die Lippen. Dabei überlegte sie, mit welcher Zumutung er als Nächstes ankommen würde. Wo war bloß der nonchalante Charmeur geblieben, in den sie sich auf Ischia verliebt hatte? Francesco – ein Mann mit zwei Gesichtern.
„Also, erste Möglichkeit: Wir heiraten – unter den bereits besprochenen Bedingungen. Hierzu sah ich mich gezwungen, die finanzielle Situation deines Vaters etwas genauer zu beleuchten. Ich fand heraus, dass deinen Eltern die Schulden bis zum Hals stehen und dass sie beabsichtigen, ihr Haus zu verkaufen.“ Über sein Gesicht huschte ein Ausdruck von Verachtung, während er sich zurücklehnte und fortfuhr: „Angenommen wir heiraten, dann werde ich diese Schulden übernehmen und dafür sorgen, dass dein Vater in der Londoner Niederlassung
Weitere Kostenlose Bücher