Heiße Naechte im Strandhaus
sich damit abfinden. Es war Realität, und er hatte sich schon lange angewöhnt, der Realität ins Auge zu blicken.
Mit gestrafften Schultern schlenderte er auf sie zu. „Er ist ja mächtig gewachsen in den letzten zwei Wochen.“ Warum war er bloß so heiser? Es ärgerte ihn, und als er sah, wie sie erstarrte, wuchs seine Verärgerung noch.
Wenn er sie berührte, erstarrte sie nicht – im Gegenteil. Allerdings hütete er sich, diesen Gedanken laut auszusprechen. Sobald er seinen geliebten Sohn im Arm hatte, grinste er wie ein verliebter Idiot, und als der Kleine gluckste, triumphierte er.
„Da, sieh doch, er lacht!“, rief Francesco aus. Für einen Moment vergaß er die abweisende Körpersprache seiner Braut und ergötzte sich an dem verzerrten Mund des Babys, aus dem winzige Bläschen aufstiegen. „Er hat mich angelacht!“
In dieser Stimmung war er wirklich unwiderstehlich. Anna spürte Gereiztheit in sich aufsteigen. Sie durfte ihrer Liebe, die sie in den hintersten Winkel ihres Herzens verbannt hatte, auf gar keinen Fall Raum geben, sonst war die nächste grausame Enttäuschung vorprogrammiert. Und sie hatte keine Lust, ihr Leben auf einer emotionalen Achterbahn zu verbringen.
Sie stand auf und strich sich ihren Rock glatt, während Francesco mit leicht spöttischem Unterton sagte: „Lass dich nicht von mir vertreiben. Es kann nur gut sein für unseren Sohn, wenn ihm beide Eltern Gesellschaft leisten.“
„Das hat nichts mit dir zu tun, es ist einfach nur Zeit für sein Fläschchen, und anschließend wird er gebadet“, gab Anna so gelassen wie möglich zurück. Francesco sollte sich nicht in der Hoffnung wiegen, er könnte sie in die Flucht geschlagen haben wie einen ängstlichen Hasen. Diese Genugtuung gönnte sie ihm nicht. Ganz abgesehen davon, dass es ja auch nicht stimmte. „Bring ihn rauf ins Kinderzimmer. Und wenn du möchtest, kannst du gern bleiben“, fügte sie großzügig hinzu, bevor sie sich auf den Weg zum Haus machte.
Obwohl ihr Herz wie verrückt hämmerte, war sie stolz darauf, ihm gezeigt zu haben, dass auch sie vernünftig sein konnte. Sie wäre fast über ihre eigenen Füße gestolpert, als er in liebenswürdigem Ton zurückgab: „Ja, gern. Ach, übrigens, heute Abend möchte ich mit dir essen gehen, ich habe bereits einen Tisch bestellt. Sophia hat angeboten, auf Sholto aufzupassen. Wir müssen unbedingt miteinander reden, aber allein.“
Als Anna ihren Platz an dem dezent abgeschirmten Tisch in einem der elegantesten Restaurants Londons einnahm, war sie so aufgeregt wie ein Schulmädchen beim ersten Rendezvous. Wie töricht!
Ihr Begleiter, in seinem Dinnerjacket eine blendende Erscheinung, hatte die Blicke sämtlicher weiblicher Gäste auf sich gezogen, während sie zu ihrem Tisch begleitet worden waren. Anna konnte es ihren Geschlechtsgenossinnen nicht verdenken. Francesco Mastroianni war schlicht atemberaubend. Kein Wunder, dass sie wahrscheinlich von jeder hier anwesenden Frau beneidet wurde. Aber der Schein trog.
Deshalb war sie entschlossen, sich von seinen bewundernden Blicken nicht beeindrucken zu lassen, und verzog keine Miene, als er leise sagte: „Du siehst wunderschön aus. Dieses Kleid ist die reinste Offenbarung. Ich wette, ich bin nicht der einzige Mann hier, der es dir am liebsten an Ort und Stelle ausziehen würde.“
Sie würde nicht rot werden. Oh nein, sie würde ganz bestimmt nicht rot werden. Gespielt ruhig legte sie die Speisekarte weg und sagte: „Such du für mich aus. Dieser Ausflug war schließlich deine Idee. Du willst mit mir reden. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber ich habe dir auch etwas zu sagen.“
„Und das wäre?“ Nachdenklich zog Francesco eine Augenbraue empor, während sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht zeigte. Es machte sie wütend, weil dieser Gesichtsausdruck normalerweise ankündigte, dass er sie wieder einmal zu bevormunden versuchte.
„Wie ich gehört habe, hast du meinen Eltern angeboten, dass sie auf unbegrenzte Zeit hier in London in deinem Haus wohnen können. Und meinem Dad hast du sogar eine Art Teilzeitjob in deinem Konzern verschafft.“
„Und? Sind sie nicht zufrieden?“
„Du weißt genau, dass sie mehr als zufrieden sind!“ Sie musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht laut zu werden und still zu sein, während Francesco bei dem Kellner, der an ihren Tisch gekommen war, bestellte. Dann bedeutete er dem Sommelier, die Champagnerflasche zu öffnen, die schon seit ihrer Ankunft
Weitere Kostenlose Bücher