Heiße Naechte im Strandhaus
raten sollen, geduldig abzuwarten, bis ihm die reifen Äpfel in den Schoß fallen.“
Anna fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Sie war so sprachlos, dass sie keinen Ton herausbrachte. Und so stand sie einfach nur stumm da, während er sich vorbeugte und die Nachttischlampe ausknipste. Sobald es dunkel war, fügte er in kaltem Ton hinzu: „Du solltest dich mit deinen Unzulänglichkeiten abfinden und dir nicht dauernd etwas vormachen. Ich habe es jedenfalls getan. Und immerhin hast du ja bekommen, was du wolltest“, ergänzte er trocken. „Wenn du also endlich mit diesem Theater aufhören würdest, könnten wir vielleicht doch noch versuchen, ein gemeinsames Leben aufzubauen. So, und jetzt geh ins Bett.“
Als Anna am nächsten Morgen das Kinderzimmer betrat, fühlte sie sich wie im Tran. Sie hatte scheußliche Kopfschmerzen, und ihre Augen waren vom vielen Weinen rot und verquollen.
Nachdem sie wieder in ihrem eigenen Bett gewesen war, hatte sie noch ewig darüber nachgegrübelt, ob Francesco die Wahrheit gesagt hatte. War es wirklich denkbar, dass ihr Dad die Dreistigkeit besessen hatte, Francesco um eine Million Pfund für sein damaliges Lieblingsprojekt anzupumpen? Allein bei der Vorstellung hatte sie das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen.
Als sie sich an seine verrückte Idee erinnerte, einen Wildpark zu eröffnen, mit dem er das Geld wieder hereinholen wollte, das er bei einem anderen nicht weniger bizarren Projekt verloren hatte, musste sie zugeben, dass es nicht ganz unwahrscheinlich klang.
Auch wenn ihr schleierhaft war, woher ihr Dad gewusst hatte, dass dieser Italiener mehr besaß als das Hemd, das er auf dem Leib trug. Sie jedenfalls hatte es nicht gewusst. Aber Francesco hatte sie ja praktisch beschuldigt, ihren Vater angestiftet zu haben. Und davon würde er sich auch nicht abbringen lassen, selbst wenn sie hundertmal beteuerte, dass das nicht stimmte.
Und so hatte sich auch ihre letzte Hoffnung, wenn schon nicht seine Liebe, so wenigstens seine Achtung zu gewinnen, in Luft aufgelöst. Ihr war völlig schleierhaft, wie sie mit ihm leben sollte, wenn er ihr so etwas zutraute.
In einem Punkt allerdings musste sie ihm uneingeschränkt zustimmen. In sexueller Hinsicht war ihre Beziehung einfach überirdisch. Deshalb war er zumindest im Moment sehr zufrieden. Aber er liebte sie nicht und würde sie auch nie lieben, und irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft würde der Tag kommen, an dem er sich nach Abwechslung sehnte. Dann war für sie alles vorbei. Sie würden zusammenleben wie zwei Fremde, verbunden nur durch ihr gemeinsames Kind. Und wenn dieses Kind erwachsen war und sein eigenes Leben lebte, würde da gar nichts mehr sein. Wie sollte sie sich mit einer solchen Zukunft abfinden?
Aber wie könnte sie andererseits dem kleinen Sholto seinen Vater vorenthalten, obwohl dieser ihn von ganzem Herzen liebte? Ganz abgesehen davon, dass es für den Jungen natürlich viele Vorteile hätte, der rechtmäßige Erbe von Francesco Mastroianni zu sein. Und wie könnte sie sich weigern, Francesco zu heiraten, und anschließend in der ständigen Angst leben, dass der Vater ihres Kindes alles unternehmen würde, um das Sorgerecht für seinen Sohn zu bekommen?
Außerdem musste sie an ihre Eltern denken. Auch wenn ihr Vater schon sein ganzes Leben lang bizarre Ideen verfolgte und ihre Mum stets zu schwach gewesen war, seinem unvernünftigen Treiben Einhalt zu gebieten, liebte Anna ihre Eltern doch von ganzem Herzen und wünschte ihnen nichts mehr, als dass sie endlich einmal in halbwegs gesicherten Verhältnissen leben konnten. Wenn sie sich jetzt jedoch weigerte, Francesco zu heiraten, war vorhersehbar, dass ihre Mum und ihr Dad den Rest ihres Lebens in bitterer Armut verbringen mussten.
Ihre Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Entschlossen, die deprimierende Situation nicht wieder und wieder durchzuspielen, zumindest nicht, solange sie Sholto fütterte und badete, setzte sie ein Lächeln auf, bevor sie die Kinderzimmertür öffnete.
„Diesmal war ich schneller als du.“ Francesco hatte versucht, es sich in dem für seine Größe viel zu kleinen Sessel bequem zu machen. In seiner Armbeuge lag der schlafende Sholto, bekleidet mit einem frischen weißen Strampelanzug. „Er ist bereits gefüttert und gewickelt“, verkündete er stolz. „Geht ganz einfach.“
„Wie man sieht“, murmelte Anna. Ihre Lippen fühlten sich wie erstarrt an. Es war, als ob es ihre Auseinandersetzung von letzter Nacht nicht
Weitere Kostenlose Bücher