Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
tauchen.“
Lächelnd richtete sie sich auf und ging auf den Eingang zu. Ambuckle war Stammkunde, der zwei-, dreimal im Jahr nach Cozumel kam und immer bei ihr seine Sauerstoffflaschen mietete. „Das hätte ich Ihnen vorher sagen können. Haben Sie die Ruinen besichtigt?“
„Meine Frau hat mich nach Tulum geschleift.“ Er zuckte mit den Achseln und grinste sie aus verquollenen blauen Augen an. „Ich kann Ihnen sagen … da bin ich doch jederzeit lieber zehn Meter unter Wasser, als den ganzen Tag über Felsen zu klettern. Ein bisschen geschnorchelt habe ich. Aber ein Mann fliegt schließlich nicht den ganzen weiten Weg von Dallas hierher, um dann im Wasser zu planschen. Ich dachte mir, ich sollte mal einen Nachttauchgang ausprobieren.“
Ihr Lächeln war echt, es ließ Liz zugänglicher erscheinen und machte ihre Augen, die sonst immer so traurig blickten, sanfter. „Sicher, ich suche Ihnen alles zusammen. Wie lange bleiben Sie diesmal?“, fragte sie und überprüfte eine Sauerstoffflasche.
„Zwei Wochen. Ein Mann braucht schließlich auch mal Abstand von seinem Schreibtisch.“
„Auf jeden Fall.“ Liz konnte nur dankbar sein, dass viele in Texas, Louisiana und Florida das gleiche Bedürfnis verspürten.
„Ich hab schon von der ganzen Aufregung gehört, was hier passiert ist, während wir auf der anderen Seite waren.“
Eigentlich müsste Liz inzwischen an solche und ähnliche Kommentare gewöhnt sein, trotzdem rann ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Das Lächeln erstarb, ihr Gesicht hatte wieder diesen distanzierten und argwöhnischen Ausdruck. „Sie meinen den Amerikaner, der hier ermordet wurde?“
„Meine Frau war richtig entsetzt. Hat mich eine Menge Überredungskunst gekostet, damit sie überhaupt mitkommt. Haben Sie ihn gekannt?“
Nein, dachte sie, nicht so gut, wie ich ihn hätte kennen sollen. Um sich weiterhin zu beschäftigen und ihren Händen etwas zu tun zu geben, griff sie nach einem Mietformular und begann es auszufüllen. „Um genau zu sein, er hat eine Weile hier gearbeitet.“
„Was Sie nicht sagen!“ Seine blauen Augen leuchteten interessiert, aber auch an diese Reaktion sollte sie sich längst gewöhnt haben.
„Vielleicht erinnern Sie sich sogar an ihn. Er begleitete das Taucherboot, mit dem Sie und Ihre Frau letztens rausgefahren sind.“
„Nein, ehrlich?!“ Ambuckle zog die Augenbrauen zusammen und kaute auf seinem Zigarrenstummel herum. „Doch nicht etwa dieser gut aussehende junge Mann … Johnny … nein, Jerry“, erinnerte er sich. „Meine Frau war völlig hingerissen von ihm.“
„Ja, Jerry, so hieß er.“
„So eine Schande“, murmelte Ambuckle, dabei schien er durchaus entzückt, das Opfer gekannt zu haben. „Ein ziemlich forscher junger Kerl.“
„Ja, das dachte ich auch.“ Liz hievte die Sauerstoffflaschen auf die Schwelle. „Da, damit sind Sie wieder startklar, Mr Ambuckle.“
„Legen Sie noch eine Unterwasserkamera drauf, Missy. Ich will ein Foto von einem dieser Kraken schießen. Hässliche Kreaturen.“
Erstaunt nahm Liz eine Kamera aus dem Regal und notierte sie auf dem Formular. Ein Blick auf ihre Armbanduhr, um die genaue Uhrzeit aufzuschreiben, dann drehte sie das Papier um, damit Ambuckle seine Unterschrift daruntersetzen konnte. Erst unterschrieb er, dann reichte er ihr ein Bündel Geldscheine. Ambuckle zahlte immer bar und in amerikanischen Dollar, etwas, das Liz sehr schätzte.
„Danke. Schön, Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen, Mr Ambuckle.“
„Ihr werdet mich eben nicht los, Missy.“ Mit einem Ächzen hob er sich die schweren Flaschen auf die Schulter. Liz sah ihm nach, bis er auf der anderen Straßenseite angekommen war, erst dann heftete sie das Formular ab und verstaute das Bargeld in der Kasse.
„Das Geschäft läuft also gut.“
Sie zuckte zusammen, als sie die Stimme hörte. Ihr Kopf schnellte in die Höhe, und sie sah sich Jonas Sharpe gegenüber.
Nie wieder würde es ihr passieren, dass sie ihn mit Jerry verwechselte, auch wenn seine Augen dieses Mal hinter einer Sonnenbrille versteckt waren. Statt eines Anzugs trug er Shorts und ein offen stehendes Hemd. Um seinen Hals lag eine lange goldene Kette, an der eine kleine Goldmünze baumelte. Sie erinnerte sich daran, dass Jerry auch eine Münze an einer Kette getragen hatte. Aber etwas an Jonas’ Haltung, die Art, wie er dastand, und der Zug um seinen Mund ließ ihn größer und vor allem härter erscheinen als den Mann, den sie gekannt hatte.
Da
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