Heiße Rache aus Leidenschaft
Moment angespannt. „Er hat nie mit mir über meine Mutter gesprochen“, sagte er dann. „Nicht ein Mal in all den Jahren nach ihrem Tod. Und das Gleiche galt für Giovanni. Am Tag der Beerdigung meines Bruders habe ich meinen Vater zum letzten Mal seinen Namen aussprechen hören.“
„Und dennoch hat er Giovannis Zimmer all die Jahre unangetastet bewahrt“, gab Emma sanft zu bedenken. „Das Brautkleid deiner Mutter war so frisch und neu wie an dem Tag, an dem sie es trug, und die Suite, die sie ganz allein eingerichtet und dekoriert hatte, unberührt. Begreifst du nicht, wie sehr dein Vater immer noch getrauert haben muss? Vielleicht war er nur nicht fähig, es in der Weise auszudrücken, wie du es von ihm erwartet hast.“
Sein Herz krampfte sich zusammen. Denn eines wurde ihm plötzlich schmerzlich bewusst: Er hatte keine Möglichkeit mehr herauszufinden, was sein Vater wirklich gedacht und gefühlt haben mochte. Emma hatte recht, er war genauso unverbesserlich und dickköpfig. Selbstverständlich hätte er sich nichts vergeben, wenn er in den letzten Jahren einen Versuch gemacht hätte, sich mit seinem Vater auszusöhnen, aber sein dummer Stolz hatte es nicht zugelassen. So waren die Monate und Jahre untätig vergangen, und jetzt war es endgültig zu spät.
„Rafaele?“
Emmas Stimme riss ihn aus diesen trostlosen Überlegungen. „Hör zu, Emma, dies ist kein guter Moment für so ein Gespräch.
Ich habe noch einen Berg von Arbeit vor mir. Aber ich rufe dich morgen oder übermorgen an“, versprach er.
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
„Du triffst dich mit ihr, stimmt’s?“, sagte Emma dann.
„Mit wem?“, fragte er verständnislos.
„Mit deiner Geliebten.“
Er zwang sich, ruhig durchzuatmen. „Ich habe keine Geliebte mehr. Du weißt doch, dass ich die Beziehung vor unserer Hochzeit beendet habe.“
„Aber wir sind ja nicht richtig verheiratet, oder? Du willst es auch gar nicht, um dir die Freiheit zu bewahren, dich, wann immer du willst, mit anderen Frauen zu treffen.“
„Ich treffe mich im Moment mit niemandem“, beharrte er. „Und jetzt hör mit diesem Unsinn auf, bevor ich ernsthaft die Geduld verliere.“
Doch Emma musste ihrem Frust einfach Luft machen. „Wenn du dir eine heimliche Geliebte nimmst, beanspruche ich das gleiche Recht für mich!“
Allein bei dem Gedanken durchzuckte Rafaele glühende Eifersucht, wie er sie noch nie in seinem Leben empfunden hatte. Ihm wurde buchstäblich schlecht, als er sich ihren wunderschönen Körper in den Armen eines anderen Mannes vorstellte. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er derjenige sein wollte, der sie in die aufregende Welt der Lust und Sinnlichkeit einführte. Denn bei der Erinnerung an ihr heißes Liebesspiel vom Vormittag wurde er erneut von unbändigem Verlangen gepackt.
„Nein“, erklärte er deshalb unerbittlich. „Ich erlaube dir nicht, dass du dir einen Liebhaber nimmst.“
„Aber ich frage dich erst gar nicht um Erlaubnis, Rafaele“, entgegnete sie trotzig.
Das war zu viel der Provokation. Rafaele verlor die Beherrschung. „Solange wir verheiratet sind, wirst du nur einen Liebhaber haben: mich . Verstanden, Emma?“
„Aber du hast doch gesagt …“
„Ich habe meine Meinung eben geändert“, fiel er ihr ins Wort. „Sobald ich wieder in Como bin, wird unsere Ehe zu einer richtigen werden. Lass dir von Carla helfen, deine Sachen in mein Schlafzimmer zu räumen. Denn wenn ich nach Hause komme, sollst du in meinem Bett schlafen.“
Kribbelnde Vorfreude breitete sich in ihr aus. Ihr Herz pochte, als wollte es zerspringen, und ein Verlangen, so übermächtig, dass sie es kaum ertragen konnte, schnürte ihr den Hals zu.
„Hast du mich verstanden, Emma?“, wiederholte Rafaele gebieterisch.
„Ja … ich habe dich verstanden“, flüsterte sie.
„Non aver paura, mia piccola“ , fügte er sofort sanft hinzu.
„Hab keine Angst, meine Kleine. Beim nächsten Mal werde ich dir nicht wieder wehtun.“
Das Flattern in ihrem Bauch wuchs. „Wann kommst du nach Hause?“
„Wenn ich könnte, würde ich den nächsten Flug nehmen, cara, aber das ist leider nicht möglich. Ich habe hier noch einige sehr wichtige Besprechungen. Wenn alles nach Plan verläuft, werde ich am Samstagabend zu Hause sein. Kannst du solange auf mich warten?“
Urplötzlich schämte sich Emma, dass sie ihn praktisch angefleht hatte, nach Hause zu kommen. Er musste glauben, dass sie es verzweifelt nötig hatte, wenn sie
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