Heiße Schatten
bemerkt – mehr Lob ist nicht zu erwarten.
Eigentlich will ich auch nicht unbedingt Lob, obwohl es mich natürlich freut. Eigentlich will ich ihn endlich wieder einmal in Ruhe treffen. Und weiterküssen. Auf den Nacken, den Rücken hinunter, in die Kniekehlen … Jetzt bin ich schon auf einem Boot mit dem tollsten Mann, den ich kenne, und dann treffe ich ihn fast gar nicht. Diese Gedanken, und noch ein paar mehr, gehen mir durch den Kopf, als ich an der Cocktailbar stehe und die Bestände überprüfe. Spielerisch versuche ich einen Cocktail mit viel Schaum, der als Krone stabile Bläschen unterschiedlicher Größe haben soll. Ich versuche mein Glück mit Kokossahne. Die hält, aber sie ist zu eigenständig im Geschmack. Etwas anderes muss her. »Ich brauche etwas Weißes, das gut schäumt«, murmele ich halblaut vor mich hin. Ich habe nicht gemerkt, dass ich nicht alleine bin. Hinter mir steht Konstantin.
»Weiß und schäumend? Na, dann denk mal scharf nach«, grinste er mich an.
»Da wären wir wohl wieder bei den verbotenen Dekorationen, was?«.
»Ich möchte dich auf keinen Fall auf falsche Gedanken bringen«, korrigiert er. »Ich dachte eigentlich an Eischnee.«
»Da haben wir ja fast das Gleiche gedacht«, gebe ich schmunzelnd zurück, doch ich habe das Gefühl, auf ganz dünnem Eis zu stehen. »Probieren?«
Ich schlage frisches Eiweiß, bis die Konsistenz hält, und füge zum Schluss einen Schuss Likör hinzu. In ein Cocktailglas kommt eine Mischung aus Kaffee und Mandellikör, damit wir für die muslimischen Gäste einfach Mandelsirup nehmen konnten, darauf der Eischnee. Noch nicht ganz, was mir vorschwebt – es muss pfiffiger werden … Ich nehme einen Strohhalm und puste von unten ein paar größere Blasen herbei, in der Mitte gelingt mir die größte. Ups, jetzt sieht es aber wesentlich unanständiger aus, als ich gewollt habe. Ein Blick nach vorne zeigt mir, dass Konstantin wieder einmal nicht weiß, ob er loslachen oder mich feuern soll.
»Trink du zuerst«, fordert er mich auf. Ich lege den Mund an den Rand der flachen Schale und hebe das Glas an die Lippen. Die dicke Blase in der Mitte rutscht beim ersten Schluck bis genau vor meine Nase. Was nun? Ich kann die doch nicht in den Mund nehmen! Also, was tun? Mit der Zunge kaputt machen? Nicht gut. Ich puste sanft, um die dicke weiße Blase davonschwimmen zu lassen, aber erfolglos.
»Sanft blasen«, spottet er. Zu allem Überfluss geraten jetzt auch noch ein paar Bläschen in mein Gesicht, das mittlerweile ein helles Rot angenommen hat. Konstantin kommt ganz nahe. Behutsam küsst er die Kleckse von meinem Gesicht, stellt mein Glas ab. Er legt seinen Arm um meine Taille. Ich verharre bewegungslos, mein Herz schlägt rasend schnell. Er küsst mich weiter. Zart öffnen seine Lippen meine. Sie fühlen sich so gut an, so sanft und rau wie erhofft. Mit leichtem Druck drängt er meine Lippen auseinander, lässt mich seine Zunge erwarten. Ersehnen. Endlich berührt seine Zungenspitze meine, er schmeckt nach Salz und sehr vertraut. Soll ich vielleicht doch lieber aufhören und meinen Job nicht gefährden? »He, Chef …«, versuche ich einen Einwand.
»Jetzt nicht, Süße« flüstert er mir ins Ohr.
Ich sollte gehen, denke ich, genau jetzt. Bevor ich mich ernsthaft in jemanden verliebe, der zwischen Liebhaber und Chef hin- und herschalten kann. Aber … seine Hand, seine Finger streicheln über mein Gesicht und liebkosen es, spielen mit meinem Haar, seine Lippen zupfen an meinem Hals … Seufzend schließe ich die Augen. Wahnsinn! Er weiß genau, was er tut. Und er kann es besser als jeder andere Mann, den ich jemals geküsst habe. Ich beiße mir auf die Lippe, weil ich nicht wieder aufstöhnen möchte, während seine Hand tiefer wandert, über meine Schultern streicht und dann auf meiner Brust liegen bleibt, um sie sanft zu kneten und mit den Fingern die Spitzen zu suchen und zu reiben.
Ein köstlicher Schmerz zieht von der Brust bis in meinen Unterleib, macht mich weich und feucht. Er ist sehr erfahren. Und doch … was will ich eigentlich? Wer bin ich für ihn? Das wird schräg, fürchte ich. Nein, das darf ich nicht zulassen, aber es fühlt sich so unglaublich gut an … An Rückzug ist nicht mehr zu denken, als er mit fester Hand in mein Haar greift und sich seine Lippen wieder über meinen schließen. Durstig, als ob er kurz vor dem Verhungern steht. Es ist, als manifestiere sich in dem heißen Kuss eine Welle, die nun über mir
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