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Heiße Schatten

Heiße Schatten

Titel: Heiße Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ambers
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Konstantin Steinburg. Sehr ungewohnt, aber nicht schlecht, wie ich feststelle. Verstehe ich mich inzwischen so, oder spiele ich eine Rolle? Irgendwie beides, und beides nicht. Jedenfalls bin ich entschlossen, den Abend an seiner Seite zu genießen.
    Wir haben inzwischen Andalusien erreicht – die Tage sind vergangen wie im Fluge. Auf den wunderschönen Märkten an der Costa de la Luz, der Küste des Lichts, habe ich uns in den letzten Tagen voller Freude mit spanischen und portugiesischen Oliven, Ölen, Schinken und Paprika in allen Farben und Größen eingedeckt.
    Mittlerweise haben wir Cádiz erreicht, das auf einer dem Festland vorgelagerten Landzunge liegt, und ich schlendere mit Konstantin durch die Gassen der Altstadt.
    »Es sieht aus, als müssten sich die Dächer recken, um den fehlenden Platz wieder einzuholen, was?«, fragt mich Konstantin.
    »Ich finde, es wirkt eher so, als wollten sie alle das Meer sehen. Was sind das für Türme auf den Häusern?«
    »Die heißen Miradores und wurden überwiegend im 17. und 18. Jahrhundert erbaut. Jeder Kaufmann hat sein Haus mit so einem Wachturm geschmückt, um den Handelsverkehr zu beobachten und die Ankunft der eigenen Schiffe schon von Weitem zu sehen. Und nebenbei ist so ein Turm natürlich ein schickes Statussymbol …« Er lächelt. »Es waren mal 160 Stück, heute sind davon immer noch über 120 erhalten. Komm, vielleicht ist der Torre Tavira noch auf.«
    Konstantin zieht mich zu einem Turm auf der höchsten Erhebung der kleinen Stadt. Der Wächter des Turmes will gerade abschließen, aber Konstantin veranlasst mit einem Schulterklopfen und einem in der Hand versteckten Geldschein nicht nur, dass der Wächter sich außerordentlich höflich verhält, sondern auch, dass er den Turm umgehend wieder für uns öffnet.
    Mit einem lässigen »Nach dir!« legt er mir die Hand auf den Rücken und lässt mich die Treppen vor ihm hochgehen. Rutscht seine Hand da etwas tiefer oder ist das nur Zufall?
    »Hier ist ja alles dunkel!« Die Wände des obersten Stockwerks sind tiefschwarz gestrichen.
    »Nicht alles. Warte ab.«
    Er zeigt in eine Ecke. »Das hier ist die Camera Obscura, die dunkle, geheimnisvolle Kammer.« Als der Turmwächter ein Tuch von einer runden Platte entfernt, entringt sich mir ein ungläubiges »Ooooh!«. Der kreisrunde, horizontal angebrachte Bildschirm der Camera ist weiß. Auf ihn fallen die Bilder der Stadt, Panoramen und Details. »Beug dich drüber. Das ist, als wenn du dich über ganz Cádiz beugen könntest.« Ich folge seiner Aufforderung gleich noch lieber, als ich seine Hand auf meiner Hüfte spüre.
    Mit Spiegeln und Linsen macht die Camera den Bildschirm lebendig. Am Horizont kann ich die Qantara erkennen. »Was bedeutet Qantara eigentlich?« »Brücke, es ist ein arabisches Wort.«
    Auf einer Dachterrasse cremt eine junge Frau ihre Beine mit Sonnencreme ein. Sie führt die Bewegungen sehr sinnlich aus, voll Ruhe und Gefühl. Ich hätte ihr noch lange zugucken können, aber die Spiegelungen schwenken weiter. Auf einem anderen Dach hängt eine matronenhafte Frau Bettwäsche auf eine Wäscheleine. Mein Blick wandert weiter über die Hafenbilder. »Wie wunderbar! Ich fühle mich wie in der Zeit um 100 Jahre zurückversetzt, in das Cádiz der handelnden Seefahrer, die mir jeden Augenblick Tabak, Nelken und Muskat liefern könnten.« Konstantin blickt mich von der Seite an, länger als nötig. Ich glaube, ihm gefällt, was er sieht.
    Wir treten auf die Terrasse des Turms und scheinen über den Dächern der Stadt zu schweben, die kreisrund und einsehbar unter uns im goldenen Licht der Abendsonne leuchten. Konstantins Hand auf meiner Hüfte glüht. Als seine Lippen meine berühren, wie zufällig, flüchtig und leicht, verschmilzt seine Silhouette für mich mit dem spanischen Abendhimmel.
    Einen Augenblick später ist der – viel zu kurze – Moment schon vorbei, und hundertsechzig Treppenstufen führen mich zurück in die Wirklichkeit. Nach einem kurzen Abstecher auf die Qantara , damit wir uns frisch machen und umziehen können, führt uns eine Taxifahrt zur alten Burg, in der die Benefiz-Veranstaltung stattfindet. Sie ist zum Teil leider bereits zur Ruine verfallen. Erhalten ist lediglich die alte Kapelle mit der typischen Form eines Kirchenschiffs und gebogenen Dächern auf dicken Sandsteinsäulen. Der warme Wind bläst nun nur noch sanft durch meine Haare. »Du siehst wunderschön aus«, höre ich Konstantin leise, ganz dicht an meinem

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