Heiße Sonne der Verfuehrung
Maat redet ganz wie sein Captain«, bemerkte sie scharf und trat dann in die Kabine.
Domingo lächelte, aus dem Gleichgewicht gebracht durch ihre Direktheit. »Hier drinnen seid Ihr sicher, Lady. Niemand würde es wagen, sich Ran zu widersetzen, aber er – wir – können nicht überall sein«, versicherte er ihr. »Ihr seid eben eine reizende Versuchung.«
Aurora stieß einen unfeinen Laut aus. »Ransom schenkt meinem Gesicht und meiner Figur viel zu viel Gewicht.« Sie ging zur Bank am Fenster hinüber und ließ sich aufgebracht darauf niedersinken. »Und was die Lebensweisen der Männer angeht, so weiß ich mich recht gut darin zu behaupten.«
Domingo runzelte die Stirn. Er fragte sich, ob sie gerade zugab, Erfahrung als Kurtisane zu haben, wie Ran das vermutete, oder ob sie nur einfach sehr vertraut war mit den Gedankengängen der Männer. Und die lagen ja bekannterweise zwischen ihren Schenkeln. Was von beiden es auch war, die Lady hatte jedenfalls keine Ahnung, wie wahrhaft anziehend sie war. »Ich habe schon große Männer zu Füßen einer schönen Frau stolpern sehen.« Wie Ransom zu Ehren, dachte er und lehnte seine Schulter an den Türpfosten, denn er traute sich nicht, einzutreten.
»Wart auch Ihr einer dieser bemitleidenswerten Kandidaten?«, fragte sie frech.
»Ich befürchte bei mehr Frauen, als ich zählen kann.« Sein Grinsen besaß jedoch nicht die geringste Spur von Selbstvorwurf.
»Aber Ihr zählt sie sehr wohl«, sagte sie, und sein spitzbübisches Lächeln brachte sie zum Lachen. Er war einer, der Frauen gerne den Hof machte, leichtherzig und frei in seinen Gedanken, und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zähmte er die Damen im Handumdrehen, denn der Spanier gab ein schneidiges Bild heißblütiger, männlicher Perfektion ab. Sein schwarzes Haar wuchs ungebändigt und fiel auf seine breiten Schultern, und sein Schnurrbart, wenn auch dicht, war ordentlich gekämmt und gestutzt. Rabenschwarze Augen starrten sie aus einem freundlichen Gesicht an; seine Gesichtszüge besaßen die Kraft seiner Vorfahren und die winzigen Falten häufigen Lachens. Wenn auch um eine Handbreit kleiner als Ran, so war er doch immer noch ziemlich groß, mit schmalen Hüften und langen Beinen, und jeder Zoll von ihm wurde durch den guten Sitz seiner dunklen Kniehose und seiner langen, bestickten Weste betont. Seine Arme waren nackt und, wie sie es bei den meisten Männern auf dem Schiff gesehen hatte, muskulös.
»Ran wird es nicht gefallen, wenn Ihr mich so anstarrt«, neckte er sie geschmeichelt.
»Ach, Ransom findet in dieser Woche an nichts Gefallen, was ich tue.«
Domingo erstickte fast an ihren Worten und dachte, dass Ransom für seine Selbstbeherrschung verdammt werden sollte. Welcher heißblütige Mann konnte einem so üppigen Wesen schon widerstehen? Sie war aber auch unglaublich selbstsicher und gelassen; ihr innerer Friede war wie ein Leuchtfeuer, das ihn anzog. Und jeden anderen Mann auf diesem Schiff ebenfalls, dachte er ernst.
»Der Capt’n ruft Euch, Sir«, informierte ihn der Bootsmanngehilfe, der plötzlich an seiner Seite aufgetaucht war. »Er sagt, dass Ihr gefälligst Euren spanischen Kadaver an Deck bewegen sollt, bevor Ihr Euch im Krähennest der Phoenix wiederfinden werdet.«
Domingo musste lachen angesichts des Vergnügens, das der Junge dabei empfand, diese Nachricht weiterleiten zu dürfen. Er verneigte sich vor Aurora, was diese jedoch gar nicht wahrnahm. Sie starrte konzentriert den jungen Mann an. Ihr Blick fiel auf seinen Arm, auf die Wunde, die er sich in der Berberei zugezogen hatte. Ohne es zu sehen wusste sie, dass diese sich verschlimmert hatte, denn ihr Krötensteinring wurde augenblicklich wärmer und warnte sie so vor vergiftetem Blut. Bisher war es noch nicht tödlich, aber ohne Behandlung …? Sie hatte keine Möglichkeit mehr, ihn nach seinen Symptomen zu fragen, denn er verließ sie in großer Eile.
Domingo erkannte ihre Sorge und zuckte hilflos mit den Schultern. »Er wird nicht zu Euch kommen«, bemerkte er wahrheitsgemäß. »Die Loyalität der Seeleute gilt dem Schiffsarzt.«
»Lasst es bekannt werden, dass ich meine Hilfe anbiete, wenn sie es wollen.« Aurora konnte niemandem ihre Methoden aufzwingen, der sie nicht darum bat. Selbst in der Nacht, als sie Shokai dem Tode nahe vorgefunden hatte, hatte er sie zuerst um ihre Hilfe bitten müssen.
»Ran wird sich bis weit in die Nacht hinein an Bord der Phoenix aufhalten und Berichte entgegennehmen«, informierte
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