Heiße Sonne der Verführung
und den Deckel des kleinen Kessels hob, um den Inhalt zu überprüfen. »Ich muss unbedingt eine Suche zu Ende führen«, antwortete sie schließlich; dann schaute sie auf. Sie konnte ohne Mühe seine Zweifel erkennen. »Ihr glaubt nicht, dass Frauen ein solches Bedürfnis haben können? Ihr seid …«
»Engstirnig«, vollendete er. »Jawohl, und zwar laut Eurer Einschätzung sehr. Versucht doch einfach, meinen Geist zu erweitern, indem Ihr mir erzählt, was so viel Wert ist, dass es Euch so weit von Eurem Zuhause fortbringt.«
Sie schlug den Deckel wieder zu. »Ich habe kein Zuhause, Ransom.« In ihren Worten lag eine Spur von Schmerz. »Als ich Schottland verließ, hatte ich allerdings keine Ahnung, dass die Reise mich so weit weg führen würde.«
»Und der Grund für Eure Reise?«
Ihr Blick schwankte, denn etwas Derartiges zu enthüllen würde ihn in ihre Probleme mit hineinziehen, und er hatte schon genug für sie getan. »Sie ist geheim, diese Reise.« Ihr Ausdruck flehte ihn um Verständnis an. »Ihr seid doch nicht gekränkt?«
»Natürlich nicht, wir haben alle unsere Geheimnisse.« Sie sah erleichtert aus, und er redete sich ein, dass es ihm egal war, denn er war ja bemüht, sich von dieser so gefühlsmäßig handelnden Frau fernzuhalten; dass sie ihn nie um seine Hilfe bat oder ihn in ihre Geheimnisse einweihte, gab ihm aber dennoch das Gefühl, ein klein wenig verloren zu sein. Sie wusste einiges von ihm, er aber nichts von ihr, bemerkte er. Während er seinen Gedanken nachhing, folgte sein Blick ihren Bewegungen. Sie bereitete Kaffee zu, und er redete sich ein, dass es ja schließlich nichts anderes gab, auf das er schauen konnte.
»Warum nennt Rahman Euch Ahmar Asad?«
Ran gab ihr keine Antwort, und plötzlich hielten ihre hellen blauen Augen ihn gefangen, als würden sie seine Kehle umgreifen. Er erkannte, dass sie in Gedanken nach der Übersetzung suchte. Als sie sie schließlich fand, weiteten sich ihre Augen.
»Der Rote Löwe? Der Pirat?«, entwich es ihr halb fragend, halb schockiert.
Noch immer sagte er nichts. Er wirkte gelassen, und er war stolz auf seine Beherrschung, als ihr Blick anzüglich über seinen Körper glitt und dann bei seinem Gesicht haltmachte.
Sie lächelte, auf weibliche Art selbstgefällig, und etwas in ihrem Innern löste sich. »Ah, da befinde ich mich ja in einer ganz schön verrufenen Gesellschaft, was?«, murmelte sie und wechselte dann klugerweise das Thema. »Wie geht es Mister Baynes Wunde?« Ihre Brüste wiegten sich sanft unter dem voluminösen Stoff, während sie geschäftig hantierte. Guter Gott? Wusste sie denn nicht, welch erotisches Bild sie da abgab?
»Verdammt schlecht«, bemerkte er scharf, woraufhin sie stirnrunzelnd aufschaute. »Er hat Euren Trank nicht genommen.«
Sie stocherte in der Kohle herum, schüttelte ihren Kopf und stellte entmutigt den Kessel auf das Feuer. »Er wird einen hohen Preis zahlen für ein solches Vorurteil, denke ich.« Sie würde ihre Zeit jedoch nicht damit verschwenden, einen Ungebildeten vom Nutzen natürlicher Heilmittel zu überzeugen. Es würde eh nichts bringen.
»Übrigens, wo ist dieser Beutel mit Euren Schätzen?«
Angesichts seiner Wortwahl verzogen ihre Lippen sich missmutig. »Als Achmed mich gefangen nahm, hat er ihn einfach zurückgelassen.« Sie setzte sich zu seinen Füßen. »Vielleicht hat Shokai ihn ja.«
Ran erinnerte sich, dass er ihn nicht dabeigehabt hatte. »Ihr erkundigt Euch überhaupt nicht nach dem alten Mann?«
»Er ist zu Euch gekommen, Ransom, daher weiß ich, dass gut für ihn gesorgt wird.«
Um Himmels willen, sie war ganz schön vertrauensvoll. Er unterließ es, ihr von den Wunden des Mannes zu erzählen. Der Schiffsarzt der Lion kümmerte sich um ihn, und solange sie noch unfreiwillige Gefangene waren, konnten sie sowieso nicht mehr tun.
Zögernd griff sie nach einem seiner Stiefel und zog daran, und Ran half ihr, zunächst den einen und dann den anderen auszuziehen. »Warum tut Ihr das, Mylady? Ich habe es nicht nötig, so verwöhnt zu werden.«
Sie stellte die Stiefel ordentlich zur Seite. »Ihr seid weit gereist wegen mir, Ransom, und ich kann sehen, dass dieser Ort Euch noch mehr missfällt als mir.« Sie goss Kaffee in eine kleine Tasse. »Es ist doch nur ein winziges bisschen Komfort, den ich Euch anbiete.« Sie hielt ihm die Tasse hin. »Mehr nicht.«
Ran beugte sich vor und nahm die Tasse entgegen, während seine Augen über ihren Körper glitten. Dann lehnte er sich in
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