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Heiße Sonne der Verführung

Heiße Sonne der Verführung

Titel: Heiße Sonne der Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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anderes Kleid vom Boden auf, zog es über den Kopf und legte dann ihren Gürtel wieder um. Nachdem sie ihre Besitztümer sorgfältig in den Beutel zurückgesteckt hatte, nahm sie den Kelch, den Mörser, den eingewickelten Dolch und ein kleines Säckchen und ging zur Tür. Ihr Blick blieb starr, als sie die Luke öffnete und hinaustrat. Jenseits der Wände war es still, und er hörte, wie Dahrein ihr etwas zuflüsterte. Sie antwortete ihm jedoch nicht.
    Ran folgte ihr.
    Aurora trat in die winzige Kabine und überprüfte deren Sauberkeit. An der Wand flackerte die Flamme einer einzelnen Öllampe. Leelan starrte sie mit fiebrigen Augen an. Sie kniete sich neben ihn, stellte ihre Gegenstände auf den Boden und strich ihm dann das feuchte Haar aus der Stirn. Er sah verängstigt und verzweifelt aus.
    »Es wird besser werden, mein Freund. Das verspreche ich dir.«
    Er nickte zittrig, und sie erhob sich mit dem Säckchen in der Hand. Sie tauchte mit ihren Fingern hinein, zerdrückte grüne Blätter, verstreute sie in den Ecken der Kabine, und der angenehme Duft von Minze erfüllte die verbrauchte Luft. Mit jeder Menge bat sie um Reinheit und Heilung für diesen Raum. Dann ging sie zum Bett hinüber und half Baynes, sich aufzusetzen und aus dem Kelch zu trinken. Er verzog das Gesicht, sie ermutigte ihn jedoch sanft, noch mehr davon zu trinken, bevor er schwer auf die Strohpritsche zurücksank, da er mit seiner Kraft am Ende war.
    Sie hielt seinen Blick in dem ihren gefangen, konzentrierte sich und gab ihm ihre Energie. Schon in dem Moment, als sie die Kabine betreten hatte, hatte sie gewusst, dass er allein zu schwach war, die Nacht zu überleben.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Schon besser«, artikulierte er undeutlich, woraufhin sie nickte, erfreut darüber, dass der Aufguss seinen Schmerz linderte. Sein Fieber war gefährlich hoch.
    »Ich werde dich nicht anlügen, Leelan. Ich muss die alte Wunde wieder öffnen.« Er nickte schwach, und sie verlor keine Zeit; mit ruhigen und effektiven Bewegungen wickelte sie den Dolch aus und zog ihn über die entzündete Wunde. Er zuckte leicht zusammen, als Blut herausfloss; der Geruch von Verseuchung war klar für sie erkennbar. Sie tupfte und drückte auf seiner Haut herum, immer und immer wieder, und Rans Augen weiteten sich, als er sah, dass die Schwellung schon ein wenig zurückging. Aurora holte die durchtränkten Kräuter aus dem Mörser und strich die Paste auf die Entzündung. Sie wickelte locker ein Tuch darum, dann ermunterte sie Leelan, nochmals aus dem Kelch zu trinken. Innerhalb weniger Sekunden sank er in einen tiefen, schmerzlosen Schlaf.
    Aurora tupfte seine feuchte Stirn, Brust und Hals ab. Unentwegt berührte sie die Wunde mit ihrer Handfläche und hielt diese dann dort, während sie leise flüsterte. Einen Sprechgesang. Eine Bitte um Hilfe.
    Aurora betete mit gesenktem Kopf. Sie rief die Mächte des Wassers, des Windes, der Erde, des Feuers und des Geistes an sowie die Lady und den Lord, die sie regierten.

19
    Ran stand hinter der Tür und starrte konzentriert auf Auroras Rücken. Der Bootsmannsgehilfe lag leblos da, während sie die Kräuterumschläge auffrischte. Man konnte sie seufzen hören, als sie sich mit dem Handrücken über ihre Stirn fuhr. Trotzdem machte sie unaufhörlich weiter, mehr als achtzehn Stunden lang.
    »Aurora?«
    Ohne Unterbrechung tauchte sie das Tuch ein, wrang es aus und wickelte es um die Wunde. Ran wendete sich enttäuscht und ein wenig verärgert ab. Die Distanz, die er vor ihrer Beschwörung verspürt hatte, nahm nicht wieder ab, er fühlte sich unangemessen verwirrt. Was wusste er schon von diesen Dingen? Für ihn war es äußerst absurd, dass ein paar Worte, ausgesprochen über irgendeinem Kraut, Wunder bewirken könnten. Woran jedoch nicht zu zweifeln war, war Auroras Glaube an ihre Methoden. Und es war vor allem alles, was dem jungen Leelan noch geblieben war.
    Gott würde ihr beistehen müssen, wenn sie keinen Erfolg damit haben sollte. Denn in diesem Fall würde der Zorn von zweihundertvierzig Seemännern sich über sie ergießen, und Ran war sich nicht sicher, ob er sie dann noch beschützen konnte.
     
    Einige Segel flatterten im Wind, und ohne nachzuschauen, befahl Ran, als er über das Achterdeck schritt, den Großmast zu hissen; er verspürte eine stechende Verspannung in seinen Schultern, ein paar der Crewmitglieder tauschten finstere Blicke und Schulterzucken aus. Sie warfen einen kurzen Blick auf ihren Captain, bevor sie

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