Heiße Tage auf Hawaii
den Strand entlanggehen und suchend umherblicken. Ich dachte, sie suchte nach Ihnen.«
Sein Gesicht erhellte sich plötzlich.
»Sie haben sie gesehen? Wo? Was sagte sie?«
»Dort in der Richtung. Sie suchte jemanden.«
»Wann war es? Wie lange ist es her?«
»Es muß vor etwa einer halben Stunde gewesen sein, schätze ich. Sie fragte mich, ob ich Sie irgendwo gesehen hätte.«
»Oh, dann habe ich sie verpaßt. Man hatte mir gesagt, sie sei jeden Nachmittag am Strand.«
»Haben Sie sie denn nicht angerufen?«
»O doch, aber sie erklärte einfach, sie wolle mich heute nicht sehen.«
»Nun, das finde ich aber ganz verständlich.«
»Was wollen Sie damit sagen?« fuhr er mich forsch an.
»Wenn Miriam klug ist, wird sie sich denken können, daß ihr Telefon angezapft und vielleicht sogar ein Mikrophon im Zimmer versteckt ist. Natürlich möchte sie sich nicht gerade an einem Ort mit Ihnen unterhalten, wo das Gespräch möglicherweise mitgehört wird. Was gibt es da Besseres, als Ihnen zufällig am Strand zu begegnen und sich dann zu einem vertraulichen Gespräch zusammenzusetzen.«
»Beim Zeus, Lam«, sagte er erstaunt, »ich muß Ihnen wohl recht geben. Mir scheint, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Darum war sie wohl auch am Telefon so kurz angebunden. Sie glaubte sicher, man könnte mithören. Aber wer macht so etwas?«
»Vielleicht ein Erpresser, der etwas aus ihr herausholen möchte.«
»Er würde sie aber doch nicht erpressen, wenn er nicht schon etwas gegen sie in der Hand hätte.«
»Er könnte ja zunächst einmal bluffen. Würde sie Ihnen erst mal eine Menge am Telefon erzählen, dann wäre er auch bald imstande, die Sache zu untermauern, immer vorausgesetzt, die Leitung ist angezapft. Und das gilt auch für die Wohnung. Wenn ich Sie wäre, würde ich mich von Miriams Apartment fernhalten und versuchen, alles bei einem zufälligen Zusammentreffen an einem neutralen Ort zu besprechen.«
Diese Erklärung leuchtete Bicknell ein. »Genau so wird es sein. Beim Zeus, das ist es! Deshalb war sie so kurz am Telefon. Bertha hat doch recht. Sie sind ein smarter Bursche, Lam.«
Ich gab mich betont bescheiden. »Ist alles nur Erfahrungssache, Mr. Bicknell.«
»Und Sie sagten, sie sei hier am Strand gewesen und wieder zu- rückgegangen?«
»Ob sie zurückgegangen ist, weiß ich nicht. Ich habe sie nur gesehen.«
»Armes Kind!« seufzte er bedauernd. »Und ich habe sie sitzenlassen. Wahrscheinlich hat sie geglaubt, ich hätte genügend gesunden Menschenverstand, um mich hierher zu setzen und zu warten, bis sich für uns die Gelegenheit zu einem Gespräch ergibt. Und ich habe das vermasselt. Jetzt dürfte es aber wohl zwecklos sein, weiter zu warten. Würden Sie mir bitte aufhelfen, Lam?«
Ich half ihm auf die Beine. Er klopfte sich den Sand von der Badehose.
Sie sollten sich nicht so der Sonne aussetzen«, warnte ich ihn. »Wenn Sie sich zu lange bestrahlen lassen, werden Sie sich einen Sonnenbrand holen.«
»Danke für den guten Rat. Aber ich gehöre nicht zu den Typen, die so schnell einen Sonnenbrand bekommen. Übrigens, Lam - wenn Sie Mira am Strand oder sonstwo treffen, wo ich mit ihr sprechen kann, lassen Sie es mich gleich wissen.«
»Wo kann ich Sie erreichen?«
»Ich werde den ganzen Nachmittag über in meinem Zimmer sein. Anschließend finden Sie mich in der Bar, hinterher beim Abendessen. Ich werde beim Empfang hinterlassen, wo ich mich jeweils aufhalte.«
»Okay, Mr. Bicknell. Ich werde mich bemühen. Mag sein, daß sie vor morgen, keine Gelegenheit mehr hat. Denken Sie stets daran, daß Ihre Anrufe mitgehört werden könnten. Und vielleicht wird sie auch beschattet.«
»Glauben Sie das wirklich? Meinen Sie, diese Leute - wer immer sie sein mögen - würden sich so viel Mühe machen?«
»Wie soll ich das wissen? In meinem Beruf muß man auf alles gefaßt sein, auf das Beste hoffen und sich auf das Schlimmste vorbereiten.«
»Ja, so ist es wirklich. Ich verstehe Ihre Einstellung.«
Er legte mir seine Hand auf die Schulter. »Donald, Sie sind schon in Ordnung. Sie machen sich wirklich prächtig. Ich bin doch froh, daß Bertha auf Ihrer Mitwirkung bestanden hat. Ich glaube, wir werden die Sache hinbekommen. Aber lassen Sie Bertha alle Kontakte aufnehmen. Wirklich, wir machen es schon richtig, Donald. Bestimmt!«
»Und ob wir das tun«, bestätigte ich.
Er humpelte zum Hotel zurück, während ich zum >Moana< ging, eine Autovermietung anrief und mir einen Leihwagen
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