Heiße Tage auf Hawaii
eine Million und fünf Stufen bis zu einem Haus auf einem Hügel gestiegen und habe dort gebeten, das Telefon benutzen zu dürfen.«
»Sie haben also das Haus, in dem der Tote lag, gar nicht betreten?«
»Wo denken Sie hin! Ich habe doch noch meine fünf Sinne beisammen.«
»Ist Mr. Bicknell hineingegangen?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Konnten Sie ihn von dem Platz aus sehen, von dem Sie telefonierten?«
»Ja, während des Telefonierens konnte ich Bicknell sehen, der wie ein verlorenes Schaf auf der Straße stand.«
Bicknell fügte hinzu: »Ich habe nicht einmal versucht, die Tür aufzumachen, geschweige denn das Haus zu betreten. So töricht bin ich ja nun doch nicht.«
»Nein, ich halte Sie auch nicht für töricht«, gab der Sergeant zu. »Ich glaube nur, daß Sie mehr von dem Mädchen gesehen haben, als Sie zugeben.«
»Sie irren sich. Ich habe nicht mehr gesehen.«
Sergeant Hulamoki wandte sich wieder an Bertha: »Nun noch einmal zu Ihnen, Mrs. Cool. Als Sie vom Telefonieren zurückkamen, haben Sie da nicht versucht, zur Hintertür des Hauses zu gehen?«
»Nein, warum sollten wir?«
»Weil ein Mörder im Hause war!«
»Im Hause gewesen war«, korrigierte ihn Bertha. »Wir konnten doch wohl kaum erwarten, daß die Person noch im Hause war. Mr. Bicknell sah sie ja aus dem Zimmer laufen. Als sie die Türklingel gehört hatte, machte sie sich eiligst aus dem Staube.«
»Und wie soll sie aus dem Haus gekommen sein?« erkundigte sich Hulamoki.
»Höchstwahrscheinlich durch die Hintertür.«
»Kommen wir noch einmal auf Mr. Bicknell zurück. Ihm blieb doch eine ganze Menge Zeit, während Sie in dem Haus auf dem Hügel telefonierten. Außerdem stand er unmittelbar an der vorderen Eingangstür. Worauf ich hinauswill, ist, daß hier ein einzigartiger Fall von mangelnder Neugier vorzuliegen scheint in bezug auf die Identität dieser nackten oder halbnackten jungen Frau, die aus dem Haus lief.«
»Mr. Bicknell leidet an schwerer Arthritis«, erinnerte ihn Bertha, »so daß ihm jede Bewegung schwerfällt.«
Sergeant Hulamoki schüttelte den Kopf. »Ich bleibe bei meiner Ansicht, daß Mr. Bicknell in der Lage ist, uns eine genauere Beschreibung der jungen Frau zu geben, die im Hause war.«
Bicknell zuckte resigniert die Achseln.
»Gibt es jemanden, den Sie schützen wollen?« fragte Hulamoki.
»Natürlich nicht«, antwortete Bicknell entrüstet.
»Das ist seltsam, Mr. Bicknell, denn zufällig wissen wir eine ganze Menge über Jerome C. Bastion.«
Bicknell setzte sich in seinem Stuhl aufrecht, aber sein Gesicht blieb ausdruckslos.
Ich schielte zu Bertha hinüber. Auch ihr Gesicht war wie aus Granit.
»Dieser Herr«, berichtete der Sergeant weiter, »war ein sehr erfahrener und gewitzter berufsmäßiger Erpresser. Er lebte von Erpressungen, und ich muß sagen, er lebte sehr gut. Nun hat es sich zufällig ergeben, daß Kriminalinspektor Edgar Larson von der Polizei Denver mit dem gleichen Schiff hierherkam. wie Sie. Mr. Larson ist dienstlich hier. Er hatte erfahren, daß Jerome C. Bastion sich seit einiger Zeit auf der Insel aufhält, und zwar war er hinter einem neuen Opfer her. Larson hat Grund zu der Annahme, daß dieses neue. Opfer niemand anders als Ihr Mündel Miriam Woodford sein sollte.«
»Ich bin nicht ihr Vormund.«
»Zumindest sind Sie es in finanzieller Hinsicht.«
»Das macht sie nicht zu meinem Mündel. Obwohl ich wünschte, es wäre so.«
»Warum?«
»Weil ich diese Frau sonst nicht kontrollieren kann, Ich kann sie einfach nicht dazu bringen, sich darüber klarzuwerden, wie ernst die Lage ist.«
»Welche Lage?«
»Ihre finanzielle und gesellschaftliche Lage. Sie muß einsehen, daß sie sich unbedingt ein wenig mehr den Anschein von Trauer geben sollte, ohne Rücksicht darauf, was sie Ezra gegenüber empfunden haben mag. Das heißt, so wollte ich es auch nicht ausdrücken. Was ich ihr beizubringen gedachte, war, daß ihr von Natur aus spontanes Naturell... also kurz gesagt, sie sollte nicht ganz so leichtlebig sein.«
Sergeant Hulamoki sah Bicknell nachdenklich an und sagte dann ernst: »Hier auf der Insel lassen wir uns von Reichtum und Beziehungen nicht beeinflussen. Wenn wir einen Fall untersuchen, dann versuchen wir, die bestmögliche Arbeit zu leisten.«
»Das höre ich gern«, antwortete Bicknell.
»Und wenn wir herausfinden, daß jemand die Fakten falsch dargestellt hat, dann können wir sehr unangenehm werden.«
»Das ist eine lobenswerte Haltung«, pflichtete
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