Heiße Tage auf Hawaii
»Du meine Güte, ich sehe im Badeanzug aus wie ein Sack Kartoffeln, und ich kriege immer sofort einen Sonnenbrand. Ich hasse Hawaii. Warum, zum Teufel, habe ich überhaupt zugesagt, dort hinzugehen?«
»Wegen des Geldes«, erklärte ich trocken.
Bertha sah sich den Scheck an. »Du sagst es, Donald.«
»Also gut«, schloß ich die Diskussion. »Und jetzt schicke das Kabel an unseren Mitarbeiter in Denver.«
Noch am gleichen Nachmittag erhielten wir die Antwort:
>Miriam Woodford heiratete Ezra P. Woodford vor neun Monaten. Sechs Monate später starb Ezra, hinterließ riesiges Vermögen zur Hälfte Stephenson Bicknell, andere Hälfte seiner Witwe. Miriam Woodford angeblich in Honolulu. Inspektor Edgar B. Larson von der Mordkommission Denver fährt morgen nach Honolulu mit der Lurline, angeblich Urlaub. Bicknell verließ Denver vor zehn Tagen, Aufenthalt unbekannt. Rate zu äußerster Vorsicht. Witwe wollte vielleicht nicht warten, bis die Natur sich ihr Recht nahm. Polizei führt in aller Stille Ermittlungen.<
»Na, das sieht doch schon etwas anders aus, nicht wahr?« sagte ich zu Bertha.
»Da brat mir einer ’nen Storch!« rief Bertha außer Atem und fügte dann hinzu: »Aber die Witwe erhielt doch nur die Hälfte. Bicknell hat doch ebenfalls geerbt.«
»Wenn du in dieser Richtung arbeiten willst, gerätst du schnell in eine Sackgasse«, mahnte ich. »Bicknell war Ezra Woodfords Geschäftspartner. Er ist selbst vermögend. Außerdem - wenn er geplant hätte, seinen Partner zu beseitigen, dann hätte er es vor dessen Eheschließung getan, nicht hinterher.«
»Warum?« fragte Bertha, um dann, bevor ich noch antworten konnte, hastig hinzuzufügen: »Natürlich, ich verstehe. Es ist ein Unterschied von fünfzig Prozent.«
Ich nickte.
»Er scheint sie zu mögen«, bemerkte Bertha nachdenklich.
»Jetzt mag er sie.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Als Miriam Ezra P. Woodford heiratete«, betonte ich mit Nachdruck, »da muß Bicknell sie gehaßt haben. Heute aber singt er ihr Loblied in allen Tonarten. Vielleicht hat Mira sich entschlossen, ihm um den Bart zu gehen, als sie erfuhr, daß er fünf Jahre lang Treuhänder ihres Vermögens sein würde. Wenn sie in der kurzen Zeit diesen Wandel bei Bicknell hervorrufen konnte, dann muß sie über unerhörte Fähigkeiten verfügen. Ihr Telegramm wegen der Schwierigkeiten hat vielleicht nur den Zweck, Bicknell nach Honolulu zu locken, wo er mehr unter ihrem Einfluß ist, ohne daß die ganze Gesellschaft von Denver die weitere Entwicklung der Dinge beobachten kann.«
Bertha starrte mich an wie eine Eule.
»Und«, fuhr ich fort, »wir sollten nicht übersehen, wie sehr Bicknell als Bannerträger für Mira auftritt. Er möchte, daß sie geschützt wird, aber er möchte auch ganz gewiß sein, daß es eine Frau ist, die diese Aufgabe übernimmt. Der Gedanke, daß ein Mann eingeschaltet werden könnte, war ihm ausgesprochen unangenehm. Die Frage ist nur: Will er sie wirklich schützen, oder sucht er nur nach Beweisen, die es ihm ermöglichen, ihren Vermögensanspruch für verfallen zu erklären?«
»Das kann sich ja zu einem schönen Durcheinander entwickeln!« rief Bertha aufgeregt.
»Willst du ihm also nicht lieber das Geld zurückgeben?«
»Was?« schrie Bertha auf.
»Ihm sein Geld zurückgeben.«
»Hältst du mich für verrückt?« kreischte sie.
»Na gut«, antwortete ich. »Dann wünsche ich dir eine schöne Schiffsreise. Vielleicht kannst du die Bekanntschaft mit Inspektor Edgar B. Larson erneuern. Aber vielleicht ergreift er die Initiative. Es könnte ihn interessieren, was du auf Hawaii treibst.«
Mit diesen Worten verließ ich das Zimmer, hielt mich kurz in meinem Büro auf und sagte zu Elsie: »Rufen Sie mal eines der Geschäfte an, die diese netten Geschenkkörbe verkaufen. Sie wissen schon, so mit rosa Schleifchen und der Aufschrift >Gute Reise<. Und lassen Sie einen solchen großen Korb per Adresse Bertha Cool an Bord der Lurline senden.«
»Wer bezahlt das?« fragte sie.
»Geschäftsspesen«, antwortete ich. »Schreiben Sie es auf das Spesenkonto des Falls Bicknell.«
»Ich fürchte nur, Bertha wird zu einem rasenden Tiger werden«, gab Elsie zu bedenken.
»Das weiß ich. Ich will ja gerade, daß sie in der richtigen Stimmung ist, um einen Mitreisenden zu treffen.«
»Wen?«
»Den kennen Sie doch nicht. Er heißt Larson und gehört zur Polizei in Denver. Auf die Begleitkarte zu dem Korb schreiben wir: >Mit besten Empfehlungen der Polizei
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