Heißer als jede Flamme (German Edition)
die Mappe zurückgegeben hatte, schwieg er und überlegte, was Caitlyn zu lange dauerte. Dann merkte sie ihm an, dass er zu einer Entscheidung gelangt war.
„An dem Morgen habe ich etwas gespürt“, sagte er zu ihrer Überraschung.
Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Keine Ahnung, wovon du redest.“
„Hier nebenan, im Besprechungszimmer, am Morgen nach eurer Hochzeit.“ Er ging um den Schreibtisch herum und lehnte sich gegen die Tischkante. „Ich glaube ja nicht an das Inferno, wenigstens bisher nicht. Aber an diesem Morgen …“
Sie glaubte zu wissen, worauf er hinauswollte, und machte eine abweisende Handbewegung. „… fühltest du höchstens Wut und vielleicht Eifersucht.“
„Ja. Aber auch eine Art Prickeln.“ Stirnrunzelnd rieb er seine Handfläche. „Genau hier.“
„Keine Ahnung, wie du darauf kommst, jetzt auch das Inferno zu spüren“, erwiderte sie und deutete auf seine Hand. „Aber mit mir hat das nichts zu tun. Das ist unmöglich.“ Irgendwie durfte es nicht sein, denn sonst wäre endgültig erwiesen, dass das Inferno nur ein Fantasiegebilde war, eine Einbildung. Und das hätte Caitlyn nach allem, was sie mit Marco erlebt hatte, doch sehr enttäuscht.
Er dachte nach. „Es war keine andere Frau da, die es ausgelöst haben könnte.“
„Ihr Dantes und eure Handflächen! Spürst du jetzt etwas?“,
fragte sie schier verzweifelt.
„Vielleicht. Ganz leicht.“
„Marco spürt es so heftig, dass er sich noch die Handfläche aufkratzt, wenn ich nicht aufpasse.“
Lazz’ Mund umspielte ein Lächeln. „Du hörst dich an wie eine besorgte Mutter.“ Dann wurde er ernst und betrachtete sie mit einem Gesichtsausdruck, der ihr gar nicht gefiel. Nur ihrem Mann stand es zu, sie so zu anzusehen.
„An diesem Abend wollte ich dir ebenfalls einen Heiratsantrag machen.“
„Ich weiß“, antwortete sie leise.
„Wir beiden hätten das Brautpaar sein sollen.“
„Nein, hätten wir nicht.“
Plötzlich war sie sich darüber völlig im Klaren. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel hatte sie die Erkenntnis getroffen, und sie schloss die Augen, um sich daran zu gewöhnen. Ob es das Inferno gab oder nicht, und ob sie daran glaubte oder nicht, spielte keine Rolle. Auch nicht, dass sie sich über die Einsichten ihrer Großmutter hinweggesetzt und einen Charmeur geheiratet hatte – statt eines grundsoliden, vernunftbetonten Mannes wie Lazz.
Ist alles egal, dachte Caitlyn mit angehaltenem Atem, ich liebe Marco.
„Caitlyn?“
„Oh Gott.“ Ihr stiegen Tränen in die Augen, und sie sprang auf. „Wie dumm ich war.“
Er richtete sich auf. „Nicht weinen.“ Er legte den Arm um sie und tröstete sie ungeschickt. „Alles wird wieder gut. Ich werde uns einen Anwalt beschaffen.“
„Nein, du verstehst mich falsch.“ Sie hob den Kopf und sah Lazz lange an. Wie hatte sie jemals glauben können, die beiden Brüder seien schwer zu unterscheiden? In Wahrheit glichen sie einander kaum und empfanden auch völlig anders. „Ich liebe ihn, Lazz.“
„Was? Du machst einen Fehler.“
„Nein. Den Fehler begehst du, wenn du meine Frau anfasst.“ Marco kam ins Zimmer gestürmt, und laut fiel die Tür hinter ihm zu. „Lass sie los, oder ich sorge dafür, dass du deine Hände wegnimmst.“
9. KAPITEL
Nur mühsam bezwang Marco seine Wut. Schließlich war Caitlyn seine Frau. Am liebsten hätte er seinen Bruder geschlagen. Lazz hatte nicht den geringsten Grund, sie anzufassen – und das machte er ihm auch unmissverständlich klar.
„Mach dich doch nicht lächerlich, Marco“, sagte Caitlyn.
Er blickte sie nur kurz an. „Stell jetzt nicht mich so hin, als hätte ich etwas falsch gemacht. Schließlich habe ich dich in den Armen meines Bruders vorgefunden.“ Dann wandte er sich ihm zu. „Aus einem unerfindlichen Grund kannst du die Hände nicht von meiner Frau lassen.“
Leise fluchend trat Lazz einen Schritt zurück und hob beschwichtigend beide Hände. „Zufrieden?“
„Ich bin erst zufrieden, wenn ich dich verprügelt habe. Dann kann uns wenigstens niemand mehr so leicht verwechseln.“
„Vor allem Caitlyn nicht. Das meinst du doch?“ Lazz lachte bitter. „Du kannst mir glauben, sie kann uns sehr gut auseinanderhalten.“
Marco ballte die Fäuste. „Wenn ich mit dir fertig bin, wird ihr das noch leichter fallen.“
Caitlyn trat zwischen die beiden – wo sie am wenigsten hingehörte. „Würdet ihr euch bitte wie erwachsene Menschen benehmen? Lazz, dein Kommentar war nicht sehr
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