Heißer als jede Flamme (German Edition)

ihn. Dann soll er entscheiden, ob er dir davon erzählen will.“
    „Und warum hast du geweint?“ Er sah, dass sie noch immer kurz davor war, wieder in Tränen auszubrechen, was ihn mehr betrübte als alles andere. Denn er konnte sich nur eine Erklärung dafür denken: „Unseretwegen? Wegen unserer Ehe?“
    „Ich … ich habe vor Glück geweint.“
    Sie sagt mir nicht die ganze Wahrheit, und es sind keine reinen Freudentränen, so viel ist sicher, dachte er. „Dann beantworte mir bitte eine Frage, cara: Warum weinst du in den Armen deines Schwagers, und nicht deines Ehemannes?“
    „Ich bin zufällig einfach hier vom Glück überwältigt worden.“ Sie sah ihm fest in die Augen, und er zweifelte nicht länger, dass sie die Wahrheit sagte. „Ich bereue unsere Ehe nicht. Und falls immer noch Zweifel bestehen: Ich möchte auch nicht lieber mit Lazz verheiratet sein. Aber noch etwas anderes sollten wir klären.“
    „Was denn?“
    „Es geht um meine momentane Aufgabe.“
    Überrumpelt durch den Themenwechsel, fragte er: „Ja, und?“
    Sie zögerte und schien ihre Gedanken zu sortieren – eine Angewohnheit, die ihm bisher immer sehr liebenswürdig erschienen war. „Du sollst wissen, dass meine Karriere für mich Sicherheit und Unabhängigkeit bedeutet. Daher kommt es, dass ich in Fragen, die meine Position betreffen, nicht gerne im Dunkeln tappe.“
    „Ich habe angenommen, dass deine neue Aufgabe dir Spaß macht“, äußerte er vorsichtig.
    „Du redest am Thema vorbei – absichtlich, wie ich vermute. Ich liebe meine Tätigkeit, die alte und die neue. Aber ich habe hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Und ich lasse mich nicht ablenken. Wie ich bereits sagte: Meine Karriere garantiert mir Unabhängigkeit. Falls alle Stricke reißen, kann ich für mich selbst sorgen, so hat es Granny mir beigebracht.“
    Marco kniff die Lippen zusammen. „Mit anderen Worten, falls irgendein Charmeur – wie ich zum Beispiel – dein Leben mit seinen Träumen durcheinanderbringt, bedeutet dein Beruf eine Absicherung für dich.“ Er neigte den Kopf zur Seite. „Erraten?“
    „Da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.“
    „Und warum um alles in der Welt glaubst du nun, ich würde mich in deine Karriere einmischen?“
    Sie ließ seine Hand los und nahm die Aktenmappe aus dem Pappkarton. Gedankenverloren spielte Caitlyn mit dem Deckel. „Sag mir eins, Marco. Wer hat sich ausgedacht, dass ich das Projekt leiten soll, das angeblich außer mir niemand in den Griff bekommt?“ Sie schob die Mappe zur Seite und sah Marco unerschrocken an. „Du warst es, stimmt’s? Du hast im Personalbüro darum gebeten, mich damit zu betrauen.“
    In der Zwischenzeit kannte Marco die Gewohnheiten seiner Frau in- und auswendig. Wenn ihr etwas gefiel, strahlten ihre Augen in einem hellen Blauton. Dagegen wirkten sie ausgesprochen dunkel, wenn ihr etwas zusetzte. Oft bewirkte Kummer, dass sie sich auf die Unterlippe biss – wogegen er immer sofort einschritt, schließlich fand er ihre Lippen wunderschön.
    Und er wusste, wenn sie etwas in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Und das war jetzt der Fall!
    „Ja, ich habe dich dafür vorgeschlagen“, erwiderte er knapp.
    „Um mich von Lazz fernzuhalten?“
    „Wie bitte?“ Er gab vor, darüber nachzudenken. „Hätte ich das gewollt, dann wäre es mir reichlich misslungen. Du bist ja hier in seinem Büro.“
    Caitlyn ließ ihm den kleinen Scherz nicht durchgehen. „Mir ist es ernst, Marco. Am Morgen nach unserer Hochzeit hast du angedeutet, zwischen Lazz und mir für Abstand sorgen zu wollen. Bin ich deswegen ins Archiv versetzt worden? Vertraust du mir so wenig?“
    „Dir schon, aber Lazz nicht. Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest, er benimmt sich zurzeit etwas grob. Ich möchte nicht, dass du zwischen die Fronten gerätst. Du vermittelst schon oft genug zwischen uns. Die Erfassung der Altdaten wird ein oder zwei Monate in Anspruch nehmen. Und ich weiß ehrlich niemanden, der sich für die Leitung dieses heiklen Projekts besser eignet als du. Denn mit Fleiß allein ist es dabei nicht getan. Bis du es abgeschlossen hast, wird sich meine Beziehung zu Lazz wieder normalisiert haben. Dazu hat sicher auch das heutige Gespräch beigetragen. Danach kannst du selbstverständlich deinen alten Job wiederhaben.“
    „Komisch, dass ich davon bisher nichts gewusst habe.“
    „Na ja.“ Zerstreut fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. „Kann sein, dass du die