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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hand
aus und nahm behutsam eine Brosche, die mehr wie ein Sticker aus Pappe aussah.
Das Plastikbild zeigte eine kichernde Mickey-Mouse.
    „Wunderschön!“ meinte Signora
Paccalone. „Das Meisterwerk eines begnadeten Goldschmieds. Ungefähr ein Wert
von — na, sagen wir: 50 Rappen (Schweizer Währung = 55 Pfennig) .“
    „Das“, ächzte Paccalone, „ist
nicht... ist nicht... ist nicht Plätschlweihers Schmuck. Das... Carlo! Luciano!
Versteht ihr das?“
    Sie verstanden so wenig wie er;
und unter der italienischen Sonnenbräune wurden alle Gesichter fahl.
    „Noch im Abteil“, Vinelli, das
Gaulgesicht, rieb sich wieder die Augen, „haben wir alles bewundert. Zum
Beispiel, das Daumen-Armband. Alles bewundert und... Wo ist der Schmuck,
Ricardo? Wo?“
    „Das hier ist er jedenfalls
nicht“, schrie der Chef. „Wer hat ihn vertauscht? Betrügt ihr mich, ihr
Gangster?“
    „Chef!“ schrie Vinelli. „Taste
meine Ehre nicht an!“
    „Entschuldige!“ brüllte der
Chef.
    „Niemals würden wir dich
betrügen“, meinte Arguno und suchte in seinen Taschen nach Kaugummi, fand aber
nichts.
    Plötzlich legte eine böse
Ahnung ihre würgende Schlinge um Paccalones Hals.
    Der Gauner-Chef schnappte nach
Luft und sprang auf. Polternd kippte der Stuhl um. Aber Paccalone warf sich auf
den Koffer und wühlte den Geld-Karton hervor.
    „Noch gefüllt. Gott sei Dank!“
    Er knallte ihn auf den Tisch
und nahm den Deckel ab.
    Das gebündelte Papier, reinweiß
und fast holzfrei, lächelte sie an.
    Paccalone griff sich ans Herz.
    Vinelli wurde übel. Die Hand an
den Mund gepreßt, rannte er hinaus — allerdings versehentlich in die Küche,
statt zum Klo.
    Florentine, die ihm sofort hart
auf den Fersen war, dirigierte ihn richtig.
    Arguno legte nun endgültig den
Kopf auf die Arme, schlief jedoch nicht ein, sondern schien zu weinen, wie das
Zucken der Schultern anzeigte.
    „Wir“, Paccalone suchte nach
Worten, „sind... beraubt worden.“
    „Ich mache Espresso“, sagte
Florentine.
    Während sie an der
Kaffee-Maschine hantierte, ließ sie die Küchentür offen.
    Paccalone starrte auf seine
zitternden Hände, dann hob er ruckartig den Kopf.
    „Ich hab’s“, schrie er. „Der
Wein war in Ordnung. Dem fehlte nichts. Nein! Auf andere Weise sind wir
vergiftet worden. Daß wir uns jetzt so fühlen — jaaaahhh, das liegt daran. Man
hat uns was... nein! Gas! Betäubungsgas! Diese Verbrecher haben Betäubungsgas
in unser Abteil geleitet. Deshalb! Deshalb! Und dann haben sie unser Hab und
Gut gestohlen. Florentine, verstehst du?“
    „Du könntest recht haben. Aber
wen meinst du?“
    „Na, diese Kids. Diese
Jugendlichen.“
    „Wen?“
    „Sie sind zu viert. Drei Jungs,
ein Mädchen. Also hat mich diese Gaby doch gesehen. Und erkannt!“
    „Von wem redest du, Liebling?“
    „Das erkläre ich dir gleich.
Ich... ich bring sie um. Dieses gewissenlose Gesindel! So jung und schon so
verdorben. Man sieht’s ihnen nicht an. Du würdest staunen, wie ehrlich die
wirken.“
    „Denen würde ich mein Baby
anvertrauen“, nickte Arguno mit geröteten Augen, „wenn ich eins hätte.“
    Paccalone straffte sich. Zorn
färbte die Narbe auf seiner Wange rot.
    „Aber“, sagte er mit gepreßt
ruhiger Stimme, „sie sind hier. Hier in Lugano. Sie sind ausgestiegen mit uns.
Sie wurden abgeholt von einer Signora. Die war mit dem Taxi gekommen. Mit dem
sind sie abgerauscht. Doch ich kenne den Chauffeur. Vico Fedele-Giovannini. Der
sagt mir, wohin er diese Verbrecher gebracht hat. Oh, die können was erleben!
Wundern werden sie sich! Und zittern vor unserer Vergeltung! Denn das lasse ich
nicht mit mir machen. Das nicht!“

18. Paccalone — ist der Name
     
    Traumhaft! Im Garten ums
Sauerlich’sche Ferienhaus blühten: Oleander, Magnolien, Azaleen, Rhododendren
und Agaven. Zypressen standen Spalier auf der Innenseite des Zauns, rund ums
Haus reckten Palmen ihre tropischen Wipfel.
    Das weiße Haus enthielt vier
Schlafzimmer, drei Bäder und einen großen Terrassenraum mit weit zu öffnender
Doppeltür. Grüne Fensterläden überall, die über Mittag die Hitze aussperrten.
Ein nierenförmiger Swimmingpool schloß sich an die Terrasse an.
    Klößchen führte seine Freunde
herum. Die staunten und staunten. Erna war in der Küche und sorgte für
Frühstück, das man hier dem Klima anpaßt — also aus leichten Speisen
zusammenstellt: Milchkaffee, Müsli, Fruchtsaft und Hörnchen, Speck und
Spiegeleier würden sich im Magen ausbreiten wie

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