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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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am Fenster. Daß auch wirklich niemand in der Nähe ist,
kein Passant — nicht mal ein Straßenköter. Ja, Pauline war der Boss. Ohne sie
wäre nichts gelaufen.“
    „So hat sie doch noch Spaß auf
ihre alten Tage.“
    Paccalone sank zurück.
    Für einen Moment hatte ihn die
Begeisterung angeheizt, jetzt schiaffte er ab, wie es seinem tatsächlichen
Zustand entsprach.
    „Wieviel hat euch der Hehler
bezahlt?“ fragte Florentine. „440 000 Franken.“
    „Donnerwetter. Wirst du Oma
beteiligen?“
    „Ihr Anteil ist der Ruhesitz in
unserem Haus. Zimmer mit Balkon zum See — auf Lebenszeit. Und jeden Wunsch
werden wir ihr von den Augen ablesen.“
    Florentine lenkte den Landrover
durch die Stadt in östliche Richtung, vorbei am Parco Civico — dem Stadtpark am
See.
    Castagnola, wo die Paccalones
wohnten, liegt östlich, der Ortsteil Paradiso westlich von Lugano. Von den
umliegenden Berggipfeln betrachtet, ist es wie ein breiter Gürtel von Häusern
entlang am Ufer. Paradiso und Castagnola liegen sich gegenüber, getrennt durch
den See. Hier, in der nördlichen Bucht, ist die Breite beträchtlich. Mit bloßem
Auge läßt sich von hüben nach drüben nur erkennen: Auch dort sind Häuser.
    Da der Luganer See überall von
Bergen umgeben ist, stehen die meisten Häuser am Hang. Ausnahme: Altstadt und
Zentrum von Lugano. Hier weichen die Berge etwas zurück, und der Boden steigt
nur leicht an.
    Auch Paccalones Haus lag etwas
oberhalb — immerhin mit Blick auf den See. Die Straße endete hier. Hinter dem
weitläufigen Grundstück war der Berg zu steil.
    Während der Landrover die
Haarnadelkurven der Straße erklomm, stöhnten Paccalone und Vinelli im Duett.
    „Diese Übelkeit... uuuhhh!...
als hätten wir Fischvergiftung... und Magengeschwüre... uuuhhh... nie wieder
Wein!... jedenfalls keinen verdorbenen...“
    „Nehmt euch zusammen“, meinte
Florentine. „Ihr seid doch Männer.“ Sie lachte. „Außerdem Dunkelmänner — würde
die Polizei sagen.“
    Der Wagen holperte durch die
Einfahrt.
    Ein breites, aber wenig tiefes
Plateau: das Grundstück der Firma Paccalone, an den Hang geschmiegt, der Sonne
ausgesetzt und unterteilt in den geschäftlichen Bereich und den privaten.
    Der geschäftliche Teil bestand
aus dem Hof vor dem flachen Gebäude der Kfz-Werkstatt. Heute waren die Tore
geschlossen. Nur zwei reparaturbedürftige Wagen schmorten seit Tagen in der
Sonnenglut.
    Arguno und Vinelli waren
Paccalones Kfz-Mechaniker. Im Range von Gesellen. Er selbst spielte den
Meister, hatte zwar nie eine einschlägige Prüfung abgelegt, verfügte aber über
gefälschte Papiere, auch über eine Meisterbrief-Urkunde.
    Im hinteren Grundstücksteil
stand das Wohnhaus mit einer Terrasse. Null Garten. Der Zaun zum Nachbarn
begrenzte die Terrasse. Aber dieses Nachbar-Grundstück lag wiederum tiefer und
störte deshalb nicht.
    Für Luganer Verhältnisse war
Paccalones Hütte eher schlicht. Zwar groß und dreistöckig und seeseitig
verziert mit vier kleinen Baikonen. Doch der würfelförmige Kasten konnte keinen
Anspruch erheben, als Villa zu gelten.
    Florentine hielt neben dem
Wohnhaus.
    Arguno wurde geweckt. Verwirrt
glotzte er um sich.
    Florentine zündete sich eine
neue Zigarette an und sah zu, wie die drei das Gepäck ins Haus hievten.
    Paccalone schwenkte die
Ledertasche, in der es verheißungsvoll klirrte.
    „Plätschlweihers Schmuck. Und
hier!“ Er klopfte gegen einen der Koffer. „Hier ist ein Karton voller Geld. 440
000 Franken. Soviel, Florentine, hast du noch nie auf einem Haufen gesehen.“
    „Vor allem möchte ich den
Schmuck mal sehen.“
    Der Mittelpunkt des Hauses war
eine Wohndiele, kühl, schattig. Ochsenblut-farbene Wände, an die Florentine
gerahmte Kunstdrucke gehängt hatte.
    In der Mitte stand ein
langgestreckter Holztisch für zwölf Personen, angeblich 300 Jahre alt. Immerhin
— er wackelte kein bißchen. Allerdings hatte er auch acht Beine.
    Alle setzten sich.
    Paccalone stellte die
Ledertasche auf den Tisch.
    Arguno machte Anstalten, den
Kopf auf die Arme zu legen. Aber sein Chef pfiff ihn an, und er riß sich
zusammen.
    „Eine einmalige Pracht“, sagte
Paccalone und öffnete die Tasche. „Ein Jammer, Florentine, daß ich nichts davon
abzweigen kann für dich.“
    Vorsichtig kippte er den Inhalt
auf die dicke Eichenholz-Platte.
    Sekundenlang herrschte Stille.
    Paccalone zwinkerte heftig.
    Vinelli begann, sich die Augen
zu reiben.
    Arguno, der Kaugummi-Kauer,
glotzte nur.

    Florentine streckte die

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