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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Gepäck und Personen hineinzuquetschen.
    Ab die Post!
    Die Stadt schlief noch. Auch
ohne Menschengewimmel zeigte sie ihre Pracht. Hotelkästen aus dem vorigen
Jahrhundert, Villen, kunstvolle Portale, Nobelgeschäfte eins am andern und
ungezählte Straßenlokale, in denen man köstlich versorgt wurde.
    Die Fahrt führte am See entlang
zur Ortsteil Paradiso. Dort, am Hang gelegen, hatten die Sauerlichs ihr
Ferienhaus. Im Hintergrund stand der S. Salvatore, ein fast 1000 Meter hoher
Berg — ähnlich dem Zuckerhut von Rio de Janeiro.
    „Wir haben auch ein kleines
Ufergrundstück gepachtet“, erklärte Erna. „Mit Anlegesteg fürs Motorboot. Dort
könnt ihr euch tummeln. Schwimmen — würde ich nicht empfehlen. Dieser Teil des
Sees — das gesamte Lugano-Ufer — ist ziemlich verschmutzt.“
    Immerhin — eine herrliche
Uferpromenade, stellte Tim fest. Viele Schiffe waren an ihren Liegeplätzen vertäut
— weiße Motorschiffe der ,Societa navigazione del Lago di Lugano’. Auf einem
hatte der maskierte Schließfach-Knacker das rote Schiffsbillett gelöst.
    Die Straße wand sich den Hang
hinauf, dann hielt das Taxi vor der Einfahrt, die TKKG-Bande hatte ihr Ferienziel
erreicht.
     
    *
     
    Sie hatte den Landrover vor dem
Bahnhof geparkt, stand daneben und wartete. Eine Zigarette schuckelte zwischen
den schmalen Lippen. Jeans, fersen-offene Stöckelschuhe — knallrot, dazu ein
weißer Seiden-Blazer mit hochgerollten Ärmeln.
    Die Männer schauten. Was für
eine schöne Frau! Hochgewachsen, schlank, schmal. Sie hatte das rötliche Haar
im Nacken zusammengebunden. Aus der Nähe freilich sah man: Ihre grünen Augen
waren kalt, eiskalt.
    Und so war auch ihr Charakter.
    Schwerfällig näherte sich das
Trio der Schließfach-Knacker. Paccalone torkelte. Arguno brach fast zusammen
unter der Last der Koffer. Gaulgesicht Vinelli knickte ein in den Knien.
    Entsetzt sah die Rothaarige den
dreien entgegen.
    „Mama mia! Was ist mit euch
los? Ricardo! Bist du verletzt? Dein Kopf! Hast du...?“
    Paccalone ließ seine Tasche
fallen und kippte in die ausgebreiteten Blazer-Arme.
    „Nichts, Florentine! Erschrick
nicht! Der Kopfverband — das ist nur Tarnung. Aber in dem Wein gestern abend —
da muß was gewesen sein. Uns ist allen nicht gut. Wir haben Kopfweh, sind
taumelig, müde, fast krank. Ohne meinen Reisewecker hätten wir verschlafen. Was
sage ich! Keiner von uns hat den Wecker gehört. Aber der Schaffner, zum Glück,
hat uns wachgerüttelt. Jeden einzelnen. Ja, es muß der Wein gewesen sein.
Erschütternd! Die Chemikalien, die Giftstoffe, die Pflanzenschutzmittel — alles
nimmt überhand. Nicht mal mehr unseren Wein kann man trinken. Er bringt uns um,
Florentine. Aber jetzt sind wir hier, zu Hause. Dem Himmel sei Dank.“
    Florentine Paccalone, geborene
Angermann und seit sieben Jahren mit Ricardo verheiratet — Florentine verzog
das Gesicht.
    „Es liegt nicht an den
Chemikalien, Ricardo. Ihr habt gefeiert, und ihr seid immer noch betrunken.
Pfui, Spinne!“
    Paccalone hatte begonnen, die
Mullbinden vom Kopf abzustreifen.
    „Nie im Leben habe ich so wenig
getrunken wie gestern abend. Nein, Florentine, du irrst dich.“
    Sie hatte alle Hände voll zu
tun, um die drei samt Gepäck im Wagen zu verstauen. Arguno schlief sofort ein.
Vinelli bat sie, langsam zu fahren, sonst müsse er sich übergeben.
    Florentine schnippte ihre
Zigarette durchs Fenster und ließ den Motor an.
    „Und?“ fragte sie.
    „Ich wollte dich aus Brüssel
anrufen“, bekundete Paccalone kleinlaut. „Aber — da haben wir gefeiert. Und...
äh... naja, danach war’s zu spät. Aber du hättest von mir gehört, wenn was
schiefgegangen wäre.“
    „Ich dachte mir, daß ihr in
Brüssel einen draufmacht. Also lief alles nach Plan?“
    „Hervorragend.“
    „Keine Panne?“
    „Keine... das heißt, eine
kleine. Aber von dem Mädchen Gaby erzähle ich noch. Pauline jedenfalls, meine
geliebte Schwiegeroma, war der heimliche Boss unseres Coups. Ich werde sie
küssen, sobald sie hier eintrifft. Sie ist wunderbar! Eine Dame, eine wirkliche
Dame! Und so durchtrieben! Genial, wie sie sich aufgebaut hat als überspannte
Alte, die niemand mehr ernst nimmt. 18mal hat sie vorher die Bullen angerufen.
Immer blinder Alarm. Und diesmal — niemand kann ihr vorwerfen, sie hätte sich
nicht gerührt. Denn daß sie unsere Explosion gehört haben muß, ist sonnenklar.
Sie hat’s gemeldet, und kein Bulle kam. Herrlich! Und wie sie aufgepaßt hat!
Mit dem Feldstecher oben

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