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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Habe ich wieder
geschnarcht?“
    „Ich glaub’ nicht. Was stinkt
denn hier so?“
    Klößchen blähte die Nüstern.
„Ich rieche nichts. Aber an mir ist alles müde. Auch der Geruchssinn.“
    „In diesen Fern-Reisezügen muß
man wohl mit allem rechnen. Wer weiß, was hier transportiert wird. Mich würde
Giftgas nicht wundern. Riechst du wirklich nichts?“
    „Doch. Jetzt. Könnte ein
Desinfektionsmittel sein. Die Toilette ist jedenfalls sauber.“
    Er gähnte, entsann sich der
väterlichen Ermahnung und nahm die Hand vor den Mund.
    Tim sah auf die Uhr.
    „Es reicht noch für eine Mütze
voll Schlaf. Um 5.05 Uhr sind wir da. Mann, Willi! Ich bin irre gespannt! Auf
euer Ferienhaus, auf Lugano, den See — und natürlich auf unsere
Nachforschungen.“
    Klößchen nickte. „Du wirst ja
immer rechtzeitig wach. Weck mich, ja? Damit ich schon in der Hose bin, bevor
Gaby die Augen aufmacht.“
    Sie schlossen die Abteiltür
hinter sich und krochen in ihre Betten.

17. Schock beim Auspacken
     
    Um 4.41 Uhr stand Tim
angekleidet zwischen den Etagenbetten, hatte sich etwas mit Wasser die Augen
blank gerieben und die braunen Locken gestriegelt. Er war munter und voller
Erwartung. Er ließ das Rollo hinauf. Doch draußen graute der Morgen nur ganz
zaghaft. Nach Normalzeit war’s ja eine Stunde früher, und da krähen die Hähne
noch nicht.
    Leise machte er Klößchen wach,
dann Karl. Sie brauchten nicht lange für ihr Stadtfein-Outfit. Tim weckte Gaby,
indem er sie am Ohr kitzelte. Froh stellte er dann fest, daß sie — nach wenig
Schlaf und zu unchristlicher Zeit — genauso lieblich aussah wie tagsüber. Sie
reckte sich auf der Bettkante und schickte die Jungs auf den Gang.
    5.00 Uhr.
    Silberlicht lag über der
herrlichen Landschaft. Aber die Sonne stand tief hinter den Bergen im Osten.
Durch ein geöffnetes Gangfenster drang die Luft des Südens herein. Palmen und
Zypressen zeigten ihre Silhouetten. Weiße Häuser blitzten auf im tiefen Grün.
Berge, Berge. Aber bewaldet bis auf die Gipfel. Schroffer Fels war nirgendwo zu
sehen.
    Die TKKG-Bande stand nahe der
Wagentür — mit Sack und Pack.
    Der Gang hatte sich gefüllt.
    Tim entdeckte Klümpli, zwängte
sich zu ihm durch und begrüßte den 91jährigen.
    Dankbar überließ der Oldie ihm
den Koffer. Ja, er, Klümpli, habe gut geschlafen.
    Der Express wurde langsamer.
Lugano.
    Tim kümmerte sich um den Oldie.
    Auf dem Bahnsteig versammelten
sie sich.
    Ein junger Italiener in brauner
Chauffeur-Uniform stürzte heran und machte Männchen vor Klümpli. Der sprach
italienisch mit ihm. Mario war sein Chauffeur; und der Rolls Royce — ein
Cabriolet — wartete vor dem Bahnhof.
    Der Schokofabrikant wollte die
TKKG-Bande mitnehmen, doch schon hatte Klößchen seine Mutter erspäht. Freilich
— Erna Sauerlich stand am falschen Ende des Zuges und sah sich vergebens um.
Klößchen rannte los. Klümpli ermahnte Tim, die Einladung nicht zu vergessen.
Dann übernahm Mario den Oldie.
    Gaby, noch nicht ganz munter,
lehnte sich an Tim. Er legte den Arm um ihre Schultern. Die Reisenden strebten
zum Ausgang. Der TKKG-Häuptling sah bekannte Gesichter: den Semmelblonden mit
dem groben Gesicht und dessen zappligen Begleiter sowie die beiden Italiener,
die soviel Interesse für Gaby gezeigt hatten. Gaulgesicht und der
Kaugummi-Kauer hatten einen Dritten bei sich — offenbar ein Unfallopfer. Denn
der Kopf dieses Mannes war mit Mullbinden umwickelt, total. Nur ein Schlitz für
die Augen blieb.

    Hatten die drei bis zur Ankunft
gezecht? Sie bewegten sich seltsam schwer, als hätten sie Blei in den Füßen.
Das Unfallopfer torkelte. Gaulgesicht, der ihn führte, konnte sich selbst kaum
auf den Beinen halten. Außerdem hatten die drei eine Menge Gepäck.
    Klößchen eilte heran — mit
seiner Mutter.
    Sie war rosig überhaucht vor
Freude, schloß Gaby in die Arme, begrüßte die Jungs und duftete wie immer nach
schwerem Parfüm.
    Im Gegensatz zu Klößchen und
Hermann — Erna Sauerlich ist hochgewachsen und überschlank. Sie haßt Völlerei,
hält Diät und trägt gern Ketten am ziemlich langen Hals. Eine herzensgute Frau,
aber mit strengen Grundsätzen.
    „Ich habe ein Taxi genommen“,
erklärte sie — noch außer Atem. „Unser Wagen hier ist ja nur ein kleiner
Italiener. Und wir alle mit dem vielen Gepäck... Hach, Kinder, ist das schön,
daß ihr hier seid!“
    Vor dem Bahnhof zeigte sich
dann: Auch das Taxi hatte nur die ortsübliche Größe. Aber irgendwie gelang es
dann doch,

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