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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Gipfel.
    Zum Glück verlief der Weg in
Serpentinen. Jede Kurve bot Sichtschutz. Die TKKG-Bande konnte aufrücken, ohne
sich verdächtig zu machen.
    Vielleicht, dachte Tim, findet
hier oben eine Art Gipfeltreffen der Ganoven statt. Das Trio der
Schließfach-Knacker und die beiden. Wäre zu schön. Abwarten.
    Der Gipfel. Ein kleines Plateau
mit einem Kirchlein in der Mitte, erbaut 1861, aber immer noch wetterfest und
nur am Dach etwas baufällig.
    Und was für ein Ausblick!
    Staunend blinzelte die
TKKG-Bande in die überwältigende Weite.
    Der Himmel war tiefblau, die
Sonne stand hoch, und der Blick reichte in unendliche Ferne. Berggipfel auf
Berggipfel reihte sich, dazwischen die vielleicht schönsten Seen der Welt.
    Klößchen, der hier schon
zweimal gewesen war, ließ gleich den ortskundigen Fremdenführer raushängen.
    „Dort drüben“, deutete er hin,
„ist der Lago Maggiore. Und dort die lombardische Ebene. Aber da wird es flach,
wie der Name schon sagt, und man ist bald in Mailand und Oberitalien. Da hinten
— das sind die Berner Alpen, dort die Savoyer und dort die Graubündner. Nee,
umgekehrt. Wahnsinn, was!“
    „Das sind Perspektiven“, meinte
Karl andächtig.
    Er, Gaby und Klößchen traten
ans Geländer und schauten. Für einen Moment waren die Verdächtigen vergessen.
    Tim genoß den Ausblick nicht
minder, ließ aber keinen Moment nach in seiner Wachsamkeit.
    Als Grobgesicht und der Zappler
die Kapelle umrundeten, folgte er ihnen.
    Auf der Nordseite war Schatten.
    An der Mauer stand eine Bank.
    Tim wollte um die Ecke biegen,
zuckte jedoch rechtzeitig zurück.
    Das Duo hatte sich
niedergelassen — hier, wo sonst niemand war.
    Ein herrlicher Fleck — mit
freier Sicht nach Norden, irgendwo dort ragte der St. Gotthard unter den
Alpenriesen hervor.
    „...bin ich ganz hingerissen“,
sagte eben einer der beiden in Schweizerdeutsch.
    Tim blieb hinter der
Mauerkante, keine zwei Meter entfernt.
    Schweizer, dachte er. Na,
prima! Da verstehe ich sie.
    „Eigentlich müßte ich mich
schämen“, sagte der andere — Grobgesicht offenbar. Seine Stimme klang heiser
und scharf. „Als Schweizer bin ich geboren und trotzdem noch nie hier oben
gewesen.“
    „Ich auch nicht. Aber jetzt
sind wir hier.“
    „Und wem verdanken wir das? Dem
lieben, großzügigen Jean-Claude Neflet.“
    „Sagtest du großzügig?
Hahahah!“
    „Ganz recht“, sagte
Grobgesicht. „Dieser Typ von einem Hehler ist wirklich der allerletzte
Dreckskerl. Man geniert sich fast, für ihn zu arbeiten. Das muß man sich
vorstellen: Paccalone, Arguno und Vinelli machen den Coup, knacken in
Deutschland die Schließfächer und kommen schwerbeladen nach Brüssel. 440 000
Franken zahlt Neflet für die Sore. Natürlich ohne den Schmuck dieses Adligen,
der ja unverkäuflich ist. 440 000! Wie großzügig! Aber das kann man ja sein,
wenn man’s ihnen hinterher wieder wegnimmt.“
    „Wir dürfen nicht schimpfen,
Dieter. Wir machen ja mit. Hätten wir nicht zugeschlagen letzte Nacht, wären
die drei noch im Besitz ihrer Beute — beziehungsweise der Bezahlung dafür.
Mann, hat das Betäubungsgas hervorragend gewirkt! Beim Aussteigen hier waren
die drei noch ganz groggy.“
    „Hab’s gesehen.“
    „Ob sich der eine am Kopf
verletzt hat?“
    „Du meinst wegen dem Verband?
Wahrscheinlich. Im engen Schlafabteil stößt man leicht an — besonders, wenn man
narkotisiert ist. Im übrigen, Oswald, mache ich da einen Unterschied. Wir sind
nicht Paccalones Freunde. Wir kennen den Typ gar nicht. Aber Neflet tut ganz
dicke mit ihm. Überleg dir das mal: Heute abend rauscht Neflet an. Eine Nacht
im Eden — aber ab morgen ist er Gast in Paccalones Haus. Gast bei dem Mann, den
er letzte Nacht durch uns ausrauben ließ. Dazu gehört ein besonderes Gemüt!
Neflet ist eiskalt.“
    Für einen Moment herrschte
Schweigen.
    Tim sträubten sich die Haare.
    Stimmen.
    Seine Freunde näherten sich.
    Wild winkend, bedeutete er
ihnen, nicht näherzukommen. Sie begriffen und zogen sich zurück.
    Tim hielt wieder das Ohr an die
Mauerkante.
    Diese Infos! Gipflig! Im
wahrsten Sinne des Wortes.
    „Eins schmeckt mir nicht“,
sagte Dieter, das Grobgesicht.
    „Wir machen die Dreckarbeit,
tragen das Risiko, riskieren Gesundheit und Leben — und was zahlt uns Neflet?
Ein Drittel. Ist zu wenig.“
    „Viel zuwenig! Ein Hungerlohn.
Ein Drittel von 440 000 — sind ja nicht mal 150 000.“
    Ich überlege gerade.“
    „Was?“
    „Wir könnten ihn zwingen, ein
bißchen

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