Heißer Engel
darüber zu reden. Falls es überhaupt wichtig war, woran sie allmählich zu zweifeln begann. Bei dem letzten Drohanruf in ihrer Wohnung hatte jemand sie wütend beleidigt, und die Person zwischen den Sträuchern vorhin hatte sich nur umgeschaut. Wahrscheinlich gab es keinen Zusammenhang, sondern es hatte sich wirklich lediglich jemand verfahren.
“Wohin musstest du heute Morgen so schnell?”, fragte sie und schob das ungute Gefühl beiseite.
Dane ging mit Angel im Arm zu einem Küchenstuhl, setzte sich und zog sie auf seinen Schoß. Sein schwerer Mantel war feucht vom Schnee. Dane kämpfte sich heraus und legte ihn auf den Tisch, neben den Wäschekorb. Mit einer rauen Fingerspitze fuhr er ihr über die Wange. “Meine Schwester kann es kaum erwarten, wieder hierherzukommen und Grayson zu sehen. Und dich. Sie quillt über vor Fragen und Neugierde.”
Celia rief mindestens einmal täglich an und sie war immer freundlich und neugierig, aber auch vorsichtig, als würde sie sich bemühen, nicht aufdringlich zu sein. Angel konnte gar nicht anders, als sie zu mögen. Der Rest der Familie hatte sich dagegen verdächtig ruhig verhalten.
“Was würdest du davon halten, wenn sie und Raymond in den nächsten Tagen zum Abendessen vorbeikommen würden? Heute sehen die Straßen schon viel besser aus, und da kein weiterer Schneefall vorhergesagt ist, sollten sie am Dienstag wieder frei sein.”
Angel dachte über die Gründe für die plötzliche Einladung nach, sagte jedoch nur: “Sie ist deine Schwester, Dane. Wenn du sie hierher einladen möchtest, ist das in Ordnung.” Sie zögerte und fügte dann hinzu: “Vielleicht solltest du auch deine Mutter einladen. Das könnte helfen, die Dinge zwischen euch wieder ins Lot zu bringen.”
“Noch nicht.” Er sagte das locker daher, doch Angel nahm wahr, wie er sich unwillkürlich verspannte.
“Dane, was ist zwischen dir und deiner Mutter vorgefallen? Derek hat mir zwar einmal erzählt, dass ihr nicht immer einer Meinung wart, aber …”
Sein Lachen, das fast ein bisschen bitter klang, unterbrach sie. “Eine Meinungsverschiedenheit, ja? Tja, da hatte Derek recht. Aber das ist Schnee von gestern, Süße, und ich will dich nicht langweilen.”
“Sollte ich nicht wissen, was los ist? Die Vergangenheit spielt ja wahrscheinlich eine Rolle in den derzeitigen Spannungen, oder? Was, wenn deine Mutter etwas andeutet? Ich werde nicht gern im Ungewissen gelassen.”
“Es betrifft dich nicht.”
Und das, dachte sie, ist schon der Kernpunkt des Problems. Sie wollte, dass alles von ihm auch sie betraf. “Es tut mir leid.” Sie wollte von seinem Schoß klettern, doch Dane gab ein leises Knurren von sich, als sie sich bewegte, und zog sie enger an sich.
“Verdammt, ich habe das nicht so gemeint, wie es vielleicht geklungen hat.” Er sah sie frustriert an und zuckte dann die Schultern. “Okay, wenn du unbedingt einen Seelenstriptease von mir willst, werde ich das schon überleben.”
Seine Laune war seltsam: zuerst scherzend, dann ernst, dann wieder scherzend. “Ich will dich nicht drängen.”
“Ha! Also gut, es tut mir leid.” Er nahm sie noch fester in die Arme. “Geh nicht.”
Angel sah ihn ungeduldig an.
“Na schön, verdammt, aber sobald ich diese dumme Leidensgeschichte erzählt habe, widmen wir uns deiner Überraschung, ja?” Nach einem kurzen Zögern sagte er: “Ich war schon einmal verlobt und wollte heiraten.” Er hielt sie in seinen Armen und starrte ohne ein bestimmtes Ziel zur Seite – nur um ihrem Blick auszuweichen.
“Mutter hieß meine Entscheidung natürlich nicht gut, doch ich hatte mich ihr ja auch sonst schon in beinahe allem widersetzt. Derek ging auf das College
ihrer
Wahl, ich ging auf ein staatliches College. Rückblickend betrachtet weiß ich jetzt, wie kindisch ich mich benommen habe. Ich habe ihr um des Widersprechens willen widersprochen. Aber sie war auch so verflucht herrschsüchtig, dass ich mich dagegen auflehnen
musste.”
Angel konnte sich nicht vorstellen, wie jemand versuchte, Dane zu gängeln. Die bloße Vorstellung war lächerlich.
“Derek und ich haben unser kaufmännisches Diplom in dem Jahr gemacht, als unser Vater starb. Er und Mutter hatten immer gewollt, dass wir die Firma übernehmen – allerdings nicht so bald schon. Sein Herzinfarkt hat alle kalt erwischt. Mutter, die noch nie der Mensch war, der lange trauert, wollte, dass wir gemeinsam in die Firma einsteigen. Ich wollte dagegen noch meinen Magister in
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