Heisser Fruehling in Alaska
schüttelte er den Kopf über sich. Er täte besser daran, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Sydney zu bewundern war alles, was er sich erlauben durfte. Er konnte keinen Gast verführen. Er hatte zu hart dafür gearbeitet, sich einen guten Ruf als Fremdenführer aufzubauen, um ihn für eine heiße Nacht im Busch aufs Spiel zu setzen.
Mit diesem Gedanken drängte sich ihm ein weiteres
unerwünschtes Bild auf: Sydney, nackt in seinen Armen im Schlafsack in seinem Zelt. Seufzend stand er auf. "Das genügt."
Sie schlug nach einem lästigen Moskito. "Sind Sie sicher?"
Hawk nickte. "Das reicht. Sammeln Sie die Zweige auf, und bringen Sie sie ins Lager."
Zuerst wollte er ihr helfen, überlegte es sich dann aber anders. Wenn er ihr zu nahe kam, würde ihn nichts mehr davon abhalten, sie an sich zu ziehen und sie zu küssen. Er hatte sich schon oft gefragt, wie es wohl wäre, hier draußen in der unberührten Natur eine Frau zu lieben. Obwohl er seit fünf Jahren in Alaska lebte, hatte er noch nie Gelegenheit dazu gehabt.
Frauen waren ein Luxus, den er sich nur bei gelegentlichen Ausflügen in die Zivilisation gestattete. Eine flüchtige Affäre mit einer attraktiven Frau, eine Woche intensiver Leidenschaft und ein rascher, schmerzloser Abschied, mehr lag nicht drin. Es war einfacher, wenn man keine Erwartungen weckte, die man später nicht erfüllen konnte.
Todmüde von den Anstrengungen des Tages, war Sydney in ihr Zelt gekrochen, obwohl es noch nicht einmal dunkel draußen war. Um diese Jahreszeit gab es in Alaska gar keine richtige Nacht, nur eine Art blaugrauer Dämmerung, die sich kurz vor und nach Mitternacht über den Wald herabsenkte.
Es war ein harter Tag gewesen, und alle ihre Muskeln
schmerzten. Nachdem sie ihren Unterschlupf aus
Fichtenzweigen fertiggestellt hatten, waren die Frauen überzeugt gewesen, ihre Arbeit sei erledigt. Und obwohl keine von ihnen sich auf die Aussicht freute, auf der nackten Erde unter einem Dach aus Zweigen zu übernachten, waren sie alle stolz gewesen auf ihr Werk.
Erst nachdem Hawk sie ein zweites Schutzdach hatte bauen lassen, hatte er ihnen die Nylonbeutel zugeworfen. "Zelte", sagte er lakonisch, bevor er zu seinem Platz am Lagerfeuer
zurückkehrte.
Betroffen hatten sie ihm alle nachgestarrt. Während sie die Zelte aufbauten, hatten sie alle ihre persönlichen Ansichten über ihren Führer kundgetan.
Millie hielt ihn für einen tragische Figur, die sich in die Wildnis zurückgezo
gen hatte, um einer verlorenen Liebe
nachzutrauern. Adrienne hingegen war der Ansicht, er brauche eine Frau, und zwar sehr dringend. Sie schob sein mürrisches Wesen auf sexuelle Frustration. Renee meinte, er täte nur seine Arbeit und sei es nicht gewohnt, mit Frauen umzugehen. Und Kit war überzeugt, daß er ein perverses Vergnügen daraus bezog, ihnen das Leben möglichst schwerzumachen.
Sydney hatte all diese Ansichten in Betracht gezogen und war zu dem Schluß gekommen, daß es vermutlich eine Kombination aus allem war, obwohl sie es sich kaum vorstellen konnte, daß Hawk sexuell frustriert war. Ein Mann wie er kannte bestimmt genügend Frauen, die jederzeit bereit waren, mit ihm ins Bett zu steigen. Sie wäre jede Wette eingegangen, daß es sogar zwei oder drei in ihrem eigenen Lager gab, die nichts gegen einen nächtlichen Besuch in seinem Zelt hätten.
Seufzend schaute sie zu dem schwachen Lichtstrahl auf, der durch eine Ritze im Dach des Zelts hereindrang. Seit zwei Stunden wälzte sie sich ruhelos herum und versuc
hte, das
Unumgängliche zu vermeiden. Aber wenn sie schlafen wollte, mußte sie hinausgehen, um einem natürlichen Bedürfnis Folge zu leisten.,
Und draußen warteten die Moskitos und wer weiß was sonst noch alles auf sie. Sydney hätte ihre Seele verkauft für ein richtiges Bad oder wenigstens ein Plumpsklosett. Männer hatten in dieser Hinsicht wirklich einige Vorteile.
Sydney stieg über die schlafende Millie hinweg und schlüpfte aus dem Zelt. Sie hatte vorher ihre Stiefel anbehalten, weil sie nicht sicher war, welche Überraschungen sie mitten in der Nacht erwarteten. Nachdem sie sich rasch im stillen Lager umgesehen hatte, ging sie leise pfeifend auf die Bäume zu.
Nachdem Hawk ihnen die Regeln noch einmal ausführlich erklärt hatte, war Sydney zu dem Schluß gekommen, daß Bären die größte Gefahr darstellten. Er hatte ihnen geraten, zu singen oder zu pfeifen, wenn sie sich im Lager bewegten, um wilde Tiere in der Nähe abzuschrecken. Er hatte ihnen
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