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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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und kümmerte sich nicht um ihn, denn er wußte, daß Billin, auf sich allein gestellt, die Menge nicht überzeugen konnte.
    Resigniert ließ Billin die Schultern hängen. Noch einmal wandte er sich an die Versammelten und sagte: »Nun gut. Mir ist es gleich, was ihr tut. Bleibt nur hier und grabt nach dem verdammten Eisen und wartet auf den nächsten Sand. Ich gehe. Denn selbst wenn ich verrückt bin und dort draußen nichts ist, sterbe ich lieber auf der Suche nach etwas als hier im Sand, wo der Wind uns austrocknet und wir nicht einmal mehr unsere Toten begraben oder verbrennen können.«
    Und dann ließ Billin sich auf den Rücken fallen und rutschte von der Düne herunter. Cirith fing ihn auf und hielt seinen Kopf. Nach einer Weile gingen die Leute auseinander und suchten ihre Wohnungen auf, um den Sand hinauszukehren.
    Während der Nacht kam wieder Wind auf, so heftig wie immer, und der Staub wurde wieder aufgewirbelt und drang in die Häuser ein.
    Und am nächsten Morgen bei Tagesanbruch nahmen Billin und Cirith und die beiden Kinder ihre jämmerlichen Bündel auf den Rücken und verließen ihr Haus. Sie wanderten westwärts zum Fluß und bogen dann nach Süden ab. Unter Bäumen, die keinen Schatten gaben, weil der Wind sie kahlgefegt hatte, gingen sie den Bergen entgegen.
    Sie hatten erst wenige hundert Meter zurückgelegt, als sie hinter sich einen heiseren Schrei hörten. Billin drehte sich um und sah Serret und Rebo und ihre beiden noch lebenden Kinder (eines von jedem Zwillingspaar), die ebenfalls ihr ärmliches Gepäck trugen.
    »Wartet auf uns!« rief Serret.
    Sie warteten.
    »Billin, dürfen wir mit euch gehen?« fragte Serret.
    »Ich denke, ihr glaubt mir nicht«, sagte Billin.
    Rebo zuckte die Achseln. »Spielt es eine Rolle, ob wir dir glauben?«
    Billin lächelte. Er wußte, daß es ein vertrocknetes, gespenstisches Lächeln war, aber er lächelte seit Wochen das erste Mal. »Dann kommt.«
    Sie gingen den ganzen Tag stromaufwärts. Allmählich, nach vielen Meilen, gab es weniger Sand, und der Fluß war tiefer und das Wasser trinkbar. Sie füllten ihre Wasserschläuche und zogen weiter (nachdem sie reichlich getrunken und sich das saubere Wasser über die Köpfe gegossen hatten). Und endlich erreichten sie eine Stelle, wo der Fluß nach Westen abbog, während ihr Weg sie nach Osten führte.
    Billin trat an einen Baum, der eine kleine Einkerbung hatte. Mit seinem Messer schnitt er sie tiefer, damit sie deutlicher zu sehen war. Er verlängerte die Markierung zu einem Pfeil, der in die Richtung zeigte, in die sie gehen wollten. Dann hielt er nach weiteren markierten Bäumen Ausschau. Er fand einen, und auch hier schnitt er die Kerbe nach. »Falls andere uns folgen«, sagte er.
    Sie hatten fast nichts mehr zu essen, als sie die Berge erreichten, aber das Land war schon viel grüner, die Bäume und das Unterholz üppiger, das Wasser reichlicher. Billin erschlug ein Eichhörnchen, und sie aßen das Fleisch. Und als sie dort ihr Lager aufschlugen und ein Feuer machten und genug Wasser hatten, um sich gründlich zu waschen, trafen zwei weitere Familien ein.
    »Wir sahen euer Feuer«, sagten sie, »und wußten, daß ihr nicht so weit vor uns seid, wie wir glaubten.«
    Sie warteten noch ein paar Tage, töteten noch einige Eichhörnchen, und in einem Bergsee, den einer beim Umherstreifen entdeckt hatte, fingen sie ein paar kleine Süßwasserfische. Und als sie schließlich aufbrachen, waren sie dreißig Leute, Frauen und Kinder mitgezählt – die halbe Kolonie. Der Weg ging jetzt bergab. Billin wußte nun, daß er nicht geträumt hatte – alles war genauso, wie er es in Erinnerung hatte, und er konnte nicht aufhören, den Leuten zu erzählen, was sie alles am Fuße der Berge finden würden.
    Und nach einer weiteren Woche erreichten sie eine stille Bucht, in die ein Fluß mündete, der aus den Bergen kam, und Obstbäume und Beeren standen so dicht, daß man kaum noch pflanzen mußte. Natürlich pflanzten sie, denn wer konnte wissen, wie es zu anderen Jahreszeiten hier aussehen mochte – aber niemand brauchte die Pflanzen zu bewässern oder die Felder zu versorgen, denn sie wußten, daß die Saat wachsen und die Ernte sich von selbst einstellen würde.
    Und Billins Kinder trugen keine Kleider mehr, wenn sie Tag für Tag in der Sonne spielten.
    Während der nächsten Wochen kamen immer mehr Leute von den Bergen herab ins Dorf, wo die Häuser nur aus Dächern bestanden – Wände waren überflüssig, und die

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