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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Dächer waren nur da, um bei Regen einige Sachen trocken zu halten und in der Tageshitze Schutz vor der Sonne zu bieten.
    Zuletzt zählte Billin die Leute und stellte fest, daß außer den Anwesenden und denen, die gestorben waren, nur sieben Leute fehlten: Stipock, Wix und Hoom und Dilna mit ihren drei Kindern.
    Das erzählte er Cirith.
    »Was meinst du, ob sie wohl auch kommen?« fragte sie.
    »Ich glaube nicht«, sagte Billin. »Was hätten sie hier auch zu suchen? Sie können nur leben, wenn sie anderen Leuten sagen, was sie tun sollen.«
    »Du sagst den Leuten doch auch, was sie tun sollen.«
    Billin lachte. »Nur wenn sie arbeiten wollen. Wir haben ein Boot gebaut – na und? Wer mitarbeiten wollte, hat es getan. Die anderen haben gemacht, was sie wollten. In der nächsten Woche fahren wir vielleicht über das Wasser und sehen uns dort um. Wer weiß? Wen interessiert es?«
    »Jetzt verstehe ich. Du bist ganz einfach faul.« Sie lachte.
    »Natürlich«, sagte Billin. »Und du bist ganz einfach fett.«
    Cirith betrachtete wehmütig ihren ausladenden Bauch. »Ich hoffte schon, daß ich ein Baby bekommen würde, aber seit gestern habe ich wieder meine Tage. Daran liegt es also nicht.«
    »Es liegt an den Beeren. Immer wenn ich dich küsse, schmeckst du nach Beeren«, sagte Billin.
    Dann liebten sie sich, ohne sonderlich Rücksicht darauf zu nehmen, daß ihr Haus keine Wände hatte und es heller Tag war. Niemand beachtete sie weiter. Und als sie fertig waren, ging Cirith nackt an den Fluß, um Wasser zu holen.
    »Cirith, du hast deine Kleider vergessen«, sagte Billin vorwurfsvoll, als sie zurückkam.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Aber wer braucht in dieser Hitze schon Kleider? Wir wissen doch alle, wie nackte Menschen aussehen, nicht wahr?«
    Und sie lachten und machten sich über die armen Menschen in Himmelsstadt lustig, die gegen die Kälte Kleider tragen mußten und die arbeiten mußten, wenn sie essen wollten, und die immer wieder versuchten, etwas Neues zu lernen.
    »Wen interessiert es, ob man lesen oder schreiben kann«, fragte Billin. »Ich habe noch niemanden getroffen, der etwas gesagt hat, was das Aufschreiben gelohnt hätte.«
    Und Cirith rülpste nur und trabte davon, um nackt in der Bucht zu baden. Billin tat es ihr nach und schwamm stundenlang, wobei er sich fast die ganze Zeit auf dem Rücken treiben ließ und in den weißen Himmel starrte. Er hätte gern gewußt, was Jason denken würde, wenn er sie jetzt sehen könnte. Wahrscheinlich würde er ihnen erzählen, daß es nur menschlich sei, wenn die Leute arbeiteten, um etwas zu erreichen. Wie Stipock – ein Ziel zu haben, einen Sinn zu suchen. Zur Hölle damit, dachte Billin, und dann lachte er so laut, daß er Wasser schluckte und hustend und spuckend ans Ufer paddeln mußte. Zur Hölle mit ihnen allen, dachte er, als er im warmen Ufersand lag. Und morgen werde ich jenes andere Land erforschen. Oder übermorgen. Vielleicht.

14

    Eines Morgens wachte Stipock früh auf, und weil es windstill war, zog er sich an, verließ sein Haus und ging an den verfallenden Häusern des Dorfes entlang. Er ging von Tür zu Tür, und fast alle hingen lose in den Angeln oder waren abgeweht, und niemand war da, der sie repariert hätte. Endlich erreichte er Hooms und Dilnas Haus und klopfte an, und sie ließen ihn eintreten und sich auf eins der Betten setzen, während sie das bißchen Frühstück, das sie hatten, unter Cammar, Bessa und Dallat aufteilten. Die Kinder wirkten hager und alt, und keins von ihnen schien Kraft genug zu haben, zu sprechen noch sonst einen Laut von sich zu geben.
    Wix kam ein wenig später, setzte sich neben Stipock auf das Bett und sagte: »Wir sind die letzten.«
    Nach dem Frühstück gab es wenig Nützliches zu tun. Seit einem Monat oder mehr hatte niemand mehr in der Mine gearbeitet, und sie war zweifellos völlig vom Sand verschüttet. Die lächerliche Menge Eisen, die sie in diesem Jahr aus dem Hügel geholt hatten, gab ihnen wenig Anreiz weiterzuschürfen. Und Hoom drückte die Gedanken aller Anwesenden aus, als er sagte: »Wenn wir das Eisen doch nur essen könnten.«
    Wix klopfte sich auf das Hosenbein, daß eine Staubwolke aufstieg. Draußen wehte nur ein leichter Wind. Der Sand blieb liegen, aber dennoch stieg überall Staub auf und drang durch die vielen Fugen am Haus. Cammar mußte dauernd niesen.
    Endlich lehnte Stipock sich auf dem Bett zurück und redete die Decke an. »Wir hätten es schaffen können.«
    Ja, ja, natürlich,

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