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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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sterbe, bevor wir wieder in Himmelsstadt sind, würdest du es ihnen dann sagen? Daß ich es weiß? Und daß ich ihnen verzeihe?«
    »Du wirst nicht sterben. Du bist der stärkste von uns allen. Laß dich nicht jetzt schon von der Dunkelheit und dem Sand fertigmachen. Sonst verlierst du auf dem Weg durch die Wüste noch ganz und gar den Verstand.«
    Hoom lachte nur. »Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, Alter.«.
    Dann setzten sie den Weg schweigend fort. Nach einer Stunde schlug Wix eine kurze Rast vor. Jeder nahm einen Schluck aus einem der Wassersäcke, und sie ruhten sich ein paar Minuten aus. Dann setzten sie ihren Weg fort und machten erst wieder halt, als der Morgen dämmerte.
    Nach dieser Methode verfuhren sie tagelang. Nachts wanderten sie zwischen den Bäumen dahin, und für den Tag suchten sie sich möglichst schattige Stellen, an denen sie bis zum Abend schliefen. Es gab in dieser Gegend viele Wasserläufe, und an jedem füllten sie die Wasserschläuche auf.
    Aber nach einer Woche wurde der Baumbestand spärlicher, und der Boden stieg an, und Stipock sagte ihnen, daß es an der Zeit sei, in nördliche Richtung zu gehen. Sie erreichten einen breiten Fluß und folgten seinem Lauf nach Norden, aber sein Wasser war brackig, und sie füllten ihre Schläuche aus den kleineren Wasserläufen, die sich hier und da mit ihm vereinigten. Sie wurden immer seltener, und zuletzt tranken sie aus dem Fluß selbst, um ihre Vorräte nicht anzugreifen.
    Sie ließen den Fluß hinter sich und erreichten eine Berghöhe. Von dort stiegen sie in eine trockene Ebene hinab, in der es nur Felsen und Sand gab. Hier wuchsen kaum Pflanzen, und nur gelegentlich bewegte sich irgendwo ein kleineres Tier. Wasser gab es überhaupt nicht.
    Erbarmungslos wurden sie von der Hitze gequält. Den einzigen Schatten fanden sie hinter den Felsen, aber um die Mittagszeit boten selbst die Felsen keinen Schutz, denn dann stand die Sonne im Zenit, und die Felsen warfen keine Schatten. Am achten Tag ging ihnen das Wasser aus. Am neunten Tag legten sie Steine auf Bessas Leiche und setzten ihren Weg fort, und keiner von ihnen weinte, denn sie waren zu müde, und ihre Augen waren ausgetrocknet.
    Am zehnten Tag fanden sie in der Wüste eine Art Oase, und sie tranken das faulig schmeckende Wasser und füllten damit ihre Schläuche. Eine Stunde später mußten sie sich alle übergeben, und Dallat starb daran. Sie begruben ihn neben dem vergifteten Tümpel und gingen erschöpft weiter, nicht ohne vorher ihre Wasserschläuche zu leeren, um nicht in Gedanken daraus zu trinken.
    Sie hatten Glück. Am nächsten Tag fanden sie eine klare Quelle, die an der Seite- eines Hügels entsprang, und das Wasser war gut. Sie tranken, ohne krank zu werden. An dieser Quelle blieben sie mehrere Tage, um neue Kraft zu schöpfen. Aber jetzt ging ihr Proviant zur Neige. Immerhin waren ihre Wasserschläuche gefüllt, als sie wieder aufbrachen.
    Zwei Tage später erreichten sie den Kamm einer felsigen Anhöhe, und sie hielten am Rand einer Felswand, die tausend Meter tief abfiel. Im Westen und im Osten sahen sie die See. Das Wasser glänzte strahlend blau in der frühen Morgensonne. Am Fuße des Abgrunds lief das Terrain in eine schmale Landenge aus. Sie war dicht mit Gras bewachsen, und Stipock wußte, daß er nicht der einzige war, dem ein Stein vom Herzen fiel.
    »Siehst du das Grüne dort unten, Cammar?« fragte Dilna. Der Junge nickte feierlich. »Das ist Gras, und es bedeutet, daß wir Wasser finden werden.«
    »Darf ich etwas trinken?« fragte Cammar.
    Noch am Vormittag fanden sie einen Weg nach unten, und als sie abstiegen, stellten sie fest, daß die Felswand nicht annähernd so steil war, wie sie geglaubt hatten. Der Abhang war zerklüftet, und es gab mehrere Wege, auf denen man nach unten gelangen konnte. Und in der Nacht breiteten sie erschöpft ihre Decken im hohen Gras aus. Als sie am nächsten Morgen erwachten, war das Gras naß von Tau, und ihre Decken waren kalt und feucht.
    Zuerst waren sie übermütig. Sie rissen Gras aus und bewarfen sich damit, wobei sie ganz naß wurden. Aber dann fing Dilna an zu weinen, und die anderen trauerten mit ihr um ihre Kinder, denen bei ihrer Beerdigung keine Tränen vergönnt gewesen waren.
    Ab jetzt ging die Reise leichter vonstatten. Sie waren abgehärtet und schafften täglich viele Kilometer. Selbst Cammar schien aufzuleben, und oft rannte er den anderen voraus und rief: »Zu langsam! Beeilt euch!«
    Je weiter sie nach Norden

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