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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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verglichen mit der äußeren Atmosphäre. Ihr Kopf tat immer noch weh, ihre Knie schmerzten, und ihre Augen waren stumpf und müde, als sie sie öffnete. Aber sie atmete und fühlte sich besser. Als was? Besser als sie erwartet hatte.
    »Wach?«
    »Ich lebe. Um anderes habe ich mir noch keine Sorgen gemacht.«
    »Kopf?«
    »Tut weh. Aber ich kann atmen.«
    »Hungrig?«
    Bis er jetzt fragte, hatte sie daran überhaupt nicht gedacht. »Ich könnte zum Menschenfresser werden.«
    »Dann halte ich besser Abstand.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Etwas zu essen holen. Bleiben Sie hier.«
    »Ich komme mit«, beharrte sie und versuchte aufzustehen. Aber ein stechender Schmerz schoß ihr vom Kopf her durch das Rückgrat, und sie überlegte es sich anders. »Ich halte hier die Stellung«, sagte sie. Als er weg war, wurde sie von der Dunkelheit überwältigt und schlief ein.
    »Es ist heller Vormittag«, sagte eine männliche Stimme, und für einen Augenblick war Arran ein wenig verwirrt, und sie sprach wie in einer Bühnenrolle. »Schon Vormittag? Wie kann es Vormittag sein, da wir doch eben erst schlafengegangen sind?« Ihre Stimme klang verführerisch. Aber als sie sich auf die Seite rollte (das bringt den Hintern besser zur Geltung, hatte ihr Manager immer gesagt), wurde ihr bewußt, daß sie angezogen war und auf hartem Metall lag; wichtiger noch, sie war ganz steif und wund und hatte Kopfschmerzen. Aber die schlimmsten Schmerzen hatte der Schlaf geheilt. Noyock beugte sich über sie. Er hielt einen Beutel Gebäck in der Hand. Der andere Beutel war kalt und enthielt – »Was?«
    »Milch.«
    »Wird so etwas noch hergestellt?«
    »Der einzige Ort, an dem ich etwas klauen konnte, war der Frühstücksraum einer Schule.«
    Sie nickte, und er half ihr, sich aufzurichten. »Es ist kaum zu glauben, daß ich so hart gearbeitet habe«, sagte sie. »Und es wurde noch nicht einmal aufgezeichnet.«
    Hop lachte und schaute sich um, als sie den Nippel des Milchsacks an den Mund führte und ein wenig trank. Er ging weg, als sie von dem Gebäck aß, und kam erst zurück, als sie fertig war, auf dem Rücken lag und in die Dunkelheit starrte.
    Der Staub dämpfte natürlich seine Schritte, aber sie hörte ihn schon lange, bevor er wieder neben ihr stand. »Wie fühlen Sie sich?« fragte er leise.
    »Ich möchte so schnell wie möglich von hier weg«, sagte sie.
    »Das bringt uns zum nächsten Punkt der Geschäftsordnung«, sagte Hop. »Auf Capitol könnte ich mir recht gut auch ohne Kreditkarte meinen Lebensunterhalt zusammenklauen – aber man kann dabei verdammt hungrig werden, und außerdem hat man eine Menge Konkurrenz.«
    »Diebe? Ich wußte nicht einmal, daß es Diebe gibt –«
    »Auf Ihrer Ebene? Nicht viele. Die Diebe müssen sich schon an den Armen bereichern, Arran. Die Reichen werden von Mamis Kleinen Jungs beschützt. Die Diebe leben in den schäbigsten Bezirken. Und ich habe das Gewerbe schon in der Kindheit gelernt – und ich bezweifle, ob Sie es so schnell lernen, daß Sie nicht gleich beim ersten Mal erwischt werden.«
    Arran lächelte müde. »Ich hätte nie daran gedacht, daß ich tatsächlich unehrlich leben muß, wenn ich nicht ehrlich leben kann.«
    »Es gibt eine Alternative«, sagte Hop. »Sie könnten anschaffen gehen.«
    »Anschaffen?«
    »Huren.«
    »Ach du meine Güte. Und es wird noch nicht einmal aufgezeichnet?«
    »Es wird nicht sehr gut bezahlt. Und der Gedanke, Zuhälter zu werden, gefällt mir nicht besonders.«
    Arran lachte. »Wenn man es vor Milliarden Augen tut, ist es eine Kunst. Tut man es ohne Zuschauer in einem dreckigen kleinen Zimmer, ist es eine schmutzige Sache.«
    »Wenn es Sie tröstet, ich würde dafür sorgen, daß das Zimmer sauber ist.«
    Arran schüttelte den Kopf. »Wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Aber, Hop, das ist ja gerade der Teil meines Jobs, den ich am meisten hasse. Wissen Sie überhaupt, daß ich es in vierhundert Jahren nur ein einziges Mal aus Liebe getan habe? Mit Farl. Und dabei mochte er kleine Jungs viel lieber.«
    »Wissen Sie, das läßt uns nur noch zwei Möglichkeiten. Wir könnten uns stellen.«
    »Uns der Gnade eines Gerichts ausliefern?«
    »Das wirklich nicht für seine Milde bekannt ist, wenn mächtige Leute an einem Schuldspruch interessiert sind. Die andere Alternative hört sich nicht viel besser an. Die Kolonien.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Klang es denn witzig?«
    Sie verbrachten noch eine Weile schweigend. Hop formte aus Staub und den letzten

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