Heißer Schlaf
Humboldt.«
»Legen Sie Humboldt weg, Lady, und zeigen Sie uns etwas, das nicht erst irdischen Bedingungen angeglichen werden mußte.«
Ein wenig beleidigt holte sie eine andere Mappe hervor. »Ehe wir uns weiter unterhalten, meine Herrschaften, hätte ich gern Ihre Kreditkarten, damit ich aus dem Computer feststellen kann, welche Fähigkeiten Sie besitzen. Vielleicht sind Sie für landwirtschaftliche Arbeit überhaupt nicht geeignet.«
Sie reichten ihr die Kreditkarten, die sie in einen Terminal an ihrem Schreibtisch schob. Dann diskutierten sie die Vorteile des Planeten Cecily, einer neuen, 112 Lichtjahre entfernten Kolonie. Sie diskutierten noch immer, als ein Dutzend von Mamis Kleinen Jungs aus allen Eingängen hereinstürmten und sie verhafteten.
»Weswegen?« wollte Hop wissen.
»Schutzhaft«, sagte der Mann, der offenbar der Anführer dieser gesichtslosen Sicherheitspolizisten war. Hop verzog das Gesicht und sagte zu Arran: »Dann ist es etwas Politisches. Gestehe alles. Das erspart Zeit.«
Sie sah ihn ängstlich an. »Dürfen sie das denn?«
»Können Sie sie daran hindern?« fragte Hop, und dann lächelte er sie an, um ihr Zuversicht zu geben. Als ob er selbst solche empfand. Sie wurden weggeführt – aber nicht in die Korridore hinaus, sondern durch die Tür »Nur für Personal«, und Mamis Kleine Jungs brachten sie weiter in das Innere des Gebäudes hinein.
5
Es setzt auch heute noch viele in Erstaunen, daß es Doon gelang, seine Expeditionen mitten in Capitol unter völliger Geheimhaltung vorzubereiten und auszusenden. Wer aber die Gesellschaft Capitols kennt, kann daran nichts Erstaunliches finden. Unsere heutige offene Gesellschaft hat so gut wie nichts gemein mit dem autoritären, byzantinistischen Lebensstil in den Korridoren Capitols. Weil Doon alle Instrumente der Macht kontrollierte – das Kabinett, die Geheimpolizei (»Mamis Lieblinge«, wie sie ironisch genannt wurden), die Streitkräfte und vor allem den Schlafraum – war er in der Lage, ein Dutzend Kolonialschiffe zu bauen und zu bemannen und sie mit der Elite des Reiches über die fernsten Grenzen menschlicher Siedlungsräume hinaus zu entsenden. Es braucht nicht wiederholt zu werden, daß Doons Expeditionen, von einem Mann konzipiert und gegen den Willen des Reiches entsandt, die Geschichte der Menschheit nach dem Niedergang des Reiches nachhaltiger beeinflußt haben als jedes andere einzelne Ereignis.
Solomon Harding, Abner Doon:
Weltenschöpfer, 6609, S. 145
Hop Noyock saß auf einem Baum. Vom Ast herab ließ er die Beine baumeln. Seine Hand berührte Holz, und ein leichter Wind fuhr ihm durchs Haar. Hoch oben zog eine unechte Sonne erkennbar ihre Bahn über einen unechten blauen Himmel.
Der Garten unter ihm war von Dutzenden von Männern und Frauen bevölkert, die während der letzten paar Stunden planlos durcheinandergelaufen waren. Bereits so viele Stunden, daß die Sonne während der Zeit in ihrem eiligen Lauf aufgegangen, untergegangen und wieder aufgegangen war. Hop hatte rasch begriffen, daß alle in diesem dicht bewachsenen Park zu den Verschwörern gehörten. Jede neue Nachricht wurde begierig aufgenommen: dieser Mann tot, jene Frau noch auf freiem Fuß, dieser Mann wahrscheinlich ein Verräter, jene Frau schwer verletzt, aber man wußte es wenigstens. Hop kannte keinen der Namen, nur ihre offiziellen Positionen. Hier und da erkannte er einen Unterstaatssekretär für das Nachttopfwesen oder einen Mann mit einem ähnlich bedeutungslosen Titel. Aber persönlich kannte er nur Arran Handully, und an der Tatsache, daß praktisch jeder mit Respekt zu ihr oder über sie sprach, erkannte er, welche wichtige Rolle sie innerhalb der Verschwörergruppe spielte.
Aber Hop gab es rasch auf, Bekanntschaften zu machen. Viele hatten bereits erfahren, daß Jazz Worthing einer der Hauptmanipulatoren der Somec-Droge war, und obwohl er unter der Sonde einer Gehirnwäsche unterzogen worden war, fühlte sich Noyock immer noch als sein Manager – schlimmer noch, er war nicht einer der Verschwörer, war es nie gewesen – und am allerschlimmsten: Er hielt Jazz Worthing immer noch für einen anständigen Menschen. Er hatte nur den Fehler gemacht, es laut zu sagen.
Und nun saß er auf dem Ast eines Baumes. Niemand bemerkte ihn, denn in der Korridorgesellschaft waren die Leute es nicht gewohnt, nach oben zu schauen. Er saß da und dachte nach, und je mehr er nachdachte, um so unbehaglicher und elender fühlte er sich.
Er dachte an
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