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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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nicht den Kopf in den Qualm«, schrie er, und in diesem Augenblick kam der Sturm wieder auf und blies den meisten Rauch von ihnen weg. Fast hätte Arran losgelassen. Noyock hielt sich mit einer Hand fest und löste mit der anderen die Verriegelung. Gerade als der Sturm wieder nachließ, gelang es ihm, die Tür aufzustoßen.
    »Zählen Sie bis zehn, atmen Sie tief ein und folgen Sie mir dann.« Damit verschwand Noyock im dichten Qualm.
    Ich bin zu müde, dachte Arran. Ihre Füße brannten von dem heißen Metall; der Rauch in der Atmosphäre war eine Qual für ihre Augen; ihre Knie und Hände schmerzten entsetzlich; und ihre Brust tat grauenhaft weh, denn die Rippen hatten noch nicht recht heilen können. Das Schlimmste war die Erschöpfung, und sie fragte sich, warum sie es überhaupt noch versuchte.
    So darf ich nicht denken, sagte sie sich, als sie über den Rand stieg und die Leiter hinunterkletterte. Aber bei ihrem Abstieg dachte sie daran, wie erlösend es wäre, sich einfach in den Rauch zurückzulehnen und sich dann in die Tiefe fallen zu lassen. In wohltätige Vergessenheit. Sie stieg jetzt rascher nach unten, nahm jede zweite Sprosse, und ihre Hände glitten nur noch an der Leiter entlang.
    »Arran!« schrie jemand von oben. »Arran, Sie sind schon an mir vorbei! Kommen Sie zurück!«
    Luft, dachte sie. Ich brauche dringend Luft.
    »Arran, es sind nur fünf Meter. Klettern Sie wieder hoch.«
    Bin ich stehengeblieben? Ich muß stehengeblieben sein, als er mich rief.
    »Beeilen Sie sich. Bevor Sie wieder atmen müssen.«
    Ich bewege mich doch? Klettere ich denn nicht mehr?
    »Hören Sie mich? Ich habe die Tür schon geöffnet! Nur noch ein paar Meter.«
    Verdammt, ich klettere doch. Ich brauche Luft.
    »Heben Sie Ihren rechten Fuß, und stellen Sie ihn auf die nächste Sprosse.«
    Fuß. Ja.
    »Kommen Sie, jetzt den linken Fuß. So ist’s recht, nicht stehenbleiben.« Und langsam stieg Arran weiter nach oben, bis eine starke Hand sie ergriff und langsam nach rechts zog. Sie konnte im Rauch nichts erkennen. Wer war es? Sie brachte ihr Gesicht näher an ihn heran. Noyock. Ach ja. Sie machte den Mund auf, um ihn anzusprechen, atmete dabei tief ein und fing sofort an, fürchterlich zu husten. Jemand – es mußte Noyock sein – zerrte sie durch eine Tür und zwang ihre Hände um ein dünnes Geländer. Ich kann mich daran nicht festhalten, dachte sie. Man muß die Hand vor den Mund halten, wenn man hustet. Es ist unhöflich, nicht die Hand vor den Mund zu halten, wenn man hustet.
    Wieder einatmen? Sauber? Sie seufzte. Ihre Lungen brannten, und sie hatte schlimme Kopfschmerzen. Sie stand flach gegen eine Metallwand gelehnt und hielt beide Hände vor den Mund. Hinter sich spürte sie Noyocks Körper. Er hatte seine Arme um sie geschlungen und hielt sich gleichzeitig am Geländer fest, damit sie nicht zurückfallen konnte. Sie öffnete die Augen. Sie taten noch weh, aber sie konnte sehen. Neben ihnen drang aus einer offenen Tür immer noch Rauch in das trübe beleuchtete Innere des Raumes unter der hohen Decke.
    »Dort geh ich nicht hinein«, sagte sie.
    »Das brauchen Sie auch nicht. Da sind Sie gerade herausgekommen.«
    »Wirklich? Oh ja, natürlich. Bin ich in Sicherheit?«
    »Ja, wenn Sie sich nur am Geländer festhalten würden. Ich muß die Tür schließen, bevor Rauchalarm ausgelöst wird. Haben Sie das Geländer?«
    »Ja.«
    »Mit beiden Händen anfassen.«
    »Habe ich.«
    Noyock bewegte sich ein Stück, schloß die Tür, drehte die Versiegelung fest und ließ die Riegel einrasten.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte er Arran.
    »Sehr schlecht. Ich habe Kopfschmerzen.«
    »Sie haben im Schacht geatmet.«
    »Habe ich das getan? Ich bin eben dumm, das ist alles.«
    »Sie sind todmüde, das ist alles. Aber wir müssen nach unten, bevor Sie sich ausruhen können. Okay?«
    »Ich will nirgendwo hin.«
    »Sie werden trotzdem mitkommen.«
    Und er half ihr zur Leiter hinüber, und diesmal stiegen sie gemeinsam hinab. Noyocks Füße befanden sich immer nur ein paar Sprossen unter ihren, so daß er seinen Kopf in Höhe ihrer Hüften hielt, während sie langsam nach unten stiegen.
    Es dauerte eine Ewigkeit.
    »Nicht einschlafen«, ermahnte er sie immer wieder. Und plötzlich änderte sich etwas, und er war nicht mehr hinter ihr, und seine Hände hoben sie von der Leiter und legten sie sanft auf das breite warme Abluftrohr.
    Sie wachte in fast völliger Dunkelheit auf. Die Luft war kühl und abgestanden, aber rein,

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