Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
Arran.
    »Vielleicht haben in diesem Bezirk achttausend Leute gleichzeitig die Spülung in ihren Toiletten betätigt. Vielleicht haben fünfzehntausend Leute ihre Thermostaten niedriger gestellt. Vielleicht ist Feuer ausgebrochen.«
    »Ich frage mich, wie Capitol früher ausgesehen hat«, sagte Arran nachdenklich.
    »Sie denken über seltsame Dinge nach.«
    »Wirklich? Es muß doch eine Zeit gegeben haben, bevor die Menschen herkamen. Was sahen die ersten Kolonisten?«
    Hop lachte. »Eine jungfräuliche Welt, die darauf wartete, ausgeplündert zu werden.«
    »Oder vielleicht ein Zuhause.«
    »Was ist dies hier? Eine Life-Show? Im wirklichen Leben redet niemand von einem Zuhause«, sagte Hop.
    »In den Life-Shows redet erst recht keiner von einem Zuhause«, sagte sie ein wenig verärgert. »Seit Tausenden von Jahren hat niemand das Wort benutzt. Aber es existiert immer noch in unserer Sprache. Warum?«
    Hop zuckte die Achseln. »Alle sagen doch ›ich gehe nach Hause‹.«
    »Aber niemand sagt ›Dies ist mein Zuhause. Treten Sie ein‹. Wir leben in Wohnungen. Wir gehen durch Korridore. Wir fahren in Untergrundbahnen. Wie lebt es sich wohl unter freiem Himmel?«
    »Ich habe gehört, daß es da Ungeziefer gibt.«
    »Ein einziger großer Park.«
    »Nun«, sagte Hop, »das ist die Lösung. Gehen Sie in eine Kolonie. Nehmen Sie ein Schiff zu den Kolonien, und Sie haben keine Sorgen mehr.«
    Arran sah ihn entsetzt an. »Und kein Somec mehr? Sind Sie verrückt? Lieber würde ich sterben.«
    Sie stand auf und ging dorthin zurück, wo sie geschlafen hatten, und Hof ging mit. Sie betrachteten die Stelle, an der sie gelegen und im Schlaf den Staub weggewischt hatten. »Das wird mir kein Mensch glauben«, sagte Hop. »Hier war ich stundenlang mit Arran Handully allein. Wir haben zusammen geschlafen, und ich habe Sie nicht nur nicht geliebt, Lady, ich hatte nicht einmal mein Aufzeichnungsgerät laufen.«
    »Gott sei Dank.«
    »Lassen Sie uns gehen.«
    Sie gingen an das entgegengesetzte Ende der Leitung, wo sie sich um neunzig Grad abwinkelte und zu der hoch oben liegenden Decke hinaufführte. Die an ihr angebrachte Leiter wirkte zerbrechlich. Einen Augenblick blieben sie noch stehen und schauten nach oben. Dann fragte Arran: »Ich wieder zuerst?«
    »Ja, aber fallen Sie nicht.«
    »Und kitzeln Sie mich nicht an den Füßen.«
    Und sie begannen den Aufstieg. Ihre Muskeln waren noch kalt vom Schlafen; zuerst kletterten sie ungeschickt, langsam und vorsichtig. Aber bald fielen sie in einen recht schnellen Rhythmus, Hand-Fuß-Hand-Fuß, und stiegen endlos. Zwischendurch fragte Arran: »Wie viele Kilometer noch?« Das Sprechen hatte sie aus dem Rhythmus gebracht, sie trat daneben, und eine Wahnsinnssekunde lang glaubte sie abzustürzen. Aber mit den Händen hielt sie sich an der Leiter fest, und ihr Fuß fand eine Stufe weiter unten Halt. Danach sprachen sie beide kein Wort mehr.
    Zuletzt wurde ihr Rhythmus wieder langsamer. Untrainiert und müde kann man nur eine gewisse Anzahl Sprossen steigen. »Halt«, sagte Hop. Arran nahm noch ein paar Sprossen und wartete dann.
    »Müde?« fragte Hop.
    »Sie denn?«
    »Ich glaube ja.«
    »Können wir uns ausruhen?«
    »Gewiß. Lehnen Sie sich zurück und schlafen Sie ein wenig.«
    »Hahaha. Ich bin zu müde für solche Scherze.«
    »Klettern Sie weiter.«
    Nicht viel später erreichten sie schon ihr Ziel, eine kleine, seitlich an der Leitung angebrachte Plattform. Die Leiter führte noch höher, aber Hop ließ Arran nur ein kleines Stück weiterklettern. Sie tat es, und Hop stieg von der Leiter. Hier gab es nur einen Haltegriff neben einer Tür, die zu niedrig war, als daß man sie bequem benutzen konnte. Sie war geschlossen, und ein Klemmrad hielt die Versiegelung.
    Arran kletterte nach unten, bis sie auf gleicher Höhe mit der Plattform war. »Wie wissen wir, ob wir hier rauskommen?«
    »Wir wissen es nicht. Aber ich wette, daß die Oberflächenkonstruktionen auf Capitol überall gleich sind. Und obwohl ich auf der anderen Seite der Welt großgeworden bin, wette ich, daß ich durch die Abschirmung durchkomme wie früher.«
    »Und wenn es nun keinen Schacht gibt, der zum anderen Bezirk hinabführt?«
    »Alle Abluftleitungen treffen sich in einem bestimmten Gebiet, so daß andere Gebiete relativ rauchfrei bleiben. Ich sage natürlich relativ, denn es qualmt überall ganz schön. Die Luft auf der anderen Seite dieser Tür ist reines Gift. Was hier rauskommt, ist der Dreck, den die Filter nicht

Weitere Kostenlose Bücher