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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Menschheit gewollt und geplant hat, die eintrat, als keine Technologie mehr die Lebensbedingungen gewährleisten konnte, derer sich die Menschen auf Planeten erfreut hatten, die für menschliches Leben völlig ungeeignet waren. Das jedoch wird angezweifelt. Wahrscheinlicher ist, daß Doon genau das war, als das man ihn immer betrachtet hat: ein Verrückter, der die Zerstörung wollte, als höchste Demonstration seiner Macht.
    Gewiß haben sich seine Träume erfüllt, als endlich auch Capitol provoziert wurde und der Pöbel die Schlafräume stürmte, die Särge zertrümmerte und alle Schläfer tötete. Und obwohl man jahrhundertelang annahm, daß Doon in jenem Holocaust sein Ende fand, besagen kürzlich entdeckte Beweismittel das genaue Gegenteil. Ein Augenzeugenbericht scheint typisch für viele, die die Ereignisse ähnlich beschreiben:
    »Wir drangen in die Privatgemächer des Diktators ein, und als wir den Dienern den Tod androhten, führten sie uns in seinen privaten Schlafraum. Er war leer. Ich selbst prüfte die Instrumente und stellte fest, daß er erst drei Stunden bevor wir den Sarg erreichten, erwacht war. Im Sarg lag eine Mitteilung folgenden Inhalts: ›Lie be Rebellen, ich habe euch mein Bestes gegeben‹. Natürlich haben wir alle seine Diener als Verräter am Volk getötet. Wohin Doon verschwunden ist, wissen wir nicht.
    Und diese Aussage muß wiederholt werden: Wohin Doon verschwunden ist, wissen wir nicht. Schließlich sind wir noch nicht lange in der Lage, die Ruinen Capitols aufzusuchen, um nach alten Dokumenten zu suchen. Daß wir bisher schon so viele gefunden haben, ist den Bemühungen der von ihrer Aufgabe besessenen Forscher zu verdanken …
    Es scheint typisch für Revolutionen gegen einzelne Tyrannen zu sein, daß diese oft spurlos verschwinden. Vielleicht liegt es tief in der menschlichen Psyche beschlossen (wenn man ihr Wesen auch nur vage einheitlich nennen kann), daß der Mensch das Objekt seines tödlichsten Hasses weiterleben lassen will. Nennen wir dies das Teufelssyndrom, denn es wiederholt sich in Dutzenden von anderen Revolutionen …
    Nachdem man auf Capitol die Schläfer ermordet hatte, kam die Wirtschaft zum Stillstand, nicht zuletzt deshalb, weil man die Raumschiffpiloten bei ihrer Ankunft herauszerrte und aus ihren Schiffen stieß, so daß sie sich auf der Landerampe zu Tode stürzten, die in den Zeiten der gigantischen Raumschiffe mindestens einen Kilometer unterhalb der Nutzlastsektion des Schiffes lag. Die Folge war natürlich, daß Capitol von den Raumschiffen nicht mehr angeflogen wurde, und mangels weiterer Zufuhr an Rohmaterial ging die scheinbar für die Ewigkeit errichtete Stadt Capitol zugrunde; zuerst wurden die Lebensmittel knapp, und dann, da es nicht mehr gewartet wurde, fiel das Luftreinigungssystem aus; und es war auch nicht mehr möglich, durch Elektrolyse Sauerstoff aus dem Meer zu gewinnen; der Rauch von dreitausend fahren drang in die Korridore; aus dem Meer wurde auch kein Wasserstoff mehr gewonnen, der früher die Sonnenenergie für den gesamten Planeten gespeichert hatte; und innerhalb eines Jahres nach der Revolution war alles Leben auf Capitol erstorben.
    Nachdem das Zentrum der Macht ausgefallen war, konnten die Revolutionen auf den Planeten nicht mehr niedergeschlagen werden, und bald herrschte Chaos im ganzen Reich, obwohl nur wenige Planeten so völlig untergingen wie Capitol. Und nach dem Zerfall des Reiches dauerte es nur zweihundert fahre, bis auch der Feind, angesteckt von den rebellierenden Planeten, die er erobert hatte, der allgemeinen Zerstörung zum Opfer fiel und so den Boden für unser eigenes Zeitalter bereitete – das Zeitalter der Vielfalt.«

    Hunter und Halleck, Revolution im
    Zeitalter der Vielfalt, 6601, S. 5-8

7

    Jazz wachte auf und sah den Sargdeckel zurückgleiten, und das bernsteinfarbene Licht blinkte am Rand seines Gesichtsfeldes. Das Band mit seinen Erinnerungen mußte ihm soeben wieder eingespielt worden sein, dachte er, wenn er sich auch an den Vorgang selbst nicht erinnern konnte. Sein Körper war heiß, und er schwitzte – wie alle Somec-Benutzer glaubte er, daß die Hitze von der Droge verursacht wurde, mit der man die Schläfer weckte.
    Rasch richtete er sich auf, ließ sich über den Sargrand rollen und landete in Liegestützposition auf dem Fußboden. Zwanzig Liegestütze und anschließend dreißig Kniebeugen. Dann stand er auf, und das Blut zirkulierte wieder in seinen Adern. Er fühlte sich nach dem langen

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