Heißer Schlaf
Projektilen ausweichen wollte und es nicht konnte und voll Entsetzen erkannte, daß er genauso sterben mußte wie der andere Kommandant gestorben war.
Und dann wurde das rote Licht am Holographen schwächer, um endlich zu verlöschen.
FRAGE.
ANTWORT: KEINE FEINDLICHEN AKTIVITÄTEN.
FRAGE POSITION.
ANTWORT: Siis III.
Jazz hatte also sein Ziel erreicht; wie so oft, hatte der Feind Kriegsschiffe entsandt, um das Kolonialschiff abzufangen, bevor es landen konnte. Diese Kriegsschiffe hatten Siis III vielleicht ein Jahrhundert lang umkreist und ihre Kommandanten erst geweckt, als Jasons Schiff geortet wurde, während es auf Unterlichtgeschwindigkeit abbremste. Das gewohnte Muster, außer, daß es sich nicht um ein Schiff handelte, sondern um zwei.
Die Anspannung des Gefechts war vorüber, und er dachte daran, wie er die feindlichen Projektile gestoppt hatte, und er hatte ein scheußliches brennendes Gefühl im Magen und in der Leistengegend.
Er stand vom Stuhl auf, ging an den Schrank und zog sich an. Sicherheitshalber stieg er in einen Druckanzug und setzte sich einen Helm auf. Er stellte ihn auf transparent und halbdurchlässig ein, und dann drehte er das Rad, mit dem die Versiegelung der Tür, die zur Nutzlastsektion führte, gelöst wurde.
Die Vorratsräume waren völlig unbeschädigt – keiner der Tiersärge hatte sich auch nur verschoben. Das ließ nur einen Schluß zu: Das Projektil mußte durch die Röhren für die Passagiere in die Nutzlastsektion eingedrungen sein.
Jazz stellte seinen Anzug auf undurchlässig ein und öffnete die Tür am hinteren Ende der Vorratssektion. Keine Luft wirbelte in den Raum hinaus – der Überwachungsbereich war ebenfalls unbeschädigt.
Jazz sah sich die Anzeigegeräte an, die über die Verfassung der Passagiere in den Röhren Auskunft gaben. Die für die Sektion A funktionierten alle und zeigten das gleiche an: kein Leben in irgendeinem der Särge. Bei der Sektion C war es noch schlimmer: Die Skalen waren sämtlich unbeleuchtet, und das bedeutete, daß das Lebenserhaltungssystem ausgefallen war. Nur die Sektion B war intakt und wies keinen Schaden auf. Jazz war nicht sicher, ob er über den Verlust von zwei Dritteln seiner Kolonie entsetzt sein oder sich freuen solle, daß er noch ein Drittel übrig hatte. Er öffnete die Tür zu Röhre B und ging die Reihen entlang, wobei er jeden Sarg auf etwaige Schäden inspizierte. Er konnte nichts finden. Kein einziger Körper hatte seine Lage verändert. Indem er registrierte, wer noch lebte, wußte er auch, wer nicht mehr lebte. Aber unter den Überlebenden war auch Hop Noyock, und Jazz empfand darüber eine völlig irrationale Freude, als ob Hops Überleben den Erfolg seiner Kolonie gewährleistete.
Am Ende der Röhre befand sich noch eine Tür, die zum Klassenraum führte, wo die Gedächtnisaufzeichnungen aller Kolonisten aufbewahrt wurden und wo Jazz am Ende der Reise alle Passagiere wecken würde.
Neben der Tür leuchtete ein rotes Warnlicht.
Jazz gab den Code für die Türverriegelung ein, worauf die ganze Atmosphäre aus der Röhre geblasen wurde. Als das Licht auf grün wechselte, öffnete er die Tür und fand ein Chaos vor.
Der Klassenraum war direkt getroffen worden, und von hier konnte er das klaffende Loch sehen, das das Projektil hinterlassen hatte. Es war vorn an den Röhren für die Passagiere eingedrungen, war zwischen dem Lebenserhaltungssystem von Röhre C und den Sargreihen von Röhre A hindurchgegangen und hatte dabei alle Särge und jeden einzelnen Lebenserhaltungskomplex zerstört. Dann hatte es das hintere Ende durchbohrt, hatte den Klassenraum getroffen und war in der vorderen Verkleidung des Antriebs steckengeblieben. Als Jazz in das Loch hineinsah, konnte er das hintere Ende des Projektils erkennen, das, als es erkaltet war, nicht mehr weiter hatte eindringen können. Ihm war sofort klar: zwei Meter weiter, und das Schiff wäre explodiert.
Ich sollte dankbar sein, sagte er sich. Aber als er die Gestelle sah, in denen die Bänder aufbewahrt wurden, konnte er das nicht mehr. Die linke Seite, die das Projektil durchschlagen hatte, war vollkommen zerstört – wo das Projektil selbst sie nicht wegrasiert hatte, waren die Bänder durch die Hitze geschmolzen. Die Bänder der Sektion B waren ebenfalls zum größten Teil geschmolzen. Nur ein paar Bänder aus dem Gestell C waren noch zu gebrauchen.
Und in Röhre C waren alle tot.
Jazz kniete sich hin und zog jedes einzelne Band aus dem unteren Teil von
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