Heißer Schlaf
entscheiden, und jetzt brauche ich J nicht mehr zu fragen, bevor ich etwas tue. Ich bin nicht allein, und ich habe fast nie mehr Angst.
Und jetzt bin ich Aufseher und habe wieder Angst, weil ich nicht nur über mich und meine Frau und meine Schafe und mein Haus entscheiden muß. Ich muß jetzt auch die Streitigkeiten anderer Leute schlichten und ihnen den Tag des Pflanzens und Pflügens und Hackens und auch alle anderen Tage nennen, und das macht mir Angst, denn früher hat nur J diese Dinge bestimmt.
Werden die anderen mir gehorchen, wie sie J gehorcht haben? Ich weiß es nicht, denn J ist immer weise, und ich bin immer dumm, und das wissen alle Männer und Frauen in Himmelsstadt.
Aber J hat ihnen befohlen, mir zu gehorchen, und deshalb müssen sie es auch tun.
Aber J hat mir auch befohlen, Gebote zu erlassen, wie er es getan hätte. Aber ich bin nicht weise, und darum kann ich ihm nicht gehorchen. Weiß er das nicht? Ich habe Angst.
Wenn ich Sara nicht hätte, würde ich aus Himmelsstadt weglaufen und mir weit entfernt ein Haus bauen. Aber Sara hat gelesen, was ich geschrieben habe und mir gesagt, daß ich nicht dumm bin. Und gerade jetzt streicht sie mir über das Haar, und ich habe nicht mehr solche Angst. Für diesmal höre ich auf zu schreiben.
Linkeree und die Axt.
Nun will ich von Linkeree und der Axt erzählen, denn Sara sagt mir den ganzen Tag, daß es wichtig ist, und sie hat mich überzeugt. J ist am siebenten Tag des Erntemonats fortgegangen, und heute ist der dritte Tag des Monats, in dem die Blätter fallen. Bald wird es den ersten Schnee geben. Das weiß ich noch von den letzten beiden Wintern. Unsere Hauptarbeit ist es jetzt, für Wien und Miott ein neues Haus zu bauen, denn sie haben sich gepaart. Auch wird es jetzt Zeit, die Dächer unserer Holzhäuser neu zu decken, und damit sind wir ebenfalls beschäftigt.
Gestern war es Zeit für die Wände, und auf Wände versteht sich Linkeree am besten. Er versteht auch andere Holzarbeiten besser als andere, und deshalb hören wir auf ihn, wenn wir Häuser bauen oder andere Dinge aus Holz machen. Linkeree hat sehr hart gearbeitet, und die Wände standen schon vier Stunden vor dem Dunkelwerden.
Um diese Zeit sagte Linkeree zu mir: Kapock, darf ich eine Axt nehmen?
Und ich sagte zu Linkeree: Wohin willst du die Axt mitnehmen und zu welchem Zweck? Das sagte ich, weil J uns gesagt hat, daß Metallwerkzeuge wertvoll sind und wir sie nicht so gut herstellen können, und deshalb passen wir gut auf sie auf und lassen sie nicht auf den Feldern herumliegen, wo sie verlorengehen oder zerbrechen könnten.
Linkeree sagte zu mir: Kapock, ich will die Axt an einen Ort mitnehmen, den ich kenne, und dort will ich Bäume fällen zu einem besonderen Zweck, und, wenn es dunkel wird, werde ich dir die Axt zurückbringen, und dann hast du sie wieder.
Nun bin ich kein Narr, obwohl ich manchmal närrisch bin, und ich wußte, daß Linkeree mir eigentlich gar nicht geantwortet hatte. Aber ich wußte auch, daß Linkeree nicht faul ist und daß er schon mehrere Male Ideen gehabt hat, die J sehr gut fand. Linkeree kam auf den Gedanken, mit einem Tuch, in das man Löcher geschnitten hatte, Fische zu fangen. Das war eine gute Abwechslung, denn meistens essen wir Brot und Kartoffeln und Rettiche und Sahne und ähnliche einfache Kost. Linkeree hatte auch den Einfall, einen Schemel mit drei Beinen zu bauen, der immer fest steht, egal wie der Boden beschaffen ist. Er ist also einer, den man respektvoll behandeln muß. Deswegen habe ich nicht mit ihm gestritten, aber ich beschloß, ihm die Axt dieses eine Mal zu geben, und wenn sie zu Schaden käme, würde er sie nie wiederbekommen. Ich dachte, daß auch J so entschieden hätte.
Zu meinem Ärger standen Wien und Hux in der Nähe, und Hux sagte: Warum hast du ja gesagt, Kapock? Er hat dir nicht geantwortet.
Und Wien sagte zu Linkeree: Wohin nimmst du die Axt, und was willst du damit tun?
Ich antworte nicht schnell, wenn ich wütend bin, aber Linkeree schreit seine Wut immer schnell heraus. Er sagte zu ihnen: Kapock ist hier der Aufseher, nicht ihr, und ich muß euch nicht antworten.
Das machte Hux und Wien sehr wütend, so wütend, daß ich schon glaubte, Wien könnte versuchen, Linkeree die Axt mit Gewalt zu entwinden, was Wien gewiß hätte tun können, denn er ist groß und stark, während Linkeree zwar groß aber schmal ist.
Zu Hux und Wien sagte ich folgendes: Linkeree ist ein guter Mann, und er soll die Axt haben. Aber
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