Heißer Schlaf
ein Kind habe ich nur gezeugt!«
Aven, dachte Noyock bei sich, und zweifellos richtete sich Avens Zorn gegen den armen Hoom. Aven war immer gehorsam, ehrerbietig und vorsichtig gewesen. Und jetzt war der arme Mann mit einem Sohn geschlagen, der trotzig und vergeßlich war und oft nicht gehorchte. Aber dann dachte Noyock lächelnd daran, daß es ihm viel mehr Vergnügen machte, den Jungen um sich zu haben, als früher seinen eigenen Sohn. Und Noyock hatte sich oft stundenlang mit Hoom beschäftigt, als dieser heranwuchs, hatte ihn unterrichtet und war auf seine Fragen eingegangen. Ein gescheiter Junge.
Das klatschende Geräusch eines Lederriemens. Ah, dachte Noyock, diesmal ist es etwas Schlimmeres. Noyock überlegte sich, ob er hinuntergehen sollte. Er mischte sich zwar nicht gern in die Erziehungsmethoden seines Sohnes ein, aber er hatte festgestellt, daß sich Avens Wut bei seinem bloßen Erscheinen legte und Hoom dann das Ärgste erspart blieb. Noyock ging die Treppe zum ersten Stock hinab (und dachte dabei voll Stolz daran, daß er mit seiner Farm und seinen Rinderherden so erfolgreich gewesen war, daß er in ganz Himmelsstadt der erste war, der sich ein Haus mit drei Stockwerken leisten konnte. Und einem Keller) und durch die Halle zu dem kleinen Zimmer, das Hoom allein gehörte und das er nicht mit Geschwistern zu teilen brauchte.
»Und das«, sagte Aven, und seine Stimme klang durch die Anstrengung, die ihm die Schläge verursachten, tief und böse, »geschieht mit Jungen, die nicht gehorchen. Und das«, er schlug wieder mit dem Riemen zu, »geschieht mit Jungen, die lügen!«
Noyock blieb an der Tür stehen. Hoom kniete stumm neben dem Bett, während sein Vater ihn auf den nackten Rücken schlug. Dicke Striemen waren schon entstanden, aber Noyock griff nicht ein, denn Aven konnte viel härter zuschlagen. Er trat nur in den Raum und sagte heiter: »Das macht genau elf.«
Aven ließ den Riemen ein letztes Mal niedersausen. »Dann sollen es glatte zwölf werden.«
Er hakte sich den Riemen an den Gürtel und sah seinen Vater an. »Nun, Vater, du siehst, wie er es immer wieder dahin bringt, daß mir die Geduld reißt.«
»Das sehe ich in der Tat«, sagte Noyock. »Und was hat der Junge diesmal getan?«
»Ich komme morgens hier herein, um ihn zu wecken, und finde ihn halb angezogen. Ich denke, der Junge steht früh auf, um uns zu helfen, und will ihn freundlich in den Arm nehmen und ihm einen Guten Morgen wünschen, und, verdammt, seine Kleider sind ganz naß! Er ist wieder am Fluß gewesen. Bestimmt hat er wieder mit Wix, diesem kleinen Nichtnutz, im Wasser gespielt. Aber ich sage zu ihm, ›Hast du gut geschlafen?‹ Und er sagt zu mir, ›Sehr gut, Vater. Ich habe mich die ganze Nacht nicht gerührt.‹ Und ich lasse es mir nicht gefallen, daß man mir nicht gehorcht und mich obendrein noch belügt!«
»Das sehe ich auch so. Aber inzwischen hast du ihn genug bestraft.«
»Und hoffentlich tut es ihm lange weh, damit er endlich lernt, seinem Vater zu gehorchen.« Und damit verließ Aven selbstgefällig den Raum.
In der Stille, die jetzt eintrat, hörte Noyock den Jungen schwer atmen. Weinte er? Vielleicht versucht er krampfhaft, nicht zu weinen, und das lief auf dasselbe hinaus, fand Noyock. Aber der Junge durfte kein Selbstmitleid kultivieren. Er mußte ihn aufheitern. »Nun, Hoom, mein Junge, heute kommt Jason wieder zurück.«
Aus den Wolldecken hörte er nur ein Grunzen.
»Und heute ist dein Großvater schon ein geschlagenes Jahr lang Aufseher. Vier hat er noch vor sich. Und die müssen besser werden als das erste. Was meinst du, wird er mich behalten oder absetzen?«
Keine Antwort.
»Die Frage erscheint dir vielleicht im Augenblick unwichtig, Hoom, aber mich quält sie jetzt mehr als alles andere. Und was für Probleme hast du? Ich weiß, daß die Schmerzen dir nichts ausmachen – was bedrückt dich?«
Gemurmelte Worte.
»Die Bemerkung hat nur Gott gehört. Hast du mir nichts zu sagen?«
Hoom hob das Gesicht aus den Decken. Seine Wangen waren tränenüberströmt, aber sein Gesicht glühte vor Haß. »Ich werde ihn töten«, zischte der Junge. »Ich werde ihn töten.«
Die Worte trafen Noyock wie Dolchstiche. Er konnte es nicht ertragen, daß in seiner Familie solche Worte fielen. Aber er lächelte nur. »Ah, dann ist es gar nicht der Schmerz. Denn wenn es die Schläge wären, würdest du ihn nur verprügeln wollen. Es ist wohl die Schande, daß er dich geschlagen hat.«
Hoom wollte
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