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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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hat recht«, sagte Jason. »Dies ist der letzte der Eisleute. Und er ist ungewöhnlich begabt! Von allen Eisleuten ist Stipock der einzige, der schon sprechen konnte, als er den Sternenturm verließ. In vielen Dingen ist er ein kluger Mann – aber in anderen Dingen ist er wie ein kleines Kind, und ihr müßt Geduld mit ihm haben!«
    (Hatte der Fremde Jason eben böse angesehen? fragte sich Noyock. Warum sollte er wütend sein?)
    »Er heißt Stipock. Werdet ihr ihm ein Haus bauen?«
    »Natürlich«, schrien die Leute. »Ja«, und die Versammlung löste sich sofort auf – sie hatte länger gedauert als jede andere Begrüßung in der Geschichte, und die anschließende Aufregung schien wegen des Fremden ebenfalls länger zu dauern. Alle wollten Jason anfassen, mit ihm reden, wissen, ob Jason sie noch kannte, ihm die neuen Kinder zeigen, eine Frage an ihn richten, ihm erzählen, wie die Dinge standen. Und dann kamen die Neugierigeren – und die meisten waren sehr neugierig –, um Stipock kennenzulernen.
    »Stipock«, riefen sie alle und übten den Namen ein. »Willkommen in Himmelsstadt.«
    Noyock sah, daß Wix (das Problem! Der Dorn in je dermanns Auge) auf Stipock zutrat und ihn mit diesem kalten, unangenehmen Blick anstarrte. »Wieso können Sie sprechen?« fragte er. »Wo doch alle anderen wie kleine Kinder waren, als sie aus dem Sternenturm kamen?«
    Stipock schaute zu Jason hinüber (Warum muß ich immer denken, daß die beiden Feinde sind? überlegte Noyock) und sah, daß er die Szene nicht beobachtete. Dann sagte er: »Weil mein Gedächtnisband das einzige war, das die Beschädigung des Schiffes im Raum überstanden hat.«
    Eisiges Schweigen senkte sich über die Gruppe. Jemand murmelte: »Er macht auch Worte. Genau wie Jason.« Aber Wix lachte nur höhnisch und sagte, als ob er alle und doch keinen der Anwesenden ansprach: »Jeder kann Worte machen.« Um das zu beweisen, äffte er Stipocks Worte in einer Art Babysprache nach. Obwohl Wix allen auf die Nerven fiel, gab es doch großes Gelächter.
    Und Noyock hätte gern gewußt, warum der Fremde rot wurde. War es Verlegenheit? Wut? Nun ja. Er brauchte eine Unterkunft, in der er bleiben konnte, bis das neue Haus fertig war – also ging Noyock zu ihm hinüber und sagte: »Ich bin Noyock, der Aufseher. Möchtest du bei mir wohnen, bis wir dir ein Haus bauen können?«
    »Ich möchte dich nicht hinauswerfen«, sagte Stipock.
    »Wir gehen doch nicht weg«, sagte Noyock rasch. »Wir bleiben auch. Es ist ein großes Haus.«
    Stipock sah aus, als ob er etwas erklären wolle, aber er überlegte es sich anders und folgte Noyock, als dieser ihn von der Menge wegführte.
    Einige Leute folgten ihnen Noyocks Weg entlang nach Noyocks Stadt. Die meisten der Häuser, die sich an der Straße drängten, gehörten Noyocks Kindern und Enkeln. Sie gingen den Hügel hinauf. Die Leute wollten Stipock sprechen hören. Er hatte eine andere, sehr amüsante Art, sich auszudrücken, und niemand wußte, was von Jasons neuestem Wunder zu halten war.
    Je näher sie Noyocks Haus kamen, um so stärker wurde der Geruch der Rinderställe. Für Noyock war es ein anheimelnder Geruch; der Geruch von Wohlstand. Aber Stipock zog die Nase kraus und sagte: »Kannst du nicht etwas gegen den Geruch unternehmen?«
    Noyock erschrak, aber dann lachte er. »Was soll man mit einem Geruch anfangen, von dem niemand weiß, wie er aussieht und wie man ihn greifen kann?«
    Stipock antwortete nicht, und Noyock war nicht sicher, ob der Mann Humor hatte. Ein Mensch, der nicht lachen kann, ist nur ein halber Mensch. Das war Noyocks feste Überzeugung. Warum hatte Jason diesen Halbmenschen erschaffen, und warum hatte er ihn mitgebracht?
    Stipock trat in einen Haufen frischen Kuhdung, der mitten auf dem Weg lag. Er hob den Fuß und fragte: »Was ist das?« Es klang irritiert.
    »Kuhdung«, sagte Noyock und war erstaunt, daß der Mann das nicht wußte.
    Stipock trat vom Weg in das dichte Gras und wischte sich die Schuhe ab.
    »Wenn du es nicht an den Füßen haben willst«, fragte Noyock, dem das Verhalten des Mannes jetzt wirklich rätselhaft vorkam, »warum bist du dann hineingetreten?« Stipock schüttelte nur den Kopf und reinigte weiter seine Schuhe.
    Spät abends zog sich Noyock in den Raum zurück, in dem er an der Chronik zu schreiben pflegte. Aber heute konnte er sich nicht dazu überwinden, auch nur ein Wort zu schreiben. Er starrte nur auf das Papier, und zuletzt verbrachte er die Zeit damit, Pläne von seiner

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