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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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widersprechen, aber er überlegte es sich anders. Und Noyock erkannte, daß der Junge reifer wurde, denn sonst hätte er nicht seine Ansicht geändert, als er sah, daß die andere Seite recht hatte. »Ja«, sagte Hoom. »Es ist die Schande.«
    »Nun, heute kommt Jason, und dann ist alle Schande vergessen.«
    »Nicht alle«, sagte Hoom. »Er verbietet mir den Umgang mit Wix.«
    »Er ist dein Vater.«
    »Vater oder nicht, Wix ist mein Freund! Ich habe mir meinen verdammten Vater nicht ausgesucht! Aber meinen Freund habe ich mir ausgesucht!«
    »Du bist jetzt dreizehn«, sagte Noyock. »In nur elf Monaten wirst du vierzehn und volljährig sein, und kein Vater und keine Mutter kann dir dann noch vorschreiben, was du zu tun hast.«
    »Aber dann wird Wix es schon getan haben, und ich werde keinen Anteil daran gehabt haben!«
    »Woran?«
    »Balken auf dem Fluß.«
    »Aha«, sagte Noyock. »Das schon wieder. Aber Wix ist so unpraktisch. Warum spielt ihr im Fluß mit seiner gefährlichen und schnellen Strömung, wenn wir es gar nicht nötig haben, auf dem Fluß zu reisen?«
    »Die Stadt wird wachsen, Großvater. Wix sagt, es wird eine Zeit kommen, wo auf zusammengebundenen Balken von einem Ende der Stadt bis zum anderen auf dem Fluß Waren transportiert werden!«
    »Du kannst deine Balken nicht einmal lenken«, sagte Noyock. »Der Fluß ist kein Ochse, den Menschen zähmen können.«
    Hoom wandte sich ab und verbarg nicht, wie angewidert er war. »Noyock, du bist genauso schlimm wie Vater.«
    »Wahrscheinlich schlimmer«, sagte Noyock. »Ich liebe dich wie er, aber ich habe nicht den Mut, dich daran zu hindern, im Fluß zu ertrinken. Wenn es nach mir ginge, würde ich sagen: ›Laß die Jungen experimentieren. Laß sie nach der einzigen Methode lernen, nach der es überhaupt möglich ist.‹«
    »Ich wünschte, du wärest mein Vater!« sagte Hoom.
    »Das läßt sich leider nicht mehr arrangieren«, sagte Noyock lachend. »Aber jetzt geh zum Frühstück nach unten. Jason kommt heute.«
    Plötzlich sagte Hoom besorgt: »Sind meine Augen rot? Sieht man, daß ich geweint habe?«
    »Kein bißchen. Aber ich würde dir raten, etwas anzuziehen, Junge. Wenn du nackt zum Frühstück erscheinst, bekommst du auch noch Prügel von deiner Mutter.« Hoom lachte und Noyock auch; und der Aufseher verließ den Raum und wünschte sich, daß alle unglücklichen Leute in Himmelsstadt so leicht zu trösten seien.
    Das Frühstück verlief ruhig, außer als Aven erwähnte, daß Niggo, der Schneider, Wix fast totgeschlagen habe, weil er Niggos neunjähriger Tochter das Schwimmen beigebracht hatte. »Das wird die jungen Rüpel lehren, die Hände von kleinen Kindern zu lassen.«
    Das war so deutlich gesagt, daß man es kaum mißverstehen konnte, und Hoom, der gerade im Stimmbruch war, kickste: »Sie hat ihn darum gebeten. Er wollte nicht, aber sie hat ihn so lange belästigt, bis er es doch tat.«
    »Dennoch«, sagte Aven feierlich, »wenn Jason gewollt hätte, daß die Menschen schwimmen, hätte er uns Schuppen und Flossen gegeben.«
    Hooms Augen blitzten vor Wut. »Und wenn Gott gewollt hätte, daß die Menschen pflügen«, sagte er sarkastisch, »hätte er dir statt der Füße Pflugschare gegeben.«
    Aven wurde sofort wütend, und nur der Speck, der in diesem Augenblick aufgetragen wurde, und Noyocks lautes Lachen wendeten eine Krise ab. »Mein Sohn und mein Enkel bekommen Preise für ihren Witz!« Das Verlangen nach Streit legte sich, und gierige Münder trieften bald vor Fett. »Wenn Schweine auch widerliche Tiere sind«, sagte Aven mit vollem Mund, »sind sie doch gut, wenn sie erst tot sind.«
    Und Noyock antwortete mit noch vollerem Mund: »Und das kann man auch von fetten Männern behaupten!« und alle lachten, denn sie hatten alle die gleiche Verachtung für die Schneider und Weber und Holzschnitzer, die den ganzen Tag bei ihrer Arbeit saßen, während Noyock und Aven und ihre Familie, die Vieh hielten und Ackerbau trieben, ein wenig schlaffe Haut an der Hüfte schon für ein Zeichen hielten, daß sie zu wenig gearbeitet hatten.
    Nach dem Frühstück schlossen sie ihre Mäntel hoch gegen den Wind, verließen das Haus und gingen den Feldweg entlang zum neuen Weg hinüber, der allgemein Noyocks Weg genannt wurde. Noyock war mit Recht stolz darauf – denn obwohl Cooter, der Stellmacher, die Idee gehabt und zwei Aufsehern vorgeschlagen hatte, war es Noyock gewesen, der ihre Bedeutung erkannt und eine Möglichkeit gefunden hatte, das Projekt zu

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