Heißer Trip ins Glueck
Blick wieder geradeaus.
Für einen kurzen Moment gab Jacob sich dem Anblick ihres edel geschnittenen Profils hin.
Ein feines Lächeln lag auf ihren sinnlich geschwungenen Lippen. Was für eine wunderschöne Frau, dachte er. Sofort wandte er die Augen unwillig wieder ab. Genau diese Gedanken waren es, die er aus seinem Kopf verbannen musste, wenn er Clair Beauchamp nach Wolf River bringen und dabei die Hände von ihr lassen wollte. Und das wollte er auf alle Fälle. Je schneller sie dort ankamen, desto besser.
Die nächste knappe Stunde hatte Clair damit zu tun, die vielen zum Teil chaotischen Gedanken zu ordnen, die ihr durch den Kopf gingen, Dass die Hochzeit mit Oliver geplatzt war, machte ihr weniger zu schaffen. Aber sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Art und Weise, in der sie geflohen war. Ihre Bezie hung zu Oliver war nie sonderlich romantisch oder leidenschaft lich gewesen. Die Frage war trotzdem, ob er es verdiente, so sitzen gelassen zu werden. Victoria, seine Mutter, würde nie wieder ein Wort mit ihr sprechen. Clair wunderte sich, dass ihr diese Vorstellung mehr ausmachte als die, dass das Band zwischen Oliver und ihr nun ein für alle Mal zerschnitten war.
Ihre Eltern würden darüber hinwegkommen. Ihr Vater hatte ihr schon gezeigt, dass er ihr um ihretwillen den Skandal verzieh, den sie ausgelöst hatte, und auch ihre Mutter würde sich mit der Zeit wieder beruhigen.
Während Clair schweigend dasaß und Jacob, ebenfalls ohne ein Wort zu sagen, fuhr, gab es noch etwas anderes, das sie in Anspruch nahm und was sie mit der Zeit fast zum Wahnsinn trieb: das unwiderstehliche Bedürfnis, sich zu kratzen. Auf jede erdenkliche Art versuchte sie, sich abzulenken. Sie betrachtete die Landschaft, zählte die Autos, die ihnen entgegenkamen, redete sich ein, dass es nur mit ihren Nerven zu tun habe, dass sie das Gefühl hatte, dass sich diese roten Pusteln allmählich auf ihrem ganzen Körper ausbreiteten. Auf jeden Fall fühlte sie sich immer beengter in ihrem Hochzeitskleid. Und dieses irre Jucken war einfach unerträglich.
„Halten Sie an.”
Jacob sah sie verblüfft an. „Wie bitte?”
„Halten Sie an. Sofort!”
Unwillig steuerte er den nächsten Parkplatz an, der ein wenig abseits unter Zypressen am Highway lag. „Wenn Sie es sich jetzt plötzlich wieder anders überlegt haben …” begann Jacob, während er den Wagen anhielt und den Motor abstellte.
Aber Clair ließ ihn nicht ausreden. Sie hatte den Sicherheitsgurt geöffnet und drehte Jacob nun den Rücken zu. „Machen Sie mir das Kleid auf”, ve rlangte sie.
„Was?”
„Los, beeilen Sie sich.”
Unter anderen Umständen wäre Jacob begeistert gewesen und einer solchen Aufforderung, ohne zu zögern, nachgekommen. Doch in dieser Situation mit Clair verhielt sich das anders.
„Jacob, bitte!” drängte Clair.
„Okay, ist ja schon gut.”
Fünf winzige Perlmuttknöpfe mussten geöffnet werden, bevor man den Reißverschluss herunterziehen konnte. Jacob mühte sich damit ab. Endlich hatte er es geschafft. Das Oberteil des Kleids löste sich von Clairs Körper, und sie stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
„Und jetzt haken Sie bitte die Korsage auf.”
Das ist keine gute Idee, dachte Jacob, auch wenn sein Puls unwillkürlich schneller zu schlagen begann. „Meinen Sie wirklich …”
„Ich komme da nicht heran. Machen Sie schon.” Clair wand sich wie ein Aal, um sich Erleichterung zu verschaffen. „Ich schwöre Ihnen, ich schreie, wenn ich nicht auf der Stelle aus dieser Zwangsjacke herauskomme.”
O nein, dachte Jacob. Das fehlte noch, dass jemand ihn hier auf einem abgelegenen Parkplatz neben einer halb entkleideten, um Hilfe schreienden Frau antraf. Häkchen für Häkchen arbeitete er sich vorwärts. Nachdem er das letzte Häkchen gelöst hatte, sank Clair ermattet in den Sitz zurück.
„Dem Himmel sei Dank”, sagte sie kraftlos.
Jacob sah entsetzt auf den entblößten Rücken vor ihm. Wie vorher ihr Dekollete war auch hier die Haut übersät mit roten Flecken. Dazu zeigten sich deutlich die Abdrücke der engen Korsage. Ohne nachzudenken, legte er vorsichtig Clair die Hand auf den Rücken. Sie zuckte bei der Berührung zusammen und versteifte sich.
„Entspannen Sie sich”, beruhigte er sie. „Ich hab mich schon im Griff. Sagen Sie mir einfach, wo es juckt.” Sanft strich er mit seinem rauen Handballen und den Fingerspitzen über ihre erhitzte Haut.
„Genau da … und weiter oben. Ach,
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