Heißer Trip ins Glueck
die Reste auf seinem Teller zusammen. Was ging es ihn an, wenn andere Männer sie anstarrten. Gar nichts. Sie hatten nichts miteinander. Und selbst bei den seltenen Gele genheiten, wo er einmal eine feste Freundin gehabt hatte, hatte es ihm kaum etwas ausgemacht, wenn andere Männer sich wegen ihr die Hälse verrenkt hatten.
Jacob hatte seine Mahlzeit beendet und schob den Teller beiseite. Die Bedienung kam, um abzuräumen. Er bestellte ein zweites Bier. Als es kam, war Clair immer noch nicht wieder da.
Diese verdammte Frau, fluchte er innerlich. Nein, er war nicht besorgt, sondern nur wütend über die Art und Weise, in der sie immer wieder abtauchte, ohne Bescheid zu sagen.
Er winkte die Kellnerin heran und bezahlte die Rechnung. Danach machte er sich in Richtung der Toiletten auf die Suche. Nächstes Mal sollte ich Handschellen mitnehmen, wenn wir zusammen weggehen, sagte er sich.
Ein kleines bisschen erleichtert war er dann doch, als er Clair wohlbehalten an einem der Billardtische stehen sah, wo sie seelenruhig Mad Dog, mit dem sie schon Bekanntschaft geschlossen hatten, und einem seiner Kumpels beim Spielen zuschaute. Nach der Aufregung und dem Gedränge rund um den Tisch zu urteilen, wurde unter den Zuschauern fleißig gewettet.
Neben Clair stand eine junge blonde Frau in einem superknappen Ledermini und Stilettos, für die man eigentlich einen Waffenschein haben musste. Die beiden schienen sich angeregt über das Spiel zu unterhalten. Offenbar erklärte die fremde Lady Clair gerade die Regeln.
Die Frau, die für seinen Geschmack ein wenig zu aufgedonnert war, sah ansonsten nicht schlecht aus. Mehr aus Gewohnheit als aus wirklichem Interesse erwiderte er ihr Lächeln.
Dann trat er neben Clair und legte ihr leicht den Arm um die Schultern. Das ist mehr mein Beschützerinstinkt als ein Annäherungs versuch, sagte er sich. Er merkte, dass sie bei der Berührung zusammenzuckte. Als sie dann sah, dass er es war, der neben ihr stand, zog sie zwar für einen Moment die Stirn kraus, ließ ihn aber gewähren.
„Ach, Mindy, das ist übrigens Jacob Carver. Jacob, Mindy Moreland”, machte Clair die beiden bekannt.
Mindy hob zur Begrüßung ihr Bierglas. Jacob nickte ihr zu.
„Mindy arbeitet drüben im Night Owl und leitet dort den Service. Wir haben uns gerade im Waschraum kennen gelernt.”
Am Billardtisch wurde es lebhafter. Offensichtlich ging es gerade um den entscheidenden Stoß. Lauter Beifall brandete auf. Mad Dog hatte die Partie gewonnen. Mindy lief begeistert hin und umarmte den Sieger. Sein Gegner bestellte eine Runde. Hinten auf der Bühne mühte sich ein Karaoke-Sänger mit Roy Orbisons Song „Pretty Woman” ab.
So, jetzt reicht’s, dachte Jacob, beugte sich zu Clair hinunter und schlug ihr vor, zu gehen.
„Oh, Sie brauchen nicht auf mich zu warten. Gehen Sie nur. Ich bleibe noch ein bisschen.”
Jacob sah sie verständnislos an. „Clair, das ist nicht der Ort, an dem hübsche Mädchen wie Sie allein bleiben sollten”, ve rsuchte er zu erklären.
„Ach was. Mindy ist auch hübsch, und sie ist allein hier. Außerdem habe ich ihr ein Spiel versprochen. Wir sehen uns dann morgen früh, Jacob.”
Er seufzte resigniert. Es wäre zwecklos, ihr auseinander zusetzen, dass Mindy in diesem Lokal einen anderen Status hatte als sie, Clair. Momentan war Mindy gerade mit dem Kuss für den Sieger beschäftigt, sehr beschäftigt.
„Wissen Sie was”, schlug Jacob vor, „spielen wir eine Partie. Wenn ich gewinne, gehen wir.”
„Einverstanden! Und wenn ich gewinne …” Clair dachte nach, „wenn ich gewinne, müsse Sie eine Karaoke-Nummer bie ten. Und ich suche den Titel aus.”
„Kommt überhaupt nicht infrage.”
„Ach! Sie haben wohl Angst, Sie könnten verlieren, was?”
Ihm entging nicht die Herausforderung, die in ihrer Stimme mitschwang. Verdammt, er sollte von hier verschwinden. Sollte sie doch machen, was sie wollte. Was ging ihn das an?
Sie war volljährig. Wenn sie Wert darauf legte, hier mit zwielichtigen Typen herumzuhängen, war das ihre Sache.
Doch obwohl er das hundertprozentig so sah, brachte er es nicht über sich, einfach zu gehen. In gewisser Weise fühlte er sich für sie eben doch verantwortlich. Ihre Brüder hatten ihn nicht zuletzt dafür bezahlt, sie nach Wolf River zu bringen, sie heil dorthin zu bringen.
Wenn er einen Job machte, machte er ihn ganz.
Und da war noch etwas: Noch nie hatte er eine Herausforderung ausgeschlagen. Was hatte er zu befürchten? In
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