Heißer Trip ins Glueck
zehn Minuten war die Sache erledigt, und sie waren draußen.
„Also gut, dann los!”
Sie nahmen den Billardtisch nebenan und suchten sich Queues aus. Mindy, die bemerkt hatte, was sich da anbahnte, kam hinzu und baute die Kugeln für sie auf. Jacob überlegte, ob er Clair eine Vorgabe anbieten sollte. Inzwischen war auch Mad Dog hinzugekommen und wünschte ihr Glück.
Jacobs Stirn umwölkte sich. Nein, keine Gnade, dachte er. „Wir spielen um den Anstoß”, eröffnete er Clair.
Die sah etwas ratlos drein. Mindy erklärte ihr dann die Regel: Man spiele den Ball über die Kopfbande an die Fußbande zurück, ohne dass er die seitlichen Banden berühre; wessen Ball dann näher an der Bande läge, der hatte den Anstoß.
Jacob machte einen guten Stoß und kam auf drei Fingerbreit an die Bande heran. Aber Clairs Stoß war besser. Ihr Ball lag zwei Zentimeter näher an der Bande.
Anfängerglück, dachte Jacob gelassen, das wird sich bald ge ben. Er durfte sich nur nicht von dem Anblick von Clairs hinreißender Kehrseite ablenken lassen, wenn sie sich über den Billardtisch beugte.
Mit ihrem nächsten Stoß, dem Anstoß, versenkte Clair drei Bälle, zwei volle und einen halben. Jacob runzelte die Stirn.
„Und was nun?” fragte sie Mindy, ihre neue Freundin.
„Jetzt kannst du es dir aussuchen, ob du die Vollen nimmst oder die Halben.”
Clair entschied sich für die Halben, ohne sich darum zu kümmern, dass sie Jacob damit einen kleinen Vorteil überließ. Inzwischen hatte sich eine größere Anzahl von Zuschauern um den Billardtisch versammelt. In perfekter Manier, als sei das ein Kinderspiel, versenkte Clair die 14 und die 12 und ließ die 9 folgen.
Jacob merkte, das ihm der Schweiß ausbrach. Das war kein Anfängerglück mehr. Diese kleine, scheinheilige Kröte hat mich verladen, sagte er sich.
Den nächsten Stoß setzte Clair daneben. An der Bar war klirrend ein Glas auf den Boden gefallen, was sie abgele nkt hatte. Jacob war an der Reihe. Er wusste, dass es jetzt auf jeden Stoß ankam und riss sich zusammen. Als er vier Bälle geschafft hatte, wurde ihm etwas leichter, und er versuchte einen Zweibänder, den er allerdings knapp verschoss. Der kann bis zum nächsten Mal warten, dachte er und war trotzdem zufrieden.
Es gab kein nächstes Mal. Mit Übersicht und Routine sowie einer perfekten Ablage des Spielballs nach jedem Stoß versenkte Clair eine der gestreiften Kugeln nach der anderen und schickte am Ende mit einem raffinierten Schnitt auch die schwarze Kugel ins Loch.
Jacob war sprachlos. Sie hatte tatsächlich gewonnen. Der Jubel, mit dem Clair gefeiert wurde, war unbeschreiblich. Mad Dog und Mindy klatschten wie verrückt. Jacob kam die ganze Szene vor wie ein Traum.
„Sie spielen doch nicht zum ersten Mal Poolbillard, oder?” fragte er etwas spitz, nachdem die Traube der Zuschauer sich wieder ein wenig zerstreut hatte.
„Doch, ganz ehrlich. Allerdings haben wir zu Hause einen Snookertisch, und ich habe schon als Kind oft mit meinem Vater gespielt und eine Menge von ihm gelernt. Er ist ein ausgezeichneter Snookerspieler.”
Na prächtig, dachte Jacob, der Reinfall meines Lebens. Snooker war eine spezielle Billarddisziplin und erforderte eine ausgefe iltere Technik als Poolbillard.
Clair gab ihren Queue an Mindy weiter und kam um den Tisch herum. „Sie werden sich jetzt aber doch nicht vor Ihren Wettschulden drücken, oder?” fragte sie. Im Stillen überlegte sie allerdings, ob es nicht fairer wäre, Jacob die Begleichung seiner Schuld zu erlassen.
Immerhin war die Sache nicht ganz astrein, sagte sie sich. Dass sie sehr respektabel Snooker spielen konnte, hatte er ja nicht ahnen können. Und auch wenn die Regeln andere waren, die Grundtechnik blieb die Gleiche. Nein, es reizte sie zu sehr, ihn ein bisschen von seinem Podest herunterzuholen.
Sie schob die Hand unter seinen Arm und sah ihn fragend und lächelnd an.
„Bringen wir es hinter uns”, knurrte Jacob.
Ihn unterhakend, schleppte sie ihn zur Bühne. Dort studierte sie die Liste der Stücke, die der DJ anbot: Dylan, Sinatra, Barry Manilow - brr, scheußlich - Van Morrison, Rod Stewart …
Bingo! Das war es.
Sie teilte dem DJ ihre Wahl und den Namen des Kandidaten mit und beeilte sich dann, einen Sitzplatz gleich an der Bühne zu ergattern, bevor es losging - beziehungsweise bevor Jacob auf sie losgehen würde. Nicht anders als vorhin beim Billard war schnell ein größeres Publikum beisammen, um zu sehen und zu hören, was der
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