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Heißer Trip ins Glueck

Heißer Trip ins Glueck

Titel: Heißer Trip ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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Fremde zu bieten hatte.
    Jacob stand auf der Bühne, nahm schnell noch einen Schluck aus einem Glas Bier, das Mad Dog ihm gutmütig heraufreichte, und die Musik begann. „I am sailing …”

6. KAPITEL
    Jacob schlug sich wacker, und das Publikum wurde nicht enttäuscht. Er brachte den Song sogar so gut herüber, dass man ihn nicht ohne eine Zugabe gehen lassen wollte. Also legte Jacob noch zwei Elvis-Nummern nach, und spätestens bei „Jailhouse Rock” hatte er den Saal auf seiner Seite, ganz besonders das weibliche Publikum, das sich geradezu wild gebärdete.
    Clair hatte die Melodien noch immer im Kopf, als sie am nächsten Morgen aufwachte.
    Jacob Carver steckt doch voller Überraschungen und Merkwürdigkeiten, dachte sie. Einerseits lehnte er es ab, für sie den Babysitter zu spielen. Andererseits hat er sie gestern Abend aber keinen Augenblick aus den Augen gelassen, von dem Moment an, in dem sie ganz direkt und unmittelbar auf David - oder Mad Dog, wie Jacob ihn titulierte - getroffen war.
    Jedes männliche Wesen, das ihr auch nur ein bisschen näher gekommen war, war von Jacob mit einem finsteren Blick bedacht worden. Mittlerweile fragte sie sich, ob sie es bedauern oder begrüßen sollte, dass Jacob auf diese Weise die Männer auf Distanz zu ihr hielt. Vielleicht ein bisschen von beidem, sagte sie sich. Immerhin waren diese Männer von einem anderen Kaliber als die, die sie bisher auf Abendgesellschaften kennen gelernt hatte.
    Sie hatte den gestrigen Abend und das Zusammensein mit all diesen Leuten, die sagten, was sie meinten, sehr genossen. Da war nichts von den Förmlichkeiten und der Heuchelei gewesen, die sie zur Genüge kannte und die sie immer schon gelangweilt hatten. Und dennoch - bei diesem Gedanken wurde sie sehr ernst -, eines war nicht zu übersehen gewesen: Sie war zwar willkommen gewesen, hatte aber nicht dazugehört.
    Wohin gehörte sie überhaupt? Auch auf den Schulpartys oder den Partys, die ihre Eltern zu Hause veranstaltet hatten, hatte sie nie das Gefühl gehabt, wirklich dazuzugehören. Nirgends hatte sie sich so richtig als ein selbstverständliches Glied der Gemeinschaft empfunden.
    Gewiss waren ihre Eltern, die ihr alle Liebe und Geborgenheit gegeben hatten, die sie sich nur wünschen konnte, nicht dafür verantwortlich zu machen. Aber auch sie hatten nicht verhindern können, dass ihr immer etwas fehlte, etwas, das sie nicht zu benennen wusste, das aber dennoch existierte; etwas wie ein schwacher Duft, den ein Windzug heranträgt, der aber schon verweht ist, bevor man hätte sagen können, woher man ihn kennt; oder etwas wie die schemenhafte Erinnerung an einen Traum, den man beim Erwachen schon halb vergessen hat.
    Clair hatte auf dem College Vorlesungen in Psychologie ge hört und wusste daher, dass keine Erfahrung wirklich verloren ging. Selbst von der eigenen Geburt prägte sich etwas ein, wenn es auch für die bewusste Erinnerung unerreichbar blieb. So musste auch etwas von ihrer Herkunftsfamilie in ihr noch gegenwärtig sein, etwas von ihren leiblichen Eltern und der Umge bung, in der sie die ersten beiden Jahre gelebt hatte. Sie würde sehr viel darum geben, sich wenigstens an ein winziges Detail noch erinnern zu können.
    Clair schloss die Augen. Vielleicht half ihr die Gunst der Stunde, da sie sich fast noch im Halbschlaf befand. Sie ließ ihre Gedanken frei schweifen und sich innerlich fallen. Und tatsächlich. Auf einmal war ihr, als sähe sie etwas, das wie rosa Wolken war, und zwei blaue Augen, so blau wie ihre, die sie freundlich anblickten. Sie glaubte, Wärme zu spüren und die Stimmen vieler Menschen um sich herum zu hören, die lachten und scherzten …
    Aber dann war es vorbei. Alle Anstrengungen, die Bilder und Töne zurückzuholen, waren vergebens. Hatten sie überhaupt etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun gehabt? Oder hatte sie diese Bilder und Töne nur deshalb gesehen und gehört, weil sie unbedingt welche sehen und hören wollte?
    Clair merkte, dass ihr Herz vor Aufregung heftig schlug. Ihr zitterten sogar die Hände, als sie nun aufstand und sich hastig den Morgenmantel überzog. Sie ging zur Verbindungstür und klopfte sacht an.
    Beim zweiten Klopfen war Jacob wach. Er stöhnte auf und vergrub den Kopf im Kissen.
    „Gehen Sie weg!” rief er. Die Ange wohnheit dieser Frau, ihn in aller Herrgottsfrühe in Gespräche zu verwickeln, fing an, äußerst lästig zu werden.
    Vorsichtig steckte Clair den Kopf durch die Tür. „Jacob, es tut mir furchtbar

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