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Heißer Zauber einer Nacht

Heißer Zauber einer Nacht

Titel: Heißer Zauber einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Boyle
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herauf. »Kennt Ihr vielleicht jemanden, der verfügbar ist?«
    Es war eine Weile her, seit er in London gewesen war, doch er konnte sich nicht erinnern, dass die Damen der Halbwelt damals so offen gesprochen hatten.
    Besonders nicht so direkt wie diese Person. Sie vergeudete keine Sekunde.
    »Nun, ich kann behaupten, ich habe einen gewissen schlechten Ruf«, bot er sich an und versuchte sich zu erinnern, was Temple gesagt hatte. Er gehörte jetzt zur schlechten Gesellschaft. Jenseits der Grenzen des Erlaubten. Ein schrecklicher Herumtreiber. Colin erwog, sie finster anzustarren, sagte sich dann jedoch, dass dies ein bisschen über das Ziel hinausschießen würde.
    Sie spitzte die Lippen und betrachtete ihn kritisch. »Seid
    Ihr sicher? Ihr wirkt ein wenig zu ehrenwert für das, was ich im Sinn habe.«
    Ehrenwert, in der Tat. Sie brauchte das nicht so schrecklich enttäuscht zu sagen.
    Vielleicht hätte er sie doch finster anstarren sollen.
    »Lasst Euch versichern«, sagte er und rief sich in Erinnerung, wie verdammend Lady Diana seinen Charakter eingeschätzt hatte, »ich weiß aus guter Quelle, dass ich kein wenig Ehre in mir habe.«
    Sie überlegte wieder, und diesmal schenkte sie ihm ein versöhnliches Lächeln.
    Wenn Ihr meint, schien ihr skeptischer Blick zu sagen.
    »Wolltet Ihr nicht soeben gehen?«, sagte sie, und es war mehr ein Vorschlag als eine Frage.
    »Nein«, log er. »Ich habe ebenfalls auf jemanden gewartet.«
    Das entsprach nicht ganz der Unwahrheit - er hatte auf Temple warten sollen, doch jetzt hoffte er, dass sein Cousin völlig in dem Gewühl gefangen war.
    Abermals betrachtete sie ihn mit ungläubiger Miene.
    »Vielleicht können wir gemeinsam nach unseren Partnern suchen?«, schlug er vor und bot ihr seinen Arm. Er wusste nicht, welcher Teufel ihn geritten hatte, solch einen Vorschlag zu machen, doch aus irgendeinem Grund zerrte die Vorstellung, sie allein in diesen Saal voller lüsterner Typen gehen zu lassen, an seiner Ehre.
    An derselben Ehre, die er angeblich nicht hatte.
    »Sehr freundlich von Euch«, sagte sie in höflichem Tonfall und legte leicht die Hand auf seinen Ärmel. »Vielleicht könnt Ihr mich vorstellen. Ich befürchte, ich kenne hier keine Menschenseele.«
    Ihre merkwürdige Bitte, vorgetragen mit den Manieren und dem Tonfall einer schicklichen Debütantin, erschütterte Colin. Ebenso ihr unabsichtliches Eingeständnis, dass sie niemanden auf dem Ball kannte.
    Wer, zum Teufel, war diese Frau?
    Gewiss war sie keine junge Dame auf ihrem ersten Ball - sie war zu alt, um sich auf dem Heiratsmarkt zu präsentieren. Er schätzte sie auf mindestens zwanzig. Außerdem würde sich keine anständige Frau auf solch einer Versammlung unmaskiert und unbegleitet sehen lassen.
    Als sie in die Menge gingen, hielt sie den Kopf hoch erhoben, und betrachtete ständig ihre Umgebung mit der Anmut einer Komtesse.
    Vielleicht war sie das Resultat des Seitensprungs irgendeines Adligen, der ihr eine gute Erziehung hatte angedeihen lassen, weil er gehofft hatte, dass sie eine passende Stellung finden würde.
    Aus der kuriosen Mischung aus guten Manieren und zweifelhafter Moral schloss Colin, dass sie kaum die Gesellschafterin einer Lady sein konnte, nicht mit ihrem Hang für derbe Sprache.
    Und sie war gewiss nicht als Gouvernante geeignet, mal ganz abgesehen von ihrer zweifelhaften Moral. Ihre üppige Figur und ihre widerspenstige Lockenpracht passten nicht zu diesem Beruf.
    Keine feine Dame bei vollem Verstand würde solch eine Versuchung für ihren Haushalt einstellen.
    »Darf ich fragen, warum Ihr einen solchen Mann sucht?«, fragte Colin. »Die meisten Damen ... Eures ...«
    »... meines Gewerbes?«
    »Ja, Eures Gewerbes, bevorzugen ein wenig mehr ...« Er suchte nach einer höflichen Formulierung.
    »Was mehr?«, drängte sie.
    »Finanzielle Sicherheit, anstatt leichtsinnige Hemmungslosigkeit.«
    »Heute Nacht ziehe ich es vor, leichtsinnig zu sein«, vertraute sie ihm an, und ihre Augen funkelten mutwillig und geheimnisvoll.
    Die Art, wie sie das Wort leichtsinnig gesagt hatte, beflügelte seine Fantasie.
    Plötzlich sah er vor seinem geistigen Augen zerwühlte Laken und vereinigte Körper in einer Nacht unvergesslicher Leidenschaft.
    Er riss den Blick von der bezaubernden Verlockung fort.
    Was, zum Teufel, dachte er da? Er war Colin Danvers, das vernünftige Mitglied seiner Familie, der ehrbare älteste Sohn. Der Mann, für den Pflicht und Pflichterfüllung an erster Stelle standen.

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