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Heißer Zauber einer Nacht

Heißer Zauber einer Nacht

Titel: Heißer Zauber einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Boyle
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hatte sich schon mehrmals so gefühlt, hauptsächlich auf See, wenn er in der Schlacht eine Gelegenheit erkannte hatte, um die Schwäche eines Feindes auszunutzen und die Gefechtsformation zu durchbrechen, um das Schicksal in seine eigenen Hände zu nehmen.
    Es war eine gefährliche Versuchung, aber er wusste aus Erfahrung, dass er nicht enttäuscht werden würde, wenn er der Verlockung erlag.
    Er brauchte nur auf seine innere Stimme zu hören und sein sonst vorsichtiges und konventionelles Ich zu vergessen.
    Und jetzt zog ihn sein Gefühl, aus welchen Gründen auch immer, zu dieser sonderbaren Verlockung hin und erinnerte ihn an Temples Vorhersage.
    Irgendein Unsinn darüber, eine Frau zu finden, die einem das Herz auf den ersten Blick stahl...
    Genau das ist es: Unsinn, sagte er sich. Völlig lächerlich ... «
    Offenbar war sie es leid, darauf zu warten, dass er sie losließ, denn sie riss sich los, und das mit mehr Kraft, als er einer Dame zugetraut hätte. Sie strich ihr Kleid glatt, seufzte beim Anblick seines Zustandes und zupfte dann die Spitzenstola über ihren nackten Schultern zurecht.
    »Oh, ich habe Euch wehgetan«, sagte sie, bevor sie sich noch einmal wenig damenhaft schüttelte und so ihr Haar noch mehr durcheinander brachte. »Es tut mir so Leid. Diese verdammten Schuhe bringen mich noch um. Wenn nicht mich, dann offenbar jemanden sonst.«
    Sie streckte ihren Fuß aus und erlaubte Colin einen interessanten Blick auf einen hochhackigen Schuh, doch einen noch besseren auf eine wohlgeformte Wade, eingehüllt von einem Seidenstrumpf... Sie sah hinab auf den Fußabdruck auf seinem Schuh und errötete noch mehr. »Ich habe Euch doch nicht den Fuß gebrochen, oder?«
    Colin lachte, obwohl er wenig oder kein Gefühl in den Zehen hatte. »Nein, ich hoffe, er wird sich in spätestens vierzehn Tagen erholt haben. Aber es ist kaum zu glauben, dass so hübsche Schuhe so tückisch sein können.«
    Sie lachte ebenfalls, und es klang erzwungen heiter. Er hatte das Gefühl, dass sie nur lachte, weil sie wegen seines schwachen Versuchs, humorvoll zu sein, Mitleid hatte.
    Wie mochte ihr Lachen klingen, wenn es spontan kam? Er nahm an, dass diese Frau mit einer Freude lachte, von der alle angesteckt wurden, die es hörten.
    Er wusste nicht, warum, aber er dachte ebenfalls, dass es lange her war, seit sie zum letzten Mal gelacht hatte. Echt und wundervoll gelacht.
    »Ich wollte sagen ...«, begann Colin, überlegte schnell, welche witzige Bemerkung Temple machen würde, um sich die Aufmerksamkeit der Dame zu sichern, und fragte sich zugleich, warum er sich so sehr bemühte ... »Nun, ich wollte sagen, dass es nicht mein Fuß ist, der tödlich verletzt ist, Mylady, sondern mein Herz.«
    Bei diesem übertriebenen Kompliment lachte sie, diesmal ein wenig zu laut.
    »Und das findet Ihr lustig?«, fragte er pikiert, weil seine Ritterlichkeit als humorvoll aufgefasst wurde.
    Sie hielt eine Hand auf die Lippen und unterdrückte ein Kichern. Dann blickte sie auf, starrte ihn unverfroren an, als sehe sie ihn zum ersten Mal und wäge eine wichtige Entscheidung ab - etwas, was nur er für sie beantworten konnte.
    Doch welche Lösungen sie auch suchen mochte, er passte offensichtlich nicht dazu, denn sie seufzte von neuem, ihr Blick entließ ihn mit einem Blinzeln schwarzer Wimpern und glitt über seine Schulter in den überfüllten Ballsaal. Sie suchte jemanden.
    Einen anderen.
    Die Erkenntnis, dass er aus irgendeinem Grund nicht ihren Erwartungen entsprach, traf ihn mehr, als er zugegeben hätte.
    Was, zum Teufel, war mit ihm los? Erst vor einer Stunde hatte ihm seine Verlobte den Laufpass gegeben, und er ärgerte sich mehr darüber, dass ihm ein sonderbares leichtes Mädchen die kalte Schulter zeigte.
    Colin spähte durch den Saal, um zu sehen, ob er ihrem Blick folgen konnte, doch das Gewühl von Leuten gab ihm keine Antwort. »Sucht Ihr jemanden?«
    »In der Tat suche ich jemanden. Einen Schuft, um genau zu sein«, sagte sie, und bei ihrer unverblümten Antwort klaffte sein Mund auf.
    »Einen Schuft. Einen Windhund. Einen Profi in diesen Dingen.«
    Das traf auf fast jeden Mann im Saal zu, schätzte Colin, mit Ausnahme von ihm selbst. »Habt Ihr irgendeinen Besonderen im Sinn?«
    »O nein«, sagte sie. »Jeder Lump wird reichen. Solange er nur unmoralisch und erfahren ist. Aber ich muss jetzt los, denn ich habe nicht viel Zeit.« Sie ging zwei Stufen der Treppe hinunter, verharrte dann und blickte über die Schulter zu ihm

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