Heißes Eis
Verstand, den ich in diesem Gespräch doch schleunigst einschalten sollte!
«Du weißt vieles noch nicht von mir, Sanne! Wir sind uns gar nicht so unähnlich!»
Bens Blicke streicheln zärtlich über meine Wange, küssen meine Lippen und fahren unter den Saum meines Kleides,...
Mir wird plötzlich heiß. Kleine Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn und mein Slip fühlt sich feucht an.
Das muss definitiv ein Ende haben!
Ich stehe abrupt von meinem Stuhl auf.
«Äh, tut mir leid, aber ich bin hundemüde. Du bist doch nicht sauer, wenn ich mich schon ins Bett lege?»
Er schüttelt den Kopf.
«Geh nur, Sanne! Ich versteh dich! Schlaf gut!»
Bedeutet das 'Ich versteh dich!', dass er merkt, dass mir seine Gegenwart und dieses Gespräch einfach zu heiß werden? Darauf gehe ich jetzt sicherlich nicht näher ein.
«Äh, ja, du auch, Ben! Gute Nacht!»
Als ich im Bett liege, muss ich an Tine denken. Die arme liegt jetzt krank zu Hause, während sich Ben im Urlaub vergnügt. Ich sollte sie mal anrufen, aber irgendwie fehlt mir dazu gerade die Energie. Ich stehe auf und fische mein Handy aus der Tasche. Wenigstens eine SMS kann ich ihr schreiben:
«Liebe Tine,
ich hoffe, du erholst dich bald und gesellst dich zu uns!
Alles liebe und gute Besserung,
deine Sanne!»
Ausflug
Als ich am nächsten Morgen erwache, liegt Ben auf dem Bett nebenan und schläft. Eines seiner leicht behaarten Beine ragt unter der Decke hervor und die dunkelblonden Haare fliegen wild durcheinander. Seine Lippen sind leicht geöffnet. Wie sie wohl schmecken?
Sanne, nicht schon wieder!, weise ich mich zurecht.
Ich kann erkennen, wie sich unter seinen Lidern die Augen bewegen – er träumt offensichtlich! Plötzlich stöhnt er sanft auf und murmelt etwas.
Habe ich da gerade meinen Namen gehört? Unsinn, das war sicherlich nur Einbildung!
Ich reiße mich von seinem Anblick los, stehe auf und gehe mit frischer Kleidung im Arm ins Bad. Da ich Ben kein erotisches Ziel bieten will, habe ich mir ein weites, weißes T-Shirt und eine halblange Jeans für heute ausgesucht. Auf Schminke verzichte ich aus dem gleichen Grund und auch deshalb, weil ich bei der Hitze leicht zu schwitzen anfange und die Farbe im Gesicht mich dann innerhalb kurzer Zeit in einen Zombie verwandelt. Nachdem ich mich frisch gemacht und angezogen habe, schaue ich wieder ins Schlafzimmer, wo sich Ben im Bett liegend gerade streckt und dabei seine behaarte Brust entblößt.
«Guten morgen, Ben!», rufe ich ihm zu.
Er gähnt mit geschlossenen Augen.
«Morgen Sanne!», antwortet er, ohne mich anzusehen.
«Ich warte unten auf dich!»
«OK, bis gleich, Mäuschen!»
Mäuschen? Ist das ein Kosewort für mich, oder hat er da was verwechselt?
Widerstrebend bemerke ich, dass sich ein Kribbeln durch meinen Körper zieht. Ich drehe mich rasch um und steige die Treppe hinunter.
Nach ein paar Minuten höre ich oben Bens Handy klingeln.
«Hallo Tine! Wie geht es dir, mein Schatz?», höre ich ihn sagen.
«Ach, du Arme! Dann wirst du noch nicht so bald nachkommen?»
«Natürlich, Sanne ist toll!»
Innerlich mache ich einen Hüpfer.
Ben findet mich toll!
«Aber ich vermisse dich sehr!»
Und schon ist das Hochgefühl wieder verraucht und am liebsten würde ich mich dafür ohrfeigen, dass mir das überhaupt so wichtig ist.
«Ich weiß noch nicht, was wir heute unternehmen, das muss ich noch mit Sanne besprechen. Wahrscheinlich erkunden wir erst einmal die Umgebung.»
Genau das hatte ich auch für heute vor gehabt.
«Ja, dann kuriere dich schön aus und lass es dir gut gehen, mein Schatz!»
Pause.
«Tschüss!»
Weitere fünf Minuten später steht Ben mit gekämmten Haaren, weitem weißen T-Shirt und in blauen Jeans vor mir und stutzt. Vollkommen unbeabsichtigt gehen wir heute im Partner-Look. Ich seufze. Wenn der Tag schon so verhängnisvoll anfängt, wie soll das bloß enden? Wir schließen das kleine Haus ab und gehen zum Zentralgebäude hinüber, in dem sich das Restaurant befindet. Es herrscht noch wenig Betrieb und wir sammeln am Buffet alles ein, was schmackhaft aussieht. Auch hier muss ich schockierend viele Übereinstimmungen zwischen Ben und mir feststellen. Wir stehen beide auf das gleiche Früchtemüsli, frisch gepressten Orangensaft und helle Brötchen mit Schinken – nur dass ich den gekochten lieber habe und Ben den rohen. Da wir uns getrennt voneinander zwischen anderen Gästen vom Buffet bedient haben, konnten wir nicht sehen, was sich der andere holt,
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