Heißes Eis
heraus und legen eine kurze Trinkpause ein. Jetzt müssen wir uns einen Weg hinauf suchen, denn querfeldein, über Zäune und zwischen trockenen Dornenbüschen hindurch, wollen wir nicht unbedingt wandern. Nachdem wir etwas umhergeirrt sind, finden wir einen gepflasterten, aber leicht verwilderten Pfad, der den Hang hinauf führt. Wir gehen an kleinen Fincas und vereinzelt auch Ferienhäusern vorbei. Inzwischen ist es äußerst heiß geworden und Schweiß sammelt sich überall auf meinem Körper und klebt ganz besonders eklig unter dem Rucksack auf meinem Rücken. Sehr ärgerlich finde ich aber, dass meine Haare unangenehm zu kleben beginnen. Und dieser Mistkerl Ben zieht das Tempo auch noch an. Ich bin bereits vollkommen erledigt, als der Weg in eine steile Treppe mündet, die sich bergauf schlängelt. Ich keuche und puste, aber das scheint Ben überhaupt nicht zu kümmern.
Der wartet wohl darauf, bis ich aufgebe, um seinen Triumph zu feiern! Da kann er lange warten und wenn ich vorher umkippe!
Aber mein Vorsatz währt keine fünf Minuten, dann muss ich mich geschlagen geben. Meine Lunge sticht und ich fühle mich wie ein einziges Schweißbad.
«Ben!», jammere ich.
Augenblicklich dreht er sich zu mir um und grinst von einem Ohr bis zum anderen über meinen leidenden Gesichtsausdruck. Wie kommt es, dass er noch so fit aussieht? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!
«Du schummelst, du hast Heliumkugeln für den Auftrieb im Rucksack, stimmt's», versuche ich meine Niederlage zu überspielen.
«Na gut, dann tauschen wir die Rucksäcke, damit du auch mal ein bisschen schweben kannst!», entgegnet er.
«Ach, das hab ich doch gar nicht nötig!», japse ich, noch immer nach Atemluft ringend, was sein Grinsen nur noch breiter werden lässt – wenn das überhaupt noch möglich sein sollte.
«Na, dann ist ja gut!»
Mit diesen Worten dreht er sich wieder um und rennt die Treppenstufen hinauf. Ich stolpere unglücklich hinterher. Er will es mir jetzt wohl so richtig zeigen!
«Ben!», rufe ich ihm verzweifelt nach.
Doch er erstürmt mit großen Schritten den Gipfel, lässt sich dort auf einem Felsvorsprung nieder und schaut mir belustigt beim Aufstieg zu. Grollend klettere ich ihm hinterher. Und jetzt lasse ich mir extra Zeit. Mit meiner großen Klappe habe ich aber wohl auch nichts anderes verdient. Als ich endlich neben ihm eintreffe, trinkt Ben in kräftigen Zügen an seiner Wasserflasche. Die Zikaden zirpen ein wildes Konzert und die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel.
«Können wir uns einen Schattenplatz suchen?», frage ich zerknittert und völlig außer Atem.
Ben nickt und wir gehen in die Ruine hinein. Hier wurde offensichtlich nie etwas restauriert, denn von dem Gemäuer stehen nicht viel mehr als die Grundmauern und die Reste eines Burgturmes. Alles wird von trockenen Büschen und Schlingpflanzen überwuchert. Immer wieder huschen schillernde Eidechsen über die steinernen Wände. Ich habe eine Schwäche für Ruinen. Sie lösen in mir immer ein Gefühl von der Vergänglichkeit, Nostalgie und der Sehnsucht nach der Ursprünglichkeit des Lebens der vergangenen Zeiten aus. Wir finden einen Raum, dessen Wand zum Abhang hin eingebrochen ist und den Blick ins Tal und auf das weite blaue Meer frei gibt. Der Platz ist schattig und mit dichtem Gras bewachsen. Hier setzen wir uns hin und packen unsere Brotzeit aus. Ich habe zudem ein Handtuch dabei und muss mir zunächst einmal den Schweiß abrubbeln. Das frische T-Shirt, das ich außerdem dabei habe, hebe ich mir aber lieber für später auf, denn ich will ja noch schwimmen gehen und danach etwas nachgeschnitztes überzuziehen, finde ich viel zu eklig. Nachdem ich mich mit gut einem halben Liter Wasser aus meiner Flasche erfrischt habe, geht es mir schon wieder bedeutend besser. Und die Ruine mit dem malerischen Ausblick entschädigt mich voll und ganz für den mühsamen Aufstieg.
«Hat sich doch gelohnt, hier her zu kommen!», schwärmt Ben, der seinen Blick gedankenversunken in die Ferne schweifen lässt.
Mich wundert, dass ich ihn früher nie so eingeschätzt hätte, dass er so was genießen kann. Als Spaßmacher habe ich ihn zwar auch sehr gemocht, aber so eine Begeisterung für die Natur und derartige Ausflüge hatte ich ihm überhaupt nicht zugetraut.
Wir packen unser Lunchpaket aus und verdrücken hungrig Obst und Sandwiches. Ein Blick auf mein Handy zeigt mir, dass es bereits ein Uhr Mittags ist. Kein Wunder, dass ich so müde und
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